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Börse Frankfurt-News: Auslandsaktien: "Langfristig sind Chancen zu erkennen"

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Zollkonflikt prägt seit Anfang des Monats das Geschehen an den Aktienmärkten. Zudem im Fokus: Die laufende Berichtssaison. Die Händler an der Frankfurter Börse rechnen weiterhin mit starken Kursschwankungen, sehen aber auch Chancen.

30. April 2025. Der vielfach befürchtete große Crash an den Aktienmärkten ist erst mal ausgeblieben. Zwar liegen die großen US-Indizes seit Jahresbeginn noch im Minus, seit den Tiefs in der ersten Aprilwoche haben sich die Kurse aber deutlich erholt. Die europäischen Kursbarometer wie der Stoxx Europe 600 oder der Euro Stoxx 50 verbuchen im laufenden Jahr sogar schon wieder Pluszeichen. Die Lage bleibt aber angespannt. "Da im Zollkonflikt noch keine Einigungen erzielt sind und ein Ende der gegenseitigen Androhungen noch nicht absehbar ist sowie aufgrund der aktuell auf Hochtouren laufenden Berichtsaison ist weiterhin mit erhöhter Volatilität in Einzelwerten als auch auf Gesamtmarktebene zu rechnen", analysiert Marc Richter. Der Leiter Skontroführung Aktien bei der Steubing AG rät Anlegerinnen und Anlegern, Geduld mitzubringen. "Langfristig sind auf Einzelwertebene trotz aktuell erhöhter Volatilität sicherlich Chancen zu erkennen".

Optimistisch zeigen sich auch die Analysten der Deutschen Bank. "Langfristig orientierte Anleger könnten mögliche Korrekturen als günstigen Einstiegspunkt nutzen", hieß es in einer Marktanalyse heute Morgen. Auch mit Blick auf die seit gut drei Monaten amtierende US-Regierung hoffen die Strategen auf einen Stimmungswandel. "Nach 100 Tagen vieler negativer Schlagzeilen könnte es in den nächsten 100 Tagen einige positive geben". Demnach sollten bilaterale Zollvereinbarungen zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern dazu beitragen, das Vertrauen der Anleger zu stärken. Positiv wird zudem der Verlauf der bisherigen Berichtssaison gesehen. "Die Ergebnisse sind recht robust und die Aussichten eher von Unsicherheit als von Katastrophenszenarien geprägt".

"Gut zur Buy-and-Hold-Anlage geeignet"

Der Tabakproduzent Philip Morris International (US7181721090) hat seine Ziele für das Gesamtjahr vergangene Woche sogar angehoben. Durch die starke Nachfrage nach rauchfreien Produkten lagen die Q1-Zahlen über den Erwartungen. Die Aktie stieg im Anschluss auf neue Rekordhochs. Jonathan Neuscheler von der Abilitato GmbH lobt bei dem Unternehmen "den balancierten Ländermix, die Premium-Positionierung und eine unerreichte Marktmacht". Die im historischen Vergleich deutlich erhöhte Bewertung sei aufgrund der hervorragenden operativen Entwicklung "absolut angemessen". Die Aktie, die den "Charakter einer inflationsgeschützten Anleihe, mit geringen Kursschwankungen und steigenden Dividendenzahlungen" habe, findet er "gut zur Buy-and-Hold-Anlage geeignet". Eventuelle Kurskorrekturen können seiner Meinung nach zum Einstieg oder Aufstocken genutzt werden.

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Ebenfalls auf neue Hochs (allerdings nur in US-Dollar) ist die Aktie von Netflix (US64110L1061) geklettert, nachdem der Medienkonzern Mitte April mit seinen Quartalszahlen erneut die Analystenerwartungen übertreffen konnte. Richter nennt zwei Gründe für den Höhenflug: "Positiv wirkte sich der Wachstumsausblick des Unternehmens aus, sowie die weiteren Angebote im Bereich Gaming und Live-Sport". Weniger gut lief es in diesem Monat für viele Technologiewerte, die aber unverändert zu den am meisten gehandelten Auslandsaktien an der Börse Frankfurt zählen. "Die künftigen Gewinne von den zinssensiblen Papieren treffen die Unternehmen, die gerade in der Wachstumsphase sind, deutlich stärker", erklärt der Aktienhändler.

Verluste bei und mit Tesla?

Ebenfalls viel gehandelt werden weiterhin die Aktien von Tesla (US88160R1014). Tech-Experte Stefan Waldhauser hält den E-Auto-Pionier allerdings nicht für ein sinnvolles Investment, sondern eher für eine Glaubensfrage. 90 Prozent des Börsenwertes sind seiner Rechnung nach "eine Wette auf Robotaxi/Cybercab und Optimus". Die Überzeugung, dass es Elon Musk gelingt, das "nächste ganz große Ding" zu entwickeln, teilt Waldhauser nicht. Er denkt deshalb auch, "dass die Tesla-Aktie in den kommenden Quartalen weiter deutlich unter Druck geraten wird". Für das Gesamtjahr 2025 fürchtet er bei dem Unternehmen sogar den Rutsch in die Verlustzone. Allerdings dürfe man Elon Musk niemals unterschätzen und müsse "immer damit rechnen, dass er neue Kaninchen aus dem Hut zaubert".

Gewinnmitnahmen bei Rüstungs-Profiteur

Unter den stark nachgefragten europäischen Einzelwerten stach im April erneut die Aktie von Steyr Motors (AT0000A3FW25) hervor, die einer der Umsatzspitzenreiter auf dem Parkett war. Im März war der Kurs innerhalb von zwei Wochen von 20 Euro auf fast 400 Euro gestiegen. Richter beschreibt die dahinterstehende Story: Steyr produziert Motoren für die an der Börse boomende und stark zulegende Rüstungsbranche. Zudem stellt die Aktie mit geringem Streubesitz ein marktenges Papier dar". Aktuell handelt der Titel aber wieder bei ca. 45 Euro. "Der deutsche Anteilseigner Mutares hat hier Aktien platziert, zudem haben einige Anleger Gewinne mitgenommen".

Von Thomas Koch, 30. April 2025, Deutsche Börse AG ©

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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Relevante Links: Philip Morris International Inc., Tesla Inc., Steyr Motors AG, Netflix Inc.

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