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Zalenrausch in Wien - es sind nicht immer die Zahlen, die wirklich interessieren: Von Do&Co bis Raiffeisen Bank

Trotz der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche geben Österreichs Quartalszahlenleger in den nächsten Tagen so richtig Gas: Mit Wienerberger (Dienstag) und Raiffeisen Bank International (Donnerstag) melden sich zwei der großen ATX-Unternehmen, dazu eine Mayr-Melnhof, die ebenso wie Semperit schon mal ATX-Luft geschnuppert hat - Atrium kommt aufgrund seines Zertifikatelebens dafür nicht in Frage, und dazu eine Do&Co, die ein aussichtsreicher Kandidat für eine ATX-Aufnahme ist. Doch nicht immer sind es die Zahlen, die im Mittelpunkt des Interesses stehen: Da wäre etwa das Thema Entwicklung in der Türkei, von der Do&Co am meisten unter den Österreichern betroffen ist: knapp 40 Prozent des Konzernumsatzes wurden in der Türkei erwirtschaftet - Tendenz steigend - in den Unternehmensplanungen war dort weiteres Wachstum fix einkalkuliert. So dumm das in einem Börse-Artikel klingen mag - aber da bleibt dem Anleger nur zu hoffen, dass Do&Co nicht ins Visier der türkischen Behörden kommt. Denn damit man dort Probleme bekommt, muss man weder türkischer Abstammung sein, noch im Verdacht stehen, Eiferer der Gülen-Bewegung zu sein, was man der Österreichischen Post sicher weder noch vorwerfen kann. Trotzdem: „Für die Österreichische Post sind in der Türkei alle Türen verschlossen“, ließ man der sich eigentlich als Mehrheitsaktionär sehenden Post von der türkischen Beteiligung Aras Kargo ausgerichtet. Dies auch, wie es heißt, „weil die aktuelle politische Situation ganz allgemein starke anti-österreichische Reaktionen in der Türkei ausgelöst hat.“ Womit wir wieder bei Do&Co bzw. dem türkisch-stämmigen CEO und Hauptaktionär Attila Dogudan sind. Denn die Quartalszahlen treten vor diesem Hintergrund für die Analysten bei den anschließenden Conference Calls in den Hintergrund - hier ist sicher Dogudans Meinung zu den Auswirkungen auf sein Unternehmen gefragt. Bei den Zahlen an sich - siehe Tabelle - werden von Analysten auf allen Ebenen Zuwächse erwartet.

Weniger, aber doch, ist auch Mayr-Melnhof in der Türkei vertreten - mit 4 seiner 38 Packaging-Werke. Der Karton- und Faltschachtelhersteller wird sich wohl trotzdem mit Fragen zu seinem türkischen Geschäft anfreunden müssen. Und was der Brexit für Auswirkungen haben könnte. Denn auch hier sind die Steirer involviert - mit etwa 10 Prozent des Konzernumsatzes.

Den 10prozentigen Brexit-Umsatz gibt es auch bei Wienerberger. „Ich bin daher zuversichtlich, dass wir unser Ziel, 2016 ein operatives EBITDA von 405 Mio. Euro zu erwirtschaften, erreichen werden“, resümierte im Rahmen des Q1 CEO Heimo Scheuch - was die Messlatte für den Q2-Ausblick darstellt.

Und dann haben wir noch die Raiffeisen Bank International, sich neben Fragen zu den Zahlen wohl auch mit solchen zur Kapitalausstattung nach dem EBA-Bankenstresstest auseinander setzen wird müssen - wie es mit der Fusion mit der RZB aussieht - und wohl auch, welche Beteiligung demnächst versilbert werden soll - und natürlich die Situation in Russland. Dafür scheint der Druck von der polnischen FX-Front zuletzt gewichen zu sein, auf dass es aus diesem Bereich vielleicht bald positive News gibt - den Verkauf der dortigen Tochter. ... dazu wird - siehe Tabelle - von Analysten mit einem Ertragsrückgang gerechnet.

Zum Schluss der Blick auf ein Unternehmen, das mittlerweile weniger im Rampenlicht steht: Semperit. Der dortige Ausblick gilt aber grosso modo wahrscheinlich für alle Zahlenleger: „Semperit erwartet für 2016 im Vergleich zu 2015 keine wesentliche Veränderung der Marktbedingungen. Die generelle Nachfrageschwäche im Sektor Industrie des Jahres 2015 dürfte konjunkturbedingt auch 2016 weiter anhalten. Insbesondere ist in Osteuropa und Russland keine Erholung zu erwarten. Gerade auch in China zeigt die Industrie-Investitionskonjunktur ebenfalls keine Anzeichen einer Belebung. ... Semperit sieht das Jahr 2016 weiterhin mit einer gewissen Zuversicht und erwartet für das Gesamtjahr im Vergleich zu 2015 eine weitgehend stabile Entwicklung.“ Stabil wohl auch das Geschäft bei Atrium: Weniger Mieteinnahmen auf der einen Seite, Aufwertungen und Zinsgewinne auf der anderen Seite.
Mehr zu Atrium gibt’s unter http://goo.gl/ZhKpjh - zu Semperit unter http://goo.gl/zywCPg - Do&Co unter http://goo.gl/GB45Ly - Wienerberger unter http://goo.gl/XsUcsj und Raiffeisen Bank International sowie Mayr-Melnhof unter http://goo.gl/YIdUjZ bzw. http://goo.gl/ktDPEi.

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