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Soll ich jetzt Bankaktien kaufen? (Franz Kaim)

Warren Buffett brachte es im aktuellen Geschäftsbericht von Berkshire Hathaway wieder einmal auf den Punkt: „Charlie und ich sind keine Aktien-Picker, wir sind Business-Picker…“ Das Orakel von Omaha behandelt Aktien daher wie Unternehmensbeteiligungen, an die er hohe Anforderungen stellt und diese Anforderungen gelten natürlich auch für Bankaktien.

Als besonders wichtig gelten hohe Margen, attraktive Kapitalrenditen, ein solides Wachstum und ein integres und professionelles Management sowie eine gesunde Eigenkapital-Ausstattung. Leider finden wir nur sehr wenige Bankaktien, die diese Kriterien erfüllen und die aktuelle Bankenkrise deckt zum Teil in atemberaubender Weise die Schwächen der Branche auf.

Auch wenn sich die Bankenkrise von 2008 nicht wiederholen sollte, denn damals war die Bedeutung von Lehman Brothers für das globale Finanzsystem viel größer als die der heute betroffenen Institute, raten wir dennoch von einem vorschnellen Kauf von Bankaktien ab.

Die Bankenpleiten sollten nicht klein geredet werden. Denn es waren keine ungewöhnlichen Geschäfte, die zum Ruin geführt haben. Es waren Bewertungsverluste auf langlaufende Anleihen, die das Fass zum Überlaufen brachten. Wenn man bedenkt, dass fast alle Banken, Anleihen in ihrem Eigenbestand haben, die bei Realisierung zu heutigen Kursen, wohl mit Verlust verkauft werden müssten, spricht das nicht gerade für den Kauf von Bankaktien. Die schnelle Auffanglösung für die Crédit Suisse ist nur dadurch zu erklären, dass im derzeitigen Umfeld weitere Schockwellen vermieden werden sollten, die für den Bankensektor nur schwer zu verkraften sind. Die Entscheidung der Schweizer Regierung, die Mitsprache- und Eigentumsrechte der Aktionäre beider Banken per Notrecht auszuhebeln sorgt für viel Kritik.

Die Aussichten für die Institute sind aufgrund der bestehenden Zinsänderungsrisiken weiter getrübt. Bewertungskorrekturen am Immobilienmarkt, durch nachgebende Häuserpreise könnten die Bankbilanzen durch Abschreibungen zusätzlich schwächen. Die Regulatorik wird versuchen auf die aktuelle Krise Antworten zu finden. Höhere Eigenkapital-Anforderungen könnten ein Teil der Lösung sein. Dies würde bedeuten, dass die Banken ihre Gewinne nur eingeschränkt ausschütten dürfen. Anleger, die auf nachhaltige Dividendenerträge setzen, sollten dieses Risiko berücksichtigen.

Fazit:

Wir denken, dass der Bankensektor weiter in Bedrängnis ist. Die Kombination aus sinkenden Asset-Preisen aufgrund steigender Zinsen wirkt weiter negativ auf den Sektor. Der Ruf nach strengerer Regulierung wird die Rentabilität zusätzlich schmälern. Insgesamt kein gutes Umfeld für Bankaktien. Da der gesamte Finanzsektor in Mitleidenschaft gezogen wurde, sehen wir interessante Opportunitäten in den Sektoren Versicherungen, Börsenbetreiber und Kreditkarten-Institute

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 03.04.2023 

Screen 03042023

 

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