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Glencore, Royal Dutch Shell, Total - Rohstoffkonzerne jetzt krisenfest?

China und die USA befinden sich vielleicht noch nicht in einem totalen Handelskrieg, aber die Gräben werden breit und tief. Am Montag kündigte Präsident Trump neue Zölle auf chinesische Importe in Höhe von USD 200 Mrd. an. Am Dienstag feuerte China mit USD 60 Mrd. zurück.

Besonders davon betroffen sind die Rohstoffe verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas - LNG) und Kohle. US-Kohle wurde in diesem Sommer mit einer ersten Runde chinesischer Zölle getroffen, und LNG ist diesmal unter Druck. Nicht-US-Energie-Schwergewichte mit einer großen asiatischen Präsenz, wie Royal Dutch Shell und Glencore, könnten davon profitieren. Chinas LNG-Importe stiegen im vergangenen Herbst und Winter um 60%, seitdem unter Präsident Xi Jinping Kohlekraftwerke aufgrund der eingeführten Umweltziele stilllegte.

China hat viel minderwertige Kohle im Inland, muss dies aber mit saubererer Kohle aus dem Ausland verbinden, um die Umweltziele zu erreichen. Der Aufbau chinesischer Lagerbestände ist wahrscheinlich ein Grund für die derzeit ungewöhnlich hohe Preise für hochwertige Kohle in Asien: Die chinesischen Importe stiegen in den drei Monaten bis Ende August um 25% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unternehmen wie Glencore, die auf einem Berg aus hochwertiger australischer Kohle sitzen - auch aus den jüngsten Käufen im Hunter Valley - werden daher gut positioniert sein.

Die USA und China scheinen einen längeren, heftigen Kampf zu führen. Asiatische und europäische Unternehmen, insbesondere im Energiebereich, könnten jedoch davon profitieren, berichtete das Wall Street Journal.

Glencore

Glencore ist die weltweit größte, im Rohstoffhandel tätige, Unternehmensgruppe und ein Produzent und Vermarkter von mehr als 90 Rohstoffen. Die Geschäftstätigkeit des Konzerns umfasst ca. 150 Bergbau- und Metallurgiestandorte, Ölförderanlagen und landwirtschaftliche Einrichtungen. Die Industrie- und Marketingaktivitäten von Glencore, die sowohl in etablierten als auch in aufstrebenden Regionen für natürliche Ressourcen eine starke Präsenz haben, werden durch ein globales Netzwerk von mehr als 90 Niederlassungen in über 50 Ländern unterstützt. Die Kunden von Glencore sind industrielle Verbraucher, wie z.B. in den Bereichen Automobil, Stahl, Energieerzeugung, Öl und Lebensmittelverarbeitung.

Mit einem Umsatz von 205,4 Milliarden US-Dollar, bei einem Gewinn von 5,8 Mrd. USD, steht Glencore laut den Forbes Global 2000 auf Platz 64 der weltgrößten Unternehmen im Jahr 2017. Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von ca. 76 Mrd. USD. Der Rohstoffhändler hat kürzlich angekündigt, weitere USD 1 Mrd. eigene Aktien zurückzukaufen, nachdem das in London börsennotierte Unternehmen bereits ein 1 Mrd. USD-Programm abgeschlossen hat.

Royal Dutch Shell

Mit einer Marktkapitalisierung von ca. EUR 247 Mrd. zählt Shell zu den europäischen Börsengiganten. Im internationalen Vergleich lag das Unternehmen in einer Ernst & Young Studie von Ende 2017 unter den Top 20. Der in Großbritannien eingetragene Konzern mit Firmensitz im niederländischen Den Haag fördert Erdöl und Erdgas und handelt mit diesen Rohstoffen. Das Geschäft umfasst die gesamte Wertschöpfungskette im Öl- und Gasbereich mit umfangreichen Upstream- und Downstream- sowie LNG-Aktivitäten. Im 2. Quartal 2018 hat der Konzern den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34% auf USD 96,8 Mrd. gesteigert. Der bereinigte Gewinn hat um 30% auf USD 4,7 Mrd. zugelegt. Im Gasgeschäft und im Fördergeschäft ist es besonders gut gelaufen, da der Konzern von den gestiegenen Preisen für Öl, Gas und LNG profitierte.

Durch die 2016 abgeschlossene Übernahme der britischen BG Group hat der Konzern seine Aktivitäten im Bereich der Erdgasförderung ausgebaut. Insbesondere verflüssigtes Erdgas (LNG) dürfte angesichts der klimapolitischen Bestrebungen zur CO2-Reduktion weiter an Bedeutung gewinnen. Der Vorstand hat zugleich ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Dieses sehe vor, bis Ende 2020 eigene Aktien im Wert von mind. USD 25 Mrd. zurückzukaufen, berichtete die DZ Bank.

Total

Das französische Mineralölunternehmen ist mit einem Umsatz von 149,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2017 das viertgrößte Mineralölunternehmen und das insgesamt achtgrößte Industrieunternehmen der Welt. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Total einen Gewinn von 8,63 Mrd. US-Dollar.

Total kündigte einen großen Gasfund auf dem Grundstück Glendronach an, das sich vor der Küste Großbritanniens westlich von Shetland befindet. „Glendronach ist eine wichtige Entdeckung für Total, die uns den Zugang zu zusätzlichen Gasressourcen in einem unserer Kernbereiche ermöglicht und unsere Explorationsstrategie bestätigt. Die Entdeckung befindet sich in einem aufstrebenden Stück des produktiven westlichen Teils des Shetland-Gebietes und kann durch die Nutzung der bestehenden Laggan-Tormore-Infrastruktur schnell und kostengünstig kommerzialisiert werden", erklärte Arnaud Breuillac, President Exploration & Production bei Total in seiner Pressemitteilung.

Die Aktien im Überblick

Die Glencore Aktie wird aktuell bei GBP 3,32 (27.09.2018) gehandelt. Das Jahreshoch lag bei GBP 3,97 (29.01.2018), das Jahrestief bei GBP 2,87 (11.09.2018). Bei Bloomberg setzen 23 Analysten die Aktie auf Kaufen, 5 auf Halten und ein Analyst auf Verkaufen. Der Durchschnitt der Analysten setzt aktuell ein zwölf-Monats-Kursziel von GBP 4,11.

Die Royal Dutch Shell Aktie wird aktuell bei EUR 29,61 (27.09.2018) gehandelt. Das Jahreshoch lag bei EUR 30,91 (21.05.2018), das Jahrestief bei EUR 24,02 (27.09.2017). Bei Bloomberg setzen 19 Analysten die Aktie auf Kaufen, 8 auf Halten und 3 auf Verkaufen. Der Durchschnitt der Analysten setzt aktuell ein zwölf-Monats-Kursziel von EUR 32,53.

Die Total Aktie wird aktuell bei EUR 55,92 (27.09.2018) gehandelt, welches das Jahreshoch entspricht. Das Jahrestief lag bei EUR 42,33 (06.02.2018). Bei Bloomberg setzen 23 Analysten die Aktie auf Kaufen, 7 auf Halten und 2 auf Verkaufen. Der Durchschnitt der Analysten setzt aktuell ein zwölf-Monats-Kursziel von EUR 61,34.

Da der weitere Kursverlauf der Aktien von einer Vielzahl konzernpolitischen, branchenspezifischen und ökonomischen Faktoren abhängig ist, sollten Anleger das Risiko bei ihren Investmententscheidungen berücksichtigen. Entwicklungen können jederzeit anders verlaufen, als Anleger es erwarten, wodurch Verluste entstehen können.

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