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Wochen zum Vergessen für die Amag

Dieses Statement könnte aktuell neben Fans des Wiener Fußballs auch von Investoren der AMAG Aktie stammen. Die vergangene Woche kann man wohl ohne zu übertreiben, als turbulente Woche für den in Ranshofen beheimateten österreichischen Aluminiumkonzern AMAG bezeichnen. Bereits im Vorfeld der Q3 Zahlenveröffentlichung am 31.10. befand sich die Aktie im Sturzflug: Im Zeitraum zwischen 15. und 30. Oktober büßte die Firma an der Börse 28,4% ein, ohne jedoch dabei neue Nachrichten zu veröffentlichen! Am Mittwoch war es dann soweit und die Ergebnisse wurden präsentiert und sie waren gar nicht so schlimm wie man sich bei einem Kurseinbruch von knapp 30% erwarten könnte. Trotz eines besseren Umsatzes und einer steigenden Absatzmenge konnte sich der Aktienpreis von den Entwicklungen der Vortage kaum erholen. Die Hauptproblematik in den ersten 3 Quartalen 2018 war jedoch nicht umsatzseitig sondern kostenseitig zu finden. Im Segment Metall musste AMAG starke Ergebnisrückgänge verzeichnen, da der Preis für Tonerde (der wichtigste Rohstoff zur Aluminiumproduktion) extrem anstieg (+50% YoY) und auch nicht von den steigenden Aluminiumpreisen (+12%) kompensiert werden konnte. In diesem Zusammenhang ist interessant zu erwähnen, dass zur Produktion von einer Tonne Aluminium rund zwei Tonnen Tonerde benötigt werden.

Eines der größten Alleinstellungsmerkmale von AMAG im Vergleich zur internationalen Konkurrenz ist, dass nahezu jede Art von Aluminiumschrott weiterverarbeitet und recycelt werden kann. Hierdurch macht man sich auch unabhängiger von der Preisentwicklung von Tonerde, dem wichtigsten Rohstoff bei der Aluminiumherstellung. Eine der größten Schwächen der AMAG-Aktie hingegen ist die geringe Liquidität, aufgrund eines Streubesitzes von nur rund 7%. Dies hat zur Folge, dass der Preis mit teilweise sehr geringen Volumina stark beeinflusst werden kann. Abgesehen von den letzten Wochen hat die Aktie innerhalb der letzten Jahre ein starkes und konstantes Wachstum verzeichnet. Nur seit Beginn des Jahres übte der etwas schwächelnde Aluminiumpreis - bei gleichzeitig steigenden Preisen für andere Rohstoffe - Druck auf die Aktie aus und sie tendierte leicht negativ. Insgesamt konnte der Aktienkurs samt Dividendenzahlungen innerhalb der letzten 5 Jahre trotz des zuletzt signifikant fallenden Kurses um 95,6% ansteigen. Vor dem Abverkauf der letzten beiden Wochen stand man sogar bei einer Performance von 157,9%. Das mit Abstand stärkste Jahr konnte die Aktie 2017 mit einem Anstieg von 58,9% verzeichnen. Hierfür waren im Wesentlichen das beste operative Ergebnis in der Unternehmensgeschichte (u.a. dank des hohen Aluminiumpreises), sowie die Inbetriebnahme der neuen Anlagen des Standorterweiterungsprojekts "AMAG 2020" verantwortlich.

