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Raiffeisen International: 'Kapitalbasis wird erheblich gestärkt'

Raiffeisen International erwirtschaftete im abgelaufenen Jahr zwar - wie angekündigt - einen Überschuss (inklusive Minderheiten) von rund einer Mrd. Euro, das Eigenkapital der Bankenholding verringerte sich auf Jahressicht aber dennoch um rund 2%. Der Hintergrund: Währungsabwertungen im Ausmass von rund 857 Mio. Euro sowie damit verbundende Kapitalsicherungsmassnahmen und Währungsdifferenzen nagten im vierten Quartal ordentlich am Eigenkapital. Die Gewinnrücklagen verringerten sich derart um knapp eine Mrd. Euro - und damit ziemlich genau in der Höhe des erwirtschafteten Überschusses.

Die Kernkapitalquote, die zum Jahresende bei 8,1% zu liegen kam, soll allerdings ansteigen. "Wir prüfen eine erheblich Kapitalstärkung", kündigte CFO Martin Grüll bei der Bilanzpressekonferenz an. Das Kapital soll dabei vom Hauptaktionär RZB kommen, supranationale Organisationen, wie EBRD, IFC - beide ursprünglich mit je rund 3% an Raiffeisen International beteiligt - und Europäische Investitionsbank könnten bei der Refinanzierung von Darlehen unter die Arme greifen. Details wurden nicht genannt, es soll aber zu keiner Verwässerung für die bestehenden Aktionäre kommen, kündigte der RI-Vorstand an.

Mutterkonzern RZB ist bereits mit dem österreichischen Staat über die Inanspruchnahme staatlichen Partizipationskapitals handelseins geworden, hiess es weiters. Die RZB hat angekündigt, sich 1,75 Mrd. Euro vom Staat holen zu wollen, die UBS-Analysten erwarteten bereits im Vorfeld, dass davon zumindest 500 Mio. Euro an Raiffeisen International fliessen könnten. Raiffeisen International plant auch für etliche der Ostbanken-Töchter eine Kapitalerhöhung. Die Bankenholding selbst denkt definitiv nicht an einen Börse-Rückzug, wie zuletzt vereinzelt am Markt spekuliert worden war.

Beim Ausblick sind CEO Stepic und CFO Grüll sparsam. "Seit November habe ich jeden Tag 17 verschiedene volkswirtschaftliche Ansichten am Tisch", begründet das Stepic im Gespräch mit Analysten. So viel wird gesagt: Das Ausleihungsvolumen soll auf einem ähnlichen Niveau wie 2008 zu liegen kommen, was somit kein Wachstum bei den Krediten bedeutet. Dafür wird ein umso stärkerer Fokus auf Kundeneinlagen gelegt.

Die Vergabe von Fremdwährungskrediten wurde eingestellt, ebenso ein Aufnahmestopp für Mitarbeiter in allen Ländern verhängt. Zu möglichen Firmenwertabschreibungen im Jahr 2009 - 2008 wurde hier nichts abgeschrieben - wollte sich der Vorstand nicht festlegen. Insgesamt werde 2009 unterm Strich aber ein Gewinn stehen, zeigt sich Stepic optimistisch. Bereits früher hat der CEO angekündigt, dass sogar im schlimmsten Szenario kein Verlust drohen würde.

Die "grösste Spannung" im laufenden Jahr verspricht zweifelsohne die Ukraine und wie der Internationale Währungsfonds in diesem, für Raiffeisen International wichtigen Markt, handeln wird. Tochter Raiffeisen Bank Aval hat in der Ukraine einen grossen Teil der Retailkredite in fremder Währung vergeben - ein Umstand der angesichts der starken Abwertung der lokalen Währung schmerzt. Die Dividende bleibt stabil: Für 2008 werden erneut 0,93 Euro je Aktie ausgeschüttet. (bs)

Aus dem Börse Express vom 26. März 2009

Relevante Links: Raiffeisen Bank International AG