Aktien Europa: EuroStoxx gibt nochmals nach - Niederlande im Blick
PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Im neuen Börsenmonat Juni bleiben
die Anleger bei europäischen Aktien am Dienstag vorsichtig. Nach
solidem Start machte sich schnell wieder etwas politische
Unsicherheit bemerkbar - dieses Mal aber weniger von US-Präsident
Donald Trump ausgehend, sondern von den Niederlanden. Dort ist die
Regierungskoalition im Streit um die Migrationspolitik zerbrochen.
Der EuroStoxx 50 gab gegen Mittag um 0,29 Prozent auf
5.340 Punkte nach und knüpfte so an seinen schwächeren Juni-Auftakt
an. Ein von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) für dieses Jahr schwächer diagnostiziertes
Weltwirtschaftswachstum hinterließ auch gewisse Spuren. Anleger
bleiben außerdem vorsichtig im Vorfeld des am Donnerstag erwarteten
Zinsentscheids der Europäischen Zentralbank.
An wichtigen Börsen außerhalb des Euroraums war das Bild am Dienstag
durchwachsen: Der Londoner Leitindex FTSE 100
notierte gegen Mittag 0,25 Prozent tiefer bei 8.752 Punkten, während
der Schweizer SMI moderat mit 0,15 Prozent im Plus
lag bei 12.217 Zählern.
An der Schweizer Börse half der Anstieg um 2,6 Prozent bei den
gewichtigen Aktien der UBS , die vom Analysehaus
Jefferies frisch zum Kauf empfohlen wurden. Sie hoben sich damit
positiv ab vom Bankensektor, dessen Teilindex im marktbreiten Stoxx
Europe 600 um ein Prozent fiel. Unter anderem
bewegten sich die Titel des UBS-Konkurrenten Julius Bär
nach einem Strategie-Update 1,2 Prozent tiefer. In
London büßten HSBC nach einer gestrichenen
Kaufempfehlung der Bank of America 1,3 Prozent an Wert ein.
Aus den Niederlanden gab es mit den Aktien der ING im
Bankensektor auch eine Aktie, die mit einem Wertverlust von 1,5
Prozent eher negativ auffiel. Wie es in dem Land nun politisch
weitergeht, bleibt zunächst unklar. Wahrscheinlich sind Neuwahlen,
was aber am Gesamtmarkt keine größere Unruhe hervorrief. Der
Amsterdamer Leitindex AEX notierte zuletzt relativ
moderat mit 0,4 Prozent im Minus.
Im schwächeren Luxusgütersektor gehörten die Aktien von Kering
mit 1,1 Prozent Minus zu den Verlierern. Es ist
Gewissheit: Der Gucci-Mutterkonzern muss demnächst seinen Platz im
EuroStoxx für den deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall
räumen. Damit steht der zweitgrößte Indexverlierer in
diesem Jahr vor dem Abstieg. Kering hat 2025 bislang 29 Prozent an
Wert verloren.
Bei Prosus gab es am Dienstag einen Abschlag von
einem halben Prozent, weil der Tech-Investor mit Ervin Tu seinen
Investmentchef verliert. Mildernd wirkte, dass der scheidende
Manager weiterhin für die Gruppe als Berater tätig sein wird.
Analyst Marcus Diebel von JPMorgan sah in alldem keine wirkliche
Überraschung und geht davon aus, dass es strategisch keine großen
Änderungen geben wird.
Deutlichere Kursverluste gab es Rohstoffsektor, der für gewöhnlich
besonders ausgeprägt auf konjunkturelle Einflüsse reagiert. Sein
Teilindex war europaweit mit einem Abschlag von 1,7 Prozent das
Schlusslicht. Dies zeigte sich bei einigen Aktien, die in London
Gewicht haben, darunter zum Beispiel Anglo American
und Rio Tinto mit Abgaben von bis zu 2,4 Prozent.
Aktien der Pennon Group fielen in London außerdem
noch negativ auf mit einem Abschlag von 2,8 Prozent. Der
Wasserversorger hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust
vor Steuern ausgewiesen. Experten sprachen dabei aber nicht von
einer richtigen Überraschung - genauso wie beim Tabakkonzern BAT
, dessen Kurs nach einem etwas optimistischeren
Umsatzziel nah am Vortagsniveau verblieb./tih/stk