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Teuerster Bondmarkt aller Zeiten, folgt jetzt die 'Supernova'?
(Aus dem Börse Express PDF vom 14.06.2016. Dort mit umfangreichen Tabellenmaterial zu den aktuellen Renditen von europäischen Staatsanleihen im Zehnjahresbereich. Das Börse Express PDF gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417.(
Sicherheit kostet Geld, der Markt für Staatsanleihen nimmt immer verrücktere Züge an. Erstmals in der Geschichte rutschten die Renditen deutscher Bunds (Zehn-Jahresanleihe) am Dienstagvormittag in den negativen Bereich - vice versa schossen die Kurse hoch. Anleger müssen nun noch mehr Geld mitbringen, wenn sie dem Bund Geld leihen wollen. Die international richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihen rentierten am Dienstag gegen 10.45 Uhr bei minus 0,022 Prozent (siehe Tabelle im PDF: ‘Renditen europäischer Anleihen im Vergleich’). Das Hoch auf Sicht eines Jahres lag bei 0,920%. Nach der Schweiz ist Deutschland nunmehr das zweite europäische Land bei dem im Zehnjahresbereich negative Renditen verzeichnet werden.
Bei Titeln mit kürzeren Laufzeiten ist der Negativzins längst Alltag: Die Investition in zweijährige Papiere ist seit Mitte 2014 durchgängig ein Verlustgeschäft. Die Bundesrepublik ist übrigens das zweite Land aus der Riege der sieben führenden Industrienationen (G7), dessen zehnjährige Titel unter null Prozent rentieren. Vergleichbare japanische Papiere notieren seit Anfang März in negativem Terrain, zehnjährige US-Anleihen rentierten am Dienstagvormittag bei 1,570%.
Bonds - teuer wie nie zuvor. Tatsächlich ist der Staatsanleihenmarkt von heute historisch mit nichts mehr vergleichbar, wie Bloomberg berichtet. Noch nie zuvor haben Händler so viel dafür bezahlt Anleihen im Volumen von mehreren Billionen Dollar zu halten und gleichzeitig so wenig dafür bekommen. Der Bondmarkt-Experte Jack Malvey hat die Vergangenheit durchforstet und Zahlen bis zum Jahr 1871 aufbereitet. Er konnte keinen Zeitraum finden, in dem die globalen Renditen auch nur annähernd so niedrig waren wie heute. Noch weiter ging Bill Gross von Janus Capital, der per Twitter erklärte, dass die Renditen derzeit die niedrigsten in „500 Jahren aufgezeichneter Geschichte“ sind.
Bescheidenes Wirtschaftswachstum, negative Zinsen und außerordentliche Käufe der Zentralbanken haben dafür gesorgt, dass Staatsanleihen bei Investoren gefragt bleiben, obwohl die Rendite von Papieren im Volumen von über acht Billionen Dollar unter null gesunken ist. Investoren verzichten auf jegliche Sicherheitsmarge und treiben die Kurse immer höher. Damit wächst die Sorge, dass die schier unersättliche Nachfrage die Investoren blind gemacht hat für mögliche Gefahren, die zu schmerzhaften Verlusten führen können - zumal die US-Notenbank Federal Reserve auf Kurs ist, die Zinsen zu erhöhen.
Blase am Bondmarkt. „Das macht den Markt absolut anfälliger“, warnt etwa Torsten Slok, Chefökonom bei der Deutsche Bank AG in New York. Über die Blase am Bondmarkt hinaus liefert die Historie einige Hinweise. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries liegt inzwischen unter der Dividendenrendite der Aktien im S&P 500 Index von 2,17 Prozent. Damit sind Bonds in Relation zu Aktien seit fünf Monaten überteuert. Das ist erst drei Mal in den letzten 50 Jahren passiert und nach den letzten zwei Malen erlitten Treasuries die größten jemals verzeichneten Jahresverluste: 2009 waren es 3,7 Prozent und 2013 3,4 Prozent, wie aus Index-Daten derBank of America hervorgeht.
Es steht viel auf dem Spiel: Die durchschnittliche Rendite für 10-jährige Bonds in den USA, Japan, Deutschland und Großbritannien - mit einem Volumen an ausstehenden Staatsanleihen von über 25 Billionen Dollar - ist in der vergangenen Woche nach Daten von Bank of New York Mellon auf 0,69 Prozent gesunken. Das ist der niedrigste bislang verzeichnete Wert und liegt deutlich unter den durchschnittlich fünf Prozent Rendite über den Zeitraum der letzten 145 Jahre.
Bei derart niedrigen Renditen lassen sich Käufer keinen Raum für Irrtümer. In den USA liegt die Laufzeitprämie, die den Renditeunterschied zwischen langfristigen und kurzfristigen Anleihen zum Ausdruck bringt, mittlerweile bei minus 0,47 Prozentpunkten für 10-jährige Treasuries. Die Prämie sollte eigentlich im positiven Bereich liegen und tat das auch in fast jedem der letzten 50 Jahre. Aber seit Jahresanfang wurde aus dem Aufschlag ein Abschlag, was signalisiert, dass Investoren kein Risiko am Horizont ausmachen, welches die Renditen höher treiben könnte. Gleiches gilt für Japan, Deutschland und Großbritannien, wo die Benchmark-Renditen in der vergangenen Woche auf Allzeittiefs gesunken sind und die Laufzeitprämie ebenfalls negativ wurde.
Eine Supernova? Die „Laufzeitprämie sollte eigentlich fast niemals negativ sein, aber wir befinden uns in einer neuen Normalität“, sagt Stanley Sun, Stratege bei Nomura Holdings Inc. in New York. Für einige Bondmarkt-Experten ist das ein Grund, Alarm zu schlagen. Bill Gross, Manager des Janus Global Unconstrained Bond Fund im Volumen von 1,3 Mrd. Dollar, sagte, die ultraniedrigen Bondrenditen weltweit seien eine „Supernova, die eines Tages explodieren wird“. Malvey, globaler Chef-Marktstratege bei Bank of New York Mellon, ist optimistischer, gibt aber zu, dass „die Möglichkeit unbeabsichtigter Folgen nicht ausgeschlossen werden kann“.
Sicherheit kostet Geld, der Markt für Staatsanleihen nimmt immer verrücktere Züge an. Erstmals in der Geschichte rutschten die Renditen deutscher Bunds (Zehn-Jahresanleihe) am Dienstagvormittag in den negativen Bereich - vice versa schossen die Kurse hoch. Anleger müssen nun noch mehr Geld mitbringen, wenn sie dem Bund Geld leihen wollen. Die international richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihen rentierten am Dienstag gegen 10.45 Uhr bei minus 0,022 Prozent (siehe Tabelle im PDF: ‘Renditen europäischer Anleihen im Vergleich’). Das Hoch auf Sicht eines Jahres lag bei 0,920%. Nach der Schweiz ist Deutschland nunmehr das zweite europäische Land bei dem im Zehnjahresbereich negative Renditen verzeichnet werden.
Bei Titeln mit kürzeren Laufzeiten ist der Negativzins längst Alltag: Die Investition in zweijährige Papiere ist seit Mitte 2014 durchgängig ein Verlustgeschäft. Die Bundesrepublik ist übrigens das zweite Land aus der Riege der sieben führenden Industrienationen (G7), dessen zehnjährige Titel unter null Prozent rentieren. Vergleichbare japanische Papiere notieren seit Anfang März in negativem Terrain, zehnjährige US-Anleihen rentierten am Dienstagvormittag bei 1,570%.
Bonds - teuer wie nie zuvor. Tatsächlich ist der Staatsanleihenmarkt von heute historisch mit nichts mehr vergleichbar, wie Bloomberg berichtet. Noch nie zuvor haben Händler so viel dafür bezahlt Anleihen im Volumen von mehreren Billionen Dollar zu halten und gleichzeitig so wenig dafür bekommen. Der Bondmarkt-Experte Jack Malvey hat die Vergangenheit durchforstet und Zahlen bis zum Jahr 1871 aufbereitet. Er konnte keinen Zeitraum finden, in dem die globalen Renditen auch nur annähernd so niedrig waren wie heute. Noch weiter ging Bill Gross von Janus Capital, der per Twitter erklärte, dass die Renditen derzeit die niedrigsten in „500 Jahren aufgezeichneter Geschichte“ sind.
Bescheidenes Wirtschaftswachstum, negative Zinsen und außerordentliche Käufe der Zentralbanken haben dafür gesorgt, dass Staatsanleihen bei Investoren gefragt bleiben, obwohl die Rendite von Papieren im Volumen von über acht Billionen Dollar unter null gesunken ist. Investoren verzichten auf jegliche Sicherheitsmarge und treiben die Kurse immer höher. Damit wächst die Sorge, dass die schier unersättliche Nachfrage die Investoren blind gemacht hat für mögliche Gefahren, die zu schmerzhaften Verlusten führen können - zumal die US-Notenbank Federal Reserve auf Kurs ist, die Zinsen zu erhöhen.
Blase am Bondmarkt. „Das macht den Markt absolut anfälliger“, warnt etwa Torsten Slok, Chefökonom bei der Deutsche Bank AG in New York. Über die Blase am Bondmarkt hinaus liefert die Historie einige Hinweise. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries liegt inzwischen unter der Dividendenrendite der Aktien im S&P 500 Index von 2,17 Prozent. Damit sind Bonds in Relation zu Aktien seit fünf Monaten überteuert. Das ist erst drei Mal in den letzten 50 Jahren passiert und nach den letzten zwei Malen erlitten Treasuries die größten jemals verzeichneten Jahresverluste: 2009 waren es 3,7 Prozent und 2013 3,4 Prozent, wie aus Index-Daten derBank of America hervorgeht.
Es steht viel auf dem Spiel: Die durchschnittliche Rendite für 10-jährige Bonds in den USA, Japan, Deutschland und Großbritannien - mit einem Volumen an ausstehenden Staatsanleihen von über 25 Billionen Dollar - ist in der vergangenen Woche nach Daten von Bank of New York Mellon auf 0,69 Prozent gesunken. Das ist der niedrigste bislang verzeichnete Wert und liegt deutlich unter den durchschnittlich fünf Prozent Rendite über den Zeitraum der letzten 145 Jahre.
Bei derart niedrigen Renditen lassen sich Käufer keinen Raum für Irrtümer. In den USA liegt die Laufzeitprämie, die den Renditeunterschied zwischen langfristigen und kurzfristigen Anleihen zum Ausdruck bringt, mittlerweile bei minus 0,47 Prozentpunkten für 10-jährige Treasuries. Die Prämie sollte eigentlich im positiven Bereich liegen und tat das auch in fast jedem der letzten 50 Jahre. Aber seit Jahresanfang wurde aus dem Aufschlag ein Abschlag, was signalisiert, dass Investoren kein Risiko am Horizont ausmachen, welches die Renditen höher treiben könnte. Gleiches gilt für Japan, Deutschland und Großbritannien, wo die Benchmark-Renditen in der vergangenen Woche auf Allzeittiefs gesunken sind und die Laufzeitprämie ebenfalls negativ wurde.
Eine Supernova? Die „Laufzeitprämie sollte eigentlich fast niemals negativ sein, aber wir befinden uns in einer neuen Normalität“, sagt Stanley Sun, Stratege bei Nomura Holdings Inc. in New York. Für einige Bondmarkt-Experten ist das ein Grund, Alarm zu schlagen. Bill Gross, Manager des Janus Global Unconstrained Bond Fund im Volumen von 1,3 Mrd. Dollar, sagte, die ultraniedrigen Bondrenditen weltweit seien eine „Supernova, die eines Tages explodieren wird“. Malvey, globaler Chef-Marktstratege bei Bank of New York Mellon, ist optimistischer, gibt aber zu, dass „die Möglichkeit unbeabsichtigter Folgen nicht ausgeschlossen werden kann“.