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John Wick: „Das Gesamtbild für die globale Tech-Branche bleibt rosig“

BÖRSE EXPRESS: Der Threadneedle (Lux) Global Technology Fund ist einer der besten Fonds seiner Art und weist eine deutliche Outperformance gegenüber der Vergleichsgruppe auf. Worauf basiert diese Entwicklung?

JOHN WICK: Für unseren Erfolg gibt es eine Reihe von Gründen. Erstens, unser Team aus zwölf Investmentprofis verfügt über durchschnittlich mehr als 22 Jahre Branchenerfahrung, hat ein Gespür für die derzeitigen technologischen Umwälzungen und, was noch wichtiger ist, kann die Nutznießer dieser Umwälzungen identifizieren. Zweitens, wir haben Büros im Silicon Valley, dem Ballungszentrum der Technologiebranche, und in New York City, wo wiederum die großen Unternehmenskunden der Technologiebranche sitzen. Wir glauben, dass diese strategischen Standorte uns befähigen, unsere Kontakte zur Industrie auszubauen und Informationsvorsprünge zu generieren. Drittens, bei der Zusammensetzung der Portfolios folgen wir dem High-Conviction-Ansatz und kaufen Aktien von Unternehmen, in die unser Team - anhand von Fundamentalresearch und Branchenwissen - einen tiefen Einblick hat. Viertens, wir investieren in profitable Unternehmen, die attraktiv bewertet sind und über ein nachhaltiges Wachstumspotenzial verfügen. Dadurch können diese Portfolios einerseits in steigenden Märkten stark mitpartizipieren und andererseits das Kapital der Investoren in so turbulenten und risiko-aversen Märkten wie 2001 und 2008 schützen und zwar besser als unsere Peergroup.

BÖRSE EXPRESS: Technologieaktien zählen zu den Top-Performern des Jahres 2017, zuletzt hat es allerdings Kursrückgänge gegeben. Einige Experten gehen davon aus, dass das Potenzial ausgereizt ist. Bei Threadneedle ist man aber auch für 2018 optimistisch. Warum?

JOHN WICK: Das Gesamtbild für die globale Tech-Branche bleibt rosig. 2017 fehlten Tech-IPOs, dafür setzte sich die M&A-Aktivität in der Branche fort, wenn auch etwas weniger stark als zwischen 2015 und 2016. Global gesehen läuft die Wirtschaft überraschend gut und in so gut wie allen wichtigen Regionen, inklusive EU und Japan, zeigt sich positives Wirtschaftswachstum. Die Ausgaben für Informationstechnologie sind robust, was sich in den Quartalsgewinnen vieler Tech-Werte widerspiegelt. Gleichzeitig hält die starke Konsumentennachfrage nach vielen technologischen Produkten, wie z.B. Streaming-Dienste im Audio und Video-Segment, Smartwatches, -phones und Smartphone-Apps oder Videospiele, an.

BÖRSE EXPRESS: Wie steht es vor allem um das Potenzial der US-amerikanischen Mega-Cap-Aktien?

JOHN WICK: Die großen US-Multis werden von der dortigen Steuerreform profitieren, weil sie die immensen ausländischen Bargeldguthaben in der Höhe von zwei Billionen US-Dollar zu geringeren Steuersätzen in die USA zurückfließen lassen können. Und diese verringerten Steuersätze gelten nicht nur für aktuelle liquide Mittel sondern auch für zukünftige Gewinne, die im Ausland erwirtschaftet werden. Solch „repatriierte“ Mittel können dann für Aktienrückkäufe, erhöhte Dividendenzahlungen, Investitionen sowie M&A-Aktivitäten verwendet werden - was sich alles positiv auf den Aktienkurs auswirkt. Wir haben auch zwei dieser Multis im Portfolio, Apple und Alphabet. Apple bevorzugen wir weiterhin, vor allem wegen seiner hohen Kundenloyalität, der wachsenden Service-Sparte (App Store, Apple Music), der vernünftigen Bewertung und dem Kurs-Potenzial im Zusammenhang mit US-Steuersenkungen. Alphabet bleibt eines der weltweit innovativsten Unternehmen und profitiert vom Wachstum in den Bereichen Online-Anzeigen, E-Commerce und Cloud-Computing.

BÖRSE EXPRESS: Wenn es um die Spreu vom Weizen geht, welche Technologieunternehmen haben denn besonders gute Aussichten, vom technologischen Fortschritt zu profitieren?

JOHN WICK: Die Cloud-Computing-Bewegung verändert die Technologiebranche, denn zunehmender E-Commerce, Wachstum von Streaming-Diensten, der Hype der Sozialen Medien usw. durchdringt den Markt immer mehr auch global. Da die Service-Provider und „Cloud-Titanen“ wie Amazon, Facebook, Microsoft und Google immer mehr und schnellere Infrastrukturen aufbauen um die Cloud-Kapazitäten zu erweitern, prognostizieren wir eine steigende Nachfrage nach Higher-Speed Ethernet und Fibre-Channel-Switches, Solid-State- und Enterprise-Disk-Storage und optischen Routern. Zulieferer wiederum werden ebenfalls am Boom partizipieren, da die Nachfrage nach den schnellsten Ethernet-Chips, optischen Leitungstreibern und Verstärkern, nach DRAMs und Flash-Speicherchips außergewöhnlich stark wächst und hohe Umsatzzuwächse für die Lieferkette bewirkt. Die größten Nutznießer in unseren Portfolios inkludieren Hersteller von Chips für die Vernetzung wie Broadcom und Cavium, Speicherproduzenten wie Micron Technology und Western Digital und Titel im Halbleiteranlagen-Bereich wie Applied Materials und Lam Research. All diese Unternehmen zeigten infolge der boomenden Nachfrage nach Speicherchips einen Anstieg beim für 2017 prognostizierten Auftragsvolumen. Auch die zunehmende Bedeutung von alternativer Intelligenz und maschinellem Lernen spielt der Technologiebranche in die Hände: Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und nicht zuletzt Cloud-Computing benötigen allesamt billige Speicherkapazität in enormen Mengen.

BÖRSE EXPRESS: Wie sieht die aktuelle Zusammensetzung des Portfolios nach Branchen und Regionen aus?

JOHN WICK: Zu den für uns interessantesten Zukunftsthemen zählen unter anderem: steigender Elektronikanteil in Autos; Ausbau von Cloud-Datenzentren; zunehmende Kapitalintensität und rückläufige Zyklizität in der Chip-Branche; wachsende Bedeutung von Cybersicherheit; künstliche Intelligenz; anhåaltendes Wachstum in den Bereichen Online-Anzeigen und E-Commerce. Mein Team und ich sehen hier Schlüsseltrends, die die Stärke der Technologiebranche unterstreichen und dementsprechend haben wir auch die Portfolio-Titel ausgewählt. Die Halbleiter-Industrie profitiert von den Trends am meisten und unsere Portfolios weisen im Vergleich zur Benchmark eine Übergewichtung in diesem Bereich auf.

Zu den Regionen: Die meisten der global tätigen Unternehmen im Portfolio sind zwar in den USA beheimatet, über 70 Prozent ihrer Umsätze werden aber außerhalb der USA erwirtschaftet. Wir folgen daher einem globalen Investment-Ansatz. Im Gegensatz zur Benchmark, deren Japan-Anteil zu 50 Prozent aus Elektronik-Titeln besteht, sind wir in diesem Sektor untergewichtet, da wir woanders bessere Investmentmöglichkeiten sehen.

BÖRSE EXPRESS: Wie und nach welchen Kriterien erfolgt die Titelselektion?

JOHN WICK: Wesentliches, differenziertes Intellectual Property oder branchen-etabliertes Unternehmen, hohe Eintrittsbarrieren

- Konsolidierung der Branche mit sich verbessernden Margen/Preisen

- Branche mit guten Fundamentaldaten (z.B. großer Markt, hohes Wachstum, geringe Marktdurchdringung, hohe Margen)

- Glaubhaftes Management mit gutem Track Rekord

- Starker aktueller und zukünftiger Cash flow

- Unternehmen mit Preissetzungsmacht

Für Unternehmen, die wir meiden, gelten vor allem folgende Kriterien:

- Ein Produkt-Unternehmen

- Zu viele Akquisitionen/fragwürdiges organisches Wachstum oder fragwürdiges Business-Modell.

- Unternehmen, das sich in langfristigem Abwärtstrend befindet (z.B. Blackberry)

- Negativer Cash flow/kontinuierliche Verluste.