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US-Jobdaten könnten Börsen vor Pfingsten von Trump ablenken

In der Woche vor Pfingsten dürften die Themen Konjunktur und Geldpolitik die Finanzmärkte beherrschen. "Donald Trump wird nach der Rückkehr von seiner Nahost- und Europareise zwar Thema bleiben", sagte NordLB-Volkswirt Bernd Krampen. Aber die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag werde die Kurse womöglich stärker bewegen.

Ann-Katrin Petersen von Allianz Global Investors betonte, die Börsen hätten die Vorwürfe gegen den US-Präsidenten in der Affäre um Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams und die damit verbundenen Spekulationen über eine mögliche Amtsenthebung inzwischen abgestreift.

Der DAX dürfte in der neuen Woche weiter in Sichtweite des Mitte Mai erreichten Rekordhochs von 12.841,66 Punkten bleiben, erwarten Börsianer. In der Christi-Himmelfahrts-Woche hatte der deutsche Leitindex sich bei niedrigen Umsätzen meist in einer Spanne von 12.550 bis 12.700 Zählern bewegt. Am Freitag schloss er 0,2 Prozent schwächer bei 12.602 Punkten.

Hemmend wirkten sich laut Händlern die feiertagsbedingten Pausen in Frankfurt, London und New York aus. Denn wenn an großen Börsenplätzen nicht gehandelt wird, können Kurse schnell verzerrt werden. Zudem will niemand auf dem falschen Fuß erwischt werden, wenn er wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt. Daher seien Glattstellungen angebracht. Die neue Woche beginnt mit Feiertagen in den USA (Memorial Day) und Großbritannien (Spring Bank Holiday). Nach dem darauffolgenden Wochenende bleiben dann am Pfingstmontag die deutschen Handelssäle geschlossen.

Höhepunkt der Woche ist der US-Arbeitsmarktbericht für Mai. Die US-Notenbank (Fed) knüpft ihre Zinspolitik daran, dass es in der weltgrößten Volkswirtschaft Vollbeschäftigung gibt. Am 14. Juni entscheiden die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen, ob sie zum zweiten Mal in diesem Jahr an der Zinsschraube drehen werden. Von Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt mit einem Stellenplus von etwa 180.000 außerhalb der Landwirtschaft. "Wenn das so kommt, steht einer Zinserhöhung durch die Fed Mitte Juni nichts mehr im Wege", sagte Krampen.

Bereits am Donnerstag werden die ADP-Daten zum privaten Arbeitsmarkt den Anlegern einen Vorgeschmack auf den Bericht geben. Auch der ISM-Einkaufsmanagerindex am Donnerstag dürfte von den Job-Daten überschattet werden.

In China könnte ein erneuter Rückgang der Einkaufsmanagerindizes Vorbote für ein wieder nachlassendes Konjunkturtempo sein, sagt Petersen voraus. "Denn es ist fraglich, wie lange die bereits starkverschuldeten Staatsunternehmen den Investitionsvorgaben aus Peking werden nachkommen können." Die Daten werden zur Wochenmitte erwartet.

Am Montag spricht EZB-Chef Mario Draghi vor dem Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel. Anleger werden seine Aussagen auf Hinweise zu einem möglichen Ende der ultralockeren Geldpolitik abklopfen. Angesichts der guten Konjunkturentwicklung in Deutschland und anderen Euro-Ländern wird der Druck auf die Notenbank höher, die Gelddruckmaschine bald langsamer laufen zu lassen. In diesem Zusammenhang stehen auch die Inflationsdaten im weiteren Wochenverlauf im Fokus. "Sowohl in Deutschland als auch im Euro-Raum dürften die Jahresraten spürbar zurückfallen", erwarten die Analysten der Bayern LB. Dies könnte Spekulationen auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik einen Dämpfer versetzen.

Spannend dürfte es am Donnerstag bei Linde werden. Der Aufsichtsrat des Industriegasekonzerns will dann über den umstrittenen Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Praxair entscheiden. Die Arbeitnehmervertreter im paritätisch besetzten Aufsichtsrat haben angekündigt, geschlossen gegen die rund 60 Mrd. Euro schwere Fusion zu stimmen.

Auf Unternehmensseite läuft die Bilanzsaison nur noch auf Sparflamme. Unter anderem wird der Halbjahresbericht von Metro (Mittwoch) erwartet. Der Handelsriese will sich bis zur Jahresmitte in einen Lebensmittel- und einen Elektronikhändler aufspalten. Zahlreiche Unternehmen haben wieder zu Hauptversammlungen eingeladen, darunter die Deutsche Telekom (Mittwoch).

(APA/Reuters)