Beim Großteil der Konkurrenten von AMAG handelt es sich um Unternehmen außerhalb von Europa. Die aktuell größten Aluminiumproduzenten der Welt sind Rusal (Russland), Rio Tinto (Großbritannien/Australien), Alcoa (USA) und Norsk Hydro (Norwegen). Es wird wohl kaum überraschen, dass im 5-Jahresvergleich Rusal mit einem Gesamtertrag von -8,6% die schlechteste Performance in der Vergleichsgruppe aufzuweisen hat. Bis zum April 2018 konnte man im Gleichschritt mit Alcoa und AMAG zulegen, doch dann kam der große Schock für das Unternehmen, die US-Sanktionen. Innerhalb weniger Tage verlor die Aktie nahezu 70%! ihres Wertes und konnte sich seitdem nicht mehr erholen. Die am besten performende Aktie in den vergangenen 5 Jahren war Alcoa, die des Weiteren auch die größte Korrelation zum Aluminiumpreis aufweist. Parallel zum steigenden Aluminiumpreis konnte man sich über sehr ertragreiche Jahre 2016 und 2017 freuen und performte +105,7% in den letzten 5 Jahren. Hingegen sind die Ergebnisse YTD mit –32,9% ernüchternder. Die weiteren Unternehmen konnten jeweils nicht mit dem AMAG Wachstum der letzten 5 Jahre mithalten. Während Rio Tinto Aktionäre eine Rendite von 47,8% verzeichnen konnten, legte Norsk Hydro um 58,6% zu.

Das beherrschende Thema beim Rohstoff Aluminium sind definitiv derzeit die Trump’schen Zölle. Diese sind seit dem 23. März 2018 in Kraft und betragen 10% auf Aluminiumimporte in die USA. Seitdem unterlag der Aluminiumpreis großen Schwankungen, die ihren Höhepunkt im April 2018 fanden. Nachdem das US-Finanzministerium Anfang April die harten Sanktionen gegen Rusal verhängte, stieg der Aluminiumpreis innerhalb von 15 Tagen um satte 28,3% auf $2537/t an. Zusätzlich zeichnete sich die teilweise Schließung (50%) des weltgrößten Werkes für Tonerde in Brasilien aufgrund von Umweltproblemen für den Preissprung verantwortlich. Jedoch ging der Schuss der US-Regierung nach hinten los, da unter anderem US-Produzenten von den deutlich höheren Aluminiumpreisen getroffen wurden. Daraufhin sah man sich gezwungen die Sanktionen rasch wieder zu lockern, woraufhin sich der Aluminiumpreis wieder deutlich abschwächte. Seitdem unterschritt der Preis erstmals seit Beginn des Jahres wieder die 2000 US-Dollar je Tionne-Marke und steht aktuell bei $1952/t. In den Jahren 2016 und 2017 zeigte der Preis, kommend von einem Tiefpunkt im November 2015 bei $1436/t, ein konstantes, starkes Wachstum. Wie bei vielen anderen Rohstoffen ist auch der Aluminiumpreis stark von der Aktivität in China abhängig. Folglich ist der Preisanstieg 2016/17 vorrangig auf Kapazitätskürzungen im Reich der Mitte zurückzuführen.

Aktuelle Investmentstrategie. Wir denken, dass die in den letzten Wochen beobachtete Rückkehr der Volatilität in den Markt nur normal ist und sich dadurch an der langfristig ausgezeichneten Investmentperspektive der Assetklasse „Aktie“ nichts geändert hat. Wir glauben nicht an eine unmittelbar bevorstehende globale Rezession und lassen uns deshalb nicht von den Kursschwankungen verunsichern: Aktien gefallen uns nach wie vor bewertungstechnisch deutlich besser als Anleihen! Deshalb haben wir in letzter Zeit auch vermehrt zugekauft. Auf der Equity-Seite sind wir – verglichen mit dem MSCI World – in Europa übergewichtet, in Nordamerika hingegen aus Bewertungsgründen vergleichsweise unterinvestiert und in Schwellenländern nur wenig allokiert. Auf der Bond-Seite gefallen uns flexible „Total Return“-Produkte, die sich auf dynamische Art und Weise verschiedensten Marktgegebenheiten anpassen können, am besten. In klassischen Staatsanleihen von Industrienationen sind wir hingegen schon seit geraumer Zeit deutlich untergewichtet, das Risiko-/Ertragsprofil erscheint uns hier nur äußerst begrenzt attraktiv. Wenn wir in diesem Marktsegment investiert sein müssen, dann bevorzugen wir inflationsindexierte Bonds, diese erscheinen uns vor dem Szenario einer potentiell steigenden Inflation auf relativer Basis noch einigermaßen attraktiv.

Relevante Links: AMAG Austria Metall AG