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Porrs Risiko, SBOs Chance und die Problemsparte der Versicherer

Christoph Schultes zu CA Immo

Die CA Immo präsentierte starke Zahlen zum 2. Quartal. Die Mieterlöse verzeichneten einen Zuwachs von knapp 9% auf EUR 88,6 Mio, das operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 18% auf EUR 72,5 Mio. Das Neubewertungsergebnis war mit EUR 40,1 Mio. ebenfalls positiv, lag jedoch deutlich unter dem des Vorjahres. Das Periodenergebnis konnte um 6,5% auf 105,2 Mio. gesteigert werden. Die für Immobilienunternehmen wesentlichen Cashflow-Kennzahlen FFO 1 und FFO2 stiegen um knapp 29% bzw. 32% auf EUR 56,3 bzw. EUR 54 Mio. Der NAV pro Aktie belief sich Ende Juni auf EUR 24,23, der EPRA NAV (im Wesentlichen um Hedges und Effekte latenter Steuern bereinigt) auf EUR 27.60. Die Bilanz befindet sich ebenfalls in einem Top-Zustand. Der LTV beträgt aktuell 35,4%, die durchschnittlichen Kosten des Fremdkapitals sind auf 2,17% zurückgegangen, 85% davon fix mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 6 Jahren.

Ausblick. Das Unternehmen bestätigte den Ausblick, im aktuellen Geschäftsjahr einen FFO 1 von über EUR 100 Mio. erreichen zu wollen. Auch bei der geplanten Dividende (70% des FFO 1) bleibt alles beim Alten. In den nächsten Jahren sollen vor allem in Deutschland Projekte in Höhe von über EUR 4 Mrd. entwickelt werden. Das Höchstlimit des bestehenden Aktienrückkaufprogramms wurde auf EUR 24 angehoben, was der Aktie zusätzlichen Support geben sollte.

Vladimira Urbankova zu Lenzing

Lenzing präsentierte in dieser Woche Zahlen für das erste Halbjahr 2017, diese übertrafen sogar die optimistischen Markterwartungen. Die Umsätze stiegen um 11,0% auf EUR 1.149,1 Mio.. Das operative Ergebnis verbesserte sich im Jahresvergleich um 57,4% (auf EUR 204,2 Mio.) und das Nettoergebnis stieg um 58,9% (auf EUR 147,3 Mio.). Die Ergebnisse im 1H17 wurden vor allem von höheren Viskosepreisen und einem besseren Produktmix beflügelt. Spezialfasern machten bereits 41,9% der 1H17 Gesamtumsätze aus.

Ausblick: Das Management bleibt bei seinem optimistischen Ausblick für das GJ 2017 und unter der Annahme unveränderter Fasermarktverhältnisse und Währungsrelationen sollte die Lenzing Gruppe im GJ 2017 eine deutliche Verbesserung gegenüber GJ 2016 erzielen. Trotz anhaltend guter Nachfrage wird damit gerechnet, dass 2018 neue Produktionskapazitäten auf den Markt drängen und das Preisniveau unter Druck setzen. Die Strategie des Unternehmens bleibt unverändert: die Kapazitäten bei Spezialfasern erhöhen, die Markenpositionierung befestigen und den Anteil der Spezialfasern am Gesamtumsatz bis 2020 auf 50% des Umsatzes zu steigern. Neue Produkte, wie beispielsweise eine neue Tencel-Faser aus recyceltem Baumwollabfall (und einem sehr vorteilhaften ökologischen Fussabdruck) bleiben im Fokus des Unternehmens. Nach den starken Kursverlusten der letzten Wochen hat die Aktie auf die 1H17 Zahlen sehr positiv reagiert. Nichtdestotrotz, die für 2018 erwarteten Herausforderungen haben den Optimismus etwas gedämpft. Unsere Empfehlung bleibt derzeit bei Halten.

Daniel Lion zu Porr

Der österreichische Baukonzern veröffentlichte diese Woche eine Gewinnwarnung und gab in Zuge dessen vorläufige Halbjahreszahlen für 2017 bekannt. Einem Anstieg der Produktionsleistung auf EUR 2.015 Mio. (+21% gegenüber dem Vorjahr) und einem EUR 5.700 Mio. schweren Rekord-Auftragsbestand, stehen deutlich schwächere Profitabilitätswerte gegenüber. Diese manifestieren sich sowohl im EBITDA, das mit rund EUR 55,4 Mio. um EUR 12,5 Mio. unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs liegt, als auch im EBT von EUR 2,5 Mio., das den Wert des Vorjahres um ganze EUR 18,9 Mio. verfehlt. Hauptgründe für die magere Profitabilität sind vor allem folgende zwei Punkte. Einerseits deutlich gestiegene Expansionskosten in Deutschland, die sowohl organisch als auch anorganischen (Akquisitionen) begründet sind, andererseits führen die politischen Turbulenzen in Katar zu erhöhten Kosten durch komplexere Logistik- und Beschaffungsprozesse.

Ausblick. Unserer Meinung nach sind die gestiegenen Wachstumsinvestitionen in Deutschland langfristig positiv zu bewerten. Hier findet ein Trade-Off einer kurzfristig sinkenden Profitabilität, zugunsten eines mittel-langfristigen Profitabilitätswachstums statt. In Katar wirkt sich die aktuelle, politische Instabilität negativ auf Wertschöpfungsprozesse aus, alle Projekte sollen jedoch im Plan liegen und rechtzeitig fertig gestellt werden. Dennoch würden wir das Risiko von Wertberichtigungen im Zuge der Fertigstellung der drei Grossprojekte in Katar im Laufe des GJ18 nicht gänzlich ausschliessen. Wir raten aktuell von einem kurzfristig orientierten Aktieninvestment ab, da positive Kurstreiber nicht absehbar sind das Risiko von weiteren Abschreibungen besteht. Mittel-Langfristig sehen wir allerdings den positiven Branchentrend und die Dividendenrendite als attraktiv an. Die Volatilität der Aktie könnte allerdings abhängig von Newsflow ansteigen.

Valdimra Urbankova zu SBO

Am Donnerstag dieser Woche gab SBO die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2017 bekannt. Die Umsätze sind um 54,2% j/j auf EUR 135,7 Mio. gestiegen. Der Auftragseingang hat sich auf EUR 150,0 Mio. verdoppelt. Das Betriebsergebnis von EUR -3,6 Mio. steckt zwar nach wie vor in den roten Zahlen, aber die Verbesserung liegt eindeutig auf der Hand (vs. Verlust von EUR 36,2 Mio. im 1H16). Im zweiten Quartal lag das operative Ergebnis erstmals seit zwei Krisenjahren wieder im positiven Bereich (EBIT von EUR 2,2 Mio.). Mit EUR -6,2 Mio. (gegenüber EUR -16,9 Mio. im Vorjahr) hat sich das 1H17 Nettoergebnis deutlich verbessert. Die Trendumkehr ist vor allem der Markterholung in Nordamerika zu verdanken, dort hat sich der Ölfeldausstatter durch strategische Übernahmen (vor allem im Geschäftsfeld Well Completion) stark positioniert.

Ausblick. Die relativ soliden 1H17 Ergebnisse spiegeln die Erholungstendenzen im Marktumfeld wieder und waren keine grosse Überraschung. Der Aktienkurs hat auf die H1-Zahlen und vor allem auf die erfreuliche Tendenz beim Auftragseingang klar positiv reagiert. Nach wie vor sieht CEO Grohmann im Jahr 2017 ein Übergangsjahr, was auch weitere Volatilität der Ölpreise andeutet. Nichtdestotrotz, die sichtbare Erholung im nordamerikanischen (und im nächsten Jahr hoffentlich auch internationalen) Marktumfeld spricht für weitere Verbesserung der SBO Ergebnisse. Nach einem 32%-Rückgang im Jahr 2016, gehen die Prognosen für 2017 von einem 8%-Anstieg für globale Ausgaben für Exploration und Produktion aus (und eine 41% Steigerung in Nordamerika). Der Tiefpunkt wurde schon erreicht. Wir erwarten, dass der SBO Aktienkurs nach wie vor volatil bleibt, dies bietet aber auch gute Einstiegmöglichkeiten.

Thomas Unger zu Uniqa

Das Versicherungsunternehmen setzte seinen Wachstumskurs im 2. Quartal 2017 fort und verzeichnete ein deutliches Prämienwachstum in allen Versicherungssparten (+8,5% im 2. Quartal und 6,6% im 1. Halbjahr). Das Ergebnis vor Steuern lag im 2. Quartal bei EUR 62,3 Mio. und lag damit um 17,3% über dem Vorjahresquartal. Die Combined Ratio nach Rückversicherung verbesserte sich auf 96,8% (1 HJ 2016: 97,1%). Ein Dämpfer stellt jedoch die bereits zuvor kommunizierte Kaufpreisanpassung in Folge der Insolvenz der italienischen Veneto Banca dar. Die daraus resultierende einmalige Belastung des Ergebnisses aus aufgegebenen Geschäftsbereichen reduzierte das Konzernergebnis um 79% auf rd. EUR 12 Mio. im 2. Quartal.

Ausblick. . Die Ergebnisse für das 2. Quartal 2017 lagen zur Gänze im Rahmen unserer Erwartungen. Aufgrund der starken Entwicklung im 1. Halbjahr rechnet UNIQA für das Geschäftsjahr 2017 mit einem deutlichen Wachstum der verrechneten Prämien von zumindest 3%. Die Combined Ratio soll sich auf 98,1% auf 97,5% verbessern (wurde bereits im 1. Quartal kommuniziert), das EBT soll leicht wachsen und die progressive Dividendenpolitik wurde bestätigt. Das Geschäft mit Lebensversicherungen gestaltet sich nach wie vor schwierig, vor allem in CEE, und speziell in Polen, wird mir starkem Wachstum gerechnet. Kursziel und Empfehlung für die Uniqa-Aktie sind derzeit in Überarbeitung.

Vladimira Urbankova zu Flughafen Wien

Am Dienstag gab der Flughafen Wien die Zahlen für das erste Halbjahr 2017 bekannt. Im 1H17 sind die Umsatzerlöse der Flughafen-Wien-Gruppe um 3,4% auf EUR 357,5 Mio. gestiegen, das EBITDA Wachstum betrug 3,9% (auf EUR 157,9 Mio.). Das Nettoergebnis nach Minderheiten ist um 2,3% (auf EUR 54,9 Mio.) gestiegen. Das Ziel einer Nettoverschuldung von unter EUR 350 Mio. wurde bereits mit einer Reduktion auf EUR 323,7 Mio. erreicht. Für das GJ 2017 wird eine Umsatzsteigerung auf mehr als EUR 740 Mio. und eine Steigerung beim EBITDA auf über EUR 315 Mio. erwartet. Laut Management erwarte man mit mehr als EUR 120 Mio. Nettoergebnis deutlich über dem Vorjahr zu liegen. Die Passagierzahlen der Flughafen-Wien-Gruppe sollen im 2017 mehr als 5% steigen, für den Standort Wien ist mit mehr als 4% Wachstum zu rechnen (die bisherige Guidance lag bei max. +2% für Wien, max. +3% für den Konzern).

Ausblick. Die 1H17 Zahlen waren im Rahmen unserer Erwartungen und der Konsensus-Schätzungen. Abgesehen von den soliden operativen Zahlen überzeugte vor allem die starke Passagierentwicklung, was sich auch in der gehobenen Guidance widerspiegelt (Januar-Juli 2017 legten die Passagierzahlen der Flughafen-Wien-Gruppe um 8,8% zu.). Die Entwicklung des Unternehmens stellt sich als sehr solid dar, wir bleiben bei unserer positiven Einschätzung der Aktie.

Thomas Unger zu Vienna Insurance Group

Der Wiener Versicherungskonzern veröffentlichte am Dienstag ein gutes Halbjahresergebnis. Ein Prämienzuwachs auf knapp EUR 5 Mrd. (+0,9% im Vergleich zum Vorjahr) resultierte in einem deutlichen Anstieg des vorsteuerlichen Gewinns um 9,6 Prozent auf 221 Mio. Euro. Klare Verbesserungen konnten sowohl bei der Combined Ratio, die im Vergleich zum Vorjahr von 97,9% auf 96,9% gesenkt werden konnte, als auch beim Finanzergebnis, das um 9% auf 488,4 Mio. Euro anstieg, erzielt werden. Ausserdem verzeichnete man eine stark verbesserte Solvenzquote, die gegenüber dem Jahresende 2016 von 194,5% auf 224,5% kletterte. Stark präsentierten sich auch die einzelnen Sparten, bei denen, mit Ausnahme der Einmalerläge in der Lebensversicherung, klare Zuwächse erzielt werden konnten. Einzig in Österreich musste man aufgrund restriktiver Zeichnungspolitik im Geschäft mit Einmalerlägen ein Prämienminus von -4,3% hinnehmen. Deutliche Ergebnisverbesserungen konnten in Polen (+58,4%) und Rumänien (+62,9%) verzeichnet werden. Gründe hierfür sind vor allem gesetzte Massnahmen zur nachhaltigen Verbesserung des Versicherungsgeschäfts, die nun zu greifen beginnen.

Ausblick. Im Grossen und Ganzen liegen die Ergebnisse des zweiten Quartals im Rahmen unserer Erwartungen. Das Unternehmen ist auf gutem Weg unsere Erwartungen für das Geschäftsjahr 2017 zu erfüllen. Positive Marktentwicklungen sowie die Begebung von Nachrangkapital im 1. Halbjahr 2017 wirkten sich positiv auf die Solvenzquote aus. Das Management gab nicht bekannt wo die Solvenzquote in Zukunft liegen soll, Ende des Jahres sollen weitere Details folgen. Die aktuelle Kapitalausstattung würde höhere Dividenden zulassen, auf Grund der bisherigen konservativen Ausschüttungspolitik gehen wir jedoch nicht davon aus. Der von uns für das 2Q17 errechnete ROE liegt bei 6,6%, der ROTE bei 12,4% (beide auf Jahresbasis). Wir erwarten keine deutliche Verbesserung von diesem Level in unmittelbarer Zeit und bestätigen unsere Akkumulieren-Empfehlung.