ROUNDUP: Warren Buffett gibt Führung von Berkshire Hathaway ab
OMAHA (dpa-AFX) - Der legendäre US-Investor Warren Buffett will nach
mehr als einem halben Jahrhundert die Führung seiner Holding
Berkshire Hathaway
Buffet gehe mit dann 95 Jahren und einer Bilanz wie wohl kein anderer, schrieb Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Buffett habe in sechs Jahrzehnten an der Spitze des Unternehmens "alle Finanz- und Wirtschaftskrisen gemeistert und alle Chancen genutzt". Für seinen Erfolg genüge eine Zahl, schrieb Niklasch: "Die Berkshire-Aktie ist heute mit über 800.000 US-Dollar die teuerste Aktie der Welt."
Der Normalanleger kann sich von den Papieren angesichts des Kurses
kaum ein einziges Exemplar leisten. Daher hatte Berkshire Hathaway
Mitte der 1990er Jahre eine zusätzliche Aktiengattung eingeführt.
Diese B-Aktien
Die Berkshire-Aktionäre müssen sich wegen Buffetts Abschied nach Einschätzung von UBS-Analyst Brian Meredith indes nicht sorgen: Das Unternehmen sei mittlerweile weniger auf Buffetts Investment-Talent angewiesen, schrieb der Experte in einer Studie vom Montag. Meredith traut Berkshires A-Aktie auf absehbare Zeit einen weiteren Kursanstieg zu - bis auf gut 909.000 Dollar.
Unterdessen will Starinvestor Buffett seiner Gesellschaft erst einmal erhalten bleiben. Er wolle nach seinem Abschied von der Unternehmensspitze weiter als Berater zur Seite stehen, erklärte er. Die Entscheidungen werde Abel treffen. Ins Büro werde er aber vermutlich trotzdem gehen, sagte Buffett dem Sender CNBC.
Die Ankündigung seines Abschieds hatte er sich für den Abschluss seiner 60. Aktionärsversammlung bei Berkshire Hathaway am Wochenende aufgehoben. Die rund 40.000 Teilnehmer in der Halle in seiner Heimatstadt Omaha würdigten ihn danach mit minutenlangem Applaus. Nur seine beiden Kinder habe er vorab von seiner Absicht informiert - aber nicht Abel selbst, sagte Buffett.
Einzigartige Erfolgsgeschichte
Berkshire war ursprünglich eine kleine Textilfirma. Buffett kaufte sie in den 1960er Jahren und verwandelte sie in eine erfolgreiche Investmentgesellschaft. Sein Gespür für gute Geschäfte sorgte dafür, dass Berkshires Investitionen in verschiedene Unternehmen sich über die Jahre deutlich besser entwickelten als der Aktienmarkt im Durchschnitt. Von 1964 bis 2024 sei der Börsenwert pro Aktie um 5.502.284 Prozent gestiegen, hieß es im jüngsten Berkshire-Jahresbericht.
Die Investment-Philosophie dahinter: Bei aussichtsreichen Unternehmen zu guten Preisen einzusteigen. Buffett genießt als "Orakel von Omaha" Kultstatus bei seinen Fans. Die Aktionärstreffen werden manchmal auch als "Woodstock für Kapitalisten" bezeichnet, in Anlehnung an das legendäre Musikfestival 1969, bei dem unter anderem Jimi Hendrix und The Who auftraten. Aktionäre fragen Buffett oft auch nach Rat für ihre Zukunft oder nach seiner Meinung weit über Investment-Fragen hinaus.
Beteiligungen quer die durch die Wirtschaft
Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Versicherer Geico, die
Eisenbahngesellschaft BNSF, die Fast-Food-Kette Dairy Queen, der
Pralinen-Anbieter See's Candies und der Batteriehersteller Duracell.
Zudem hält die Holding Beteiligungen an vielen anderen Unternehmen
wie unter anderem Apple
Große Schuhe für Nachfolger
Der 62-jährige Abel wird sich unweigerlich an der Erfolgsbilanz von Buffett messen lassen müssen. Der aus Kanada stammende Energie-Manager wurde schon vor Jahren als Buffetts Wunschnachfolger benannt. Er ist seit 1999 bei Berkshire und bekam 2018 die Verantwortung für das Geschäft außerhalb der Versicherungen übertragen.
Buffett dürfte Abel ein üppiges Geldpolster für Investitionen hinterlassen: Die Geldreserven von Berkshire haben inzwischen fast 350 Milliarden Dollar erreicht. Buffett sagte in den vergangenen Jahren wiederholt, dass er keine passenden Deal-Gelegenheiten im Markt sehe. Abel sagte in Omaha, dass sich die Investment-Ansätze unter seiner Führung nicht ändern würden.
Kritik an Trumps Zollpolitik
Bei der Aktionärsversammlung kritisierte Buffett die Zollpolitik von Donald Trump - allerdings ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen. "Handel sollte keine Waffe sein", sagte er. Die USA sollten mit anderen Ländern handeln - und wenn der Rest der Welt reicher werde, "wird das nicht auf unsere Kosten sein", sondern werde auch Amerika reicher machen.
Trump kündigte hohe Importzölle an - mit dem erklärten Ziel, mehr Produktion ins Land zu bringen. Auch sieht der US-Präsident das hohe Handelsdefizit als Problem: In die USA werden Waren in deutlich höherem Wert eingeführt als exportiert. Trump setzte die Zölle für die meisten Länder allerdings schnell wieder aus, nachdem die Börsen und Finanzmärkte daraufhin eingebrochen waren. Experten erwarten aber auch durch die in Kraft gebliebenen China-Zölle Lieferengpässe in den USA in den kommenden Monaten.
Einst Alternative zu Zöllen vorgeschlagen
Buffett hatte einst selbst Importzertifikate vorgeschlagen, um das Handelsdefizit zu senken. Der Gedanke war, dass Unternehmen für Ausfuhren aus den USA Importrechte erhalten, die sie dann an andere Firmen verkaufen können. Er räumte bei der Aktionärsversammlung ein, dass die Idee nicht populär gewesen sei.
Buffett warnte die USA davor, den Rest der Welt gegen sich aufzubringen. Aus seiner Sicht wäre es "ein großer Fehler", wenn 7,5 Milliarden Leute einen nicht mögen und 300 Millionen sich damit brüsteten, wie gut es ihnen gehe. "Ich denke nicht, dass das richtig ist - und ich denke nicht, dass das weise ist."/so/stw/mne/mis
ISIN US0846701086 US0846707026
AXC0092 2025-05-05/10:39
Relevante Links: Berkshire Hathaway Inc., Berkshire Hathaway Inc., Apple Inc., Coca-Cola Company