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Österreich hat aber Aufholbedarf bei Chancengleichheit und Bildung

Die Lebensqualität eines Landes lässt sich nicht allein an ökonomischen Kennzahlen festmachen. Durch den Social Progress Index werden weltweit Länder anhand ihrer sozialen Fortschrittlichkeit bewertet. Dieses Jahr wurden 128 Länder in Bezug auf 50 soziale und ökologische Faktoren analysiert. Die drei untersuchten Hauptkategorien sind dabei „menschliche Grundbedürfnisse“, „Grundlagen des Wohlbefindens“ und „Chancen und Möglichkeiten“.

Österreich in allen Hauptkategorien unter Top 20
Insgesamt erzielt Österreich heuer einen respektablen Platz 14. Damit liegt es vor Belgien und knapp hinter Deutschland. Die Alpenrepublik verliert im Vergleich zum Vorjahr einen Platz, zählt aber dennoch zum kleinen Kreis jener Länder mit sehr hohem sozialem Fortschritt. Bei der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse schafft es Österreich sogar auf Platz 5. In dieser Kategorie wird neben der Verfügbarkeit leistbaren Wohnraums sowie persönlicher Sicherheit unter anderem auch der Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen berücksichtigt. In den beiden anderen Hauptkategorien „Grundlagen des Wohlbefindens“ (Platz 9) und „Chancen und Möglichkeiten“ (Platz 16) schafft es Österreich unter die Top 20.

Optimierungsbedarf bei Chancengleichheit und Bildung
Trotz des sehr positiven Gesamtergebnisses liegt Österreich in manchen Bereichen unter dem zu erwartenden Wert. Setzt man das BIP mit dem Grad des sozialen Fortschritts in Relation, zeigt sich vor allem bei Chancengleichheit und Bildung sowie bei gesellschaftlicher Toleranz Aufholbedarf.

„Österreich schlägt sich im globalen Vergleich sehr gut. Wir können uns über ein hohes Niveau an Lebensqualität und Wohlstand freuen“, betont Bernhard Gröhs, Managing Partner von Deloitte Österreich. „Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial: Diversität und Toleranz sollten nicht nur aus sozialen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten mehr in den Fokus rücken.“

Der europäische Norden führt globales Ranking an
Die Top 20 im sozialen Fortschritt dominieren hauptsächlich europäische Staaten. Führend sind die nordischen Länder. Dänemark schafft es auf Platz 1, Finnland rutscht auf Platz 2. Den dritten Platz teilen sich Island und Norwegen. Die Schweiz komplettiert die Top 5 und punktet vor allem bei ökologischen Aspekten. „Die Länder Nordeuropas können für Österreich in vielen Bereichen als Vorbilder dienen. Gerade in gesellschaftlichen Belangen sowie in Bezug auf Toleranz und Bildung sind uns diese Regionen eine Nasenlänge voraus“, analysiert Bernhard Gröhs.

Minimaler Aufschwung im weltweiten Gesamtergebnis
Mit einem Gesamtergebnis von 64,85 von 100 Punkten lässt sich global eine leichte Verbesserung zum Vorjahr (2016: 62,88 Punkte) feststellen. Der weltweite soziale Fortschritt findet zwar statt, weist aber je nach Region starke Unterschiede in Ausprägung und Geschwindigkeit auf.

Vor allem der verbesserte Zugang zu Information, Kommunikation und weiterführender Bildung sorgt für steigenden Fortschritt. So besitzen bereits zwei Drittel der Weltbevölkerung ein Mobiltelefon. Niedrigen Fortschritt gibt es bei Toleranz und Inklusion. Dementsprechend hält auch nur rund die Hälfte der Menschen ihr Heimatland für migrationsfreundlich. Eine klar negative Tendenz lässt sich global außerdem bei Persönlichkeitsrechten feststellen.

Über den Social Progress Index
Der Social Progress Index (SPI) wird seit 2013 jährlich von der NGO Social Progress Imperative in Zusammenarbeit mit Deloitte herausgegeben. Der SPI ist eine Ergänzung des BIP und anderer ökonomischer Indikatoren. Der SPI bietet weltweit den umfassendsten Rahmen zur Messung von sozialem Fortschritt und ist der erste Index, der diesen unabhängig vom BIP bewertet. Er zielt darauf ab, Stärken und Schwächen der gesellschaftlichen Entwicklung aufzudecken sowie Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Die Leistung der Länder wird dabei nicht nur ökonomisch, sondern ganzheitlich beurteilt.

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