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THE BIG SURPRISE: Wer kommt als Nächstes?

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. - Ach wir Armen! - dieses Zitat aus Goethes Faust ist so ziemlich das Erste was einem in den Sinn kommt, wenn man den Namen Anglo American liest odert hört. Vor allem, wenn man in seiner journalsitischen Alltagsarbeit nur ganz selten mit Bergbau-Aktien in Berührung kommt. Allein, die Sinne unterliegen mitunter einer Täuschung, die der journalistische Instinkt - oder nennen wir es das gelernte Handwerkszeug - aber