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Anleger setzen auf weitere EZB-Geldspritzen - S&T ab nun im TecDax

Was Janet Yellen bisher nicht geschafft hat, könnte Mario Draghi gelingen: die Aktienmärkte aus ihrer sommerlichen Lethargie zu reißen. Anleger hoffen darauf, dass der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag mit seinen Hinweisen zur Geldpolitik Dax & Co neuen Schwung verleiht.

"Elf Wochen nach dem Brexit-Referendum sollte die EZB genügend Informationen für eine Neueinschätzung der Lage gesammelt haben", sagte Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert. Er rechne mit einer leichten Senkung der Konjunktur- und Inflationsprognosen und gleichzeitig mit Signalen für weitere Geldspritzen. Bisher wollen die Währungshüter ihre Anleihekäufe bis "mindestens März 2017" fortsetzen. Robert Greil, Chefstratege des Bankhauses Merck Finck, tippt auf eine Verlängerung um sechs bis neun Monate. Darüber hinaus könnte die EZB Bank-Anleihen in ihr Kaufprogramm aufnehmen, um die durch die Niedrigzinsen gebeutelten Geldhäuser zu entlasten, fügte Greil hinzu. Eine Ausweitung des monatlichen Ankaufvolumens von derzeit 80 Mrd. Euro sei aber unwahrscheinlich, betonte Commerzbank-Experte Schubert.

Überdies sammeln die Investoren weitere Signale, wann die US-Notenbank (Fed) unter Leitung Yellens die Zinsen erhöhen wird. So werden sie am Mittwoch den Konjunkturbericht der Fed ("Beige Book") genau durchforsten. Der durchwachsene Arbeitsmarktbericht für August deutet nach Experteneinschätzung zwar darauf hin, dass eine Anhebung bereits im laufenden Monat unwahrscheinlicher geworden ist. Als endgültig ausgeschlossen gilt ein solcher Schritt aber nicht. Immerhin gaben die Jobdaten den Aktienmärkten am Freitag Auftrieb. Der Dax schloss 1,4 Prozent fester.

An der Wall Street rückt außerdem die Präsidentenwahl im November stärker in den Blick. Bislang habe dieses Thema keine große Rolle gespielt, sagte Marktstratege JJ Kinahan vom Handelshaus TD Ameritrade. Ferner steht das Stimmungsbarometer der US-Einkaufsmanager aus dem Dienstleistungssektor (Dienstag) auf dem Terminplan. In Deutschland werden Zahlen zu Auftragseingängen (Dienstag), zur Industrieproduktion (Mittwoch) und zur Handelbilanz (Freitag) vorgelegt.

Vom Gipfel der 20 größten Industrie- und Schwellenländer (G20) erwarten Börsianer kaum Impulse für die Börse. Eine Einigung auf neue Konjunkturprogramme sei wenig wahrscheinlich, sagte Ingo Mainert, Chef-Anlagestratege für Europa bei Allianz Global Investors. "Die USA werden sich im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen nicht mehr weit aus dem Fenster lehnen, und Deutschland wird angesichts des Ziels der 'Schwarzen Null' zurückhaltend bleiben."

Am Montag rückt die Deutsche Börse ins Rampenlicht, die turnusgemäß die Zusammensetzung der deutschen Aktienindizes überprüft. Als sicher gilt unter Experten der Abstieg von Süss Microtec aus dem Technologie-Index TecDax. Der Chipindustrie-Ausrüster werde seinen Platz wohl für S&T räumen. Die im österreichischen Linz beheimatete IT-Firma verkauft unter anderem Laptops der Marke Maxdata. Uneins sind sich Analysten, ob sich im MDax die beiden Wackelkandidaten, der Küchenausrüster Rational und der Maschinenbauer DMG Mori, halten können. Die Änderungen werden zum 19. September wirksam.

Vor allem zum Wochenauftakt rechnen Investoren mit dünnen Umsätzen. Die Wall Street bleibt am Montag wegen eines Feiertages geschlossen.

(APA/Reuters)