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Viele Schweizer Aktien sind trotz hoher SMI-Bewertung attraktiv

Ausgewählte Schweizer Aktien ausserhalb der Finanzbranche sind derzeit so günstig bewertet wie kaum zuvor. Aktien von Nestlé, Novartis oder Roche Holding haben sogar die niedrigsten Niveaus überhaupt erreicht. Dabei wird der Benchmark-Aktienindex SMI auf dem 27-fachen der Gewinne seiner 20 Mitglieder gehandelt, was zu den höchsten Bewertungsniveaus in Europa zählt. Zum Vergleich: Der Weltindex MSCI World kommt nur rund auf die Hälfte. Erste Analysten raten aber trotzdem zum Kauf, denn viele Unternehmen aus dem SMI sind für eine Erholung besonders gut aufgestellt.

Die hohen Abschreibungen und Verluste bei Schweizer Finanzwerten wie Credit Suisse Group und der UBS AG hätten in der Vergangenheit die Werthaltigkeit von Weltkonzernen wie Nestlé und Novartis als Weltmarktführer oder Lizenzinhaber wichtiger Medikamente geradezu verschleiert.

Alleine Nestlé, Novartis und Roche kommen auf eine kombinierte Marktkapitalisierung von rund 323 Mrd. Dollar und sind für rund 63 Prozent des SMI verantwortlich. Die Quote ist damit mindestens doppelt so hoch wie in anderen europäischen Indizes, etwa dem Stoxx 600. Im Deutschen Aktienindex kommen Pharma- und Verbrauchsgüter auf eine Gewichtung von nur 4,2 Prozent.

"Wir sind in der Schweiz sehr stark übergewichtet", verrät der leitende Investmentstratege David Herro vom Vermögensverwalter Harris Associates LP in Chicago. Entscheidend sei es allerdings dabei, jene Unternehmen zu finden, die von der Krise tatsächlich profitierten.

Die Auswahl der Titel im SMI kann eine Unterstützung bieten, denn mit einem Schwerpunkt auf Pharmawerten und Lebensmittelaktien zählt der Schweizer Leitindex zu den am wenigsten zyklischen Indizes in Europa. Solche Titel können Investoren durchaus vor den Folgen der Wirtschaftskrise schützen, wie der Analyst Uri Landesman von der ING Groep NV einschätzt.

Sein Kollege Matthias Egger von der Deutsche Asset Management verweist zudem auf die entschlossene Zinssenkungspolitik der Schweizer Nationalbank, die in der abgelaufenen Woche ihren Leitzins nahezu auf Null gesenkt hatte, was den Unternehmensgewinnen nur zu Gute komme.

Die Gewinne je Aktie der 20 Titel im SMI werden lauf aktuellen Analystenprognosen insgesamt um 161 Prozent steigen. Die Prognosen für den Dax betragen dagegen nur 90 Prozent und für den britischen FTSE 100 nur 64 Prozent.

So hatte Nestlé, deren Aktien im abgelaufenen Monat zum 7,3-fachen des Gewinns gehandelt wurden, zuletzt am 19. Februar eine Umsatzsteigerung von mindestens fünf Prozent in Aussicht gestellt. Zwei Wochen zuvor hatte Konkurrent Unilever aufgrund der Wirtschaftslage die eigenen Prognosen aufgehoben. Unilever- Aktien kommen in Amsterdam auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 8,2, während der US-Konzern Kraft Foods Inc. ein KGV von 12,1 erreicht. Groupe Danone SA wird in Paris sogar nahezu zum 17-fachen des Nettogewinns gehandelt.

Zusätzlichen Schub können die Gewinne Schweizer Unternehmen vom anhaltenden Abstieg des Schweizer Franken erhalten. Zuletzt hatte der Franken zum Euro die schwächste Woche seit dessen Einführung im Jahre 1999 verzeichnet. "In der Vergangenheit haben viele Schweizer Unternehmen unter den sinkenden Erträgen wegen des schwachen Euro und des Dollar gelitten", sagte Analyst Egger, "aber jetzt werden die Gewinne sich wieder verbessern".

( Bloomberg zu aktuellen Markttendenzen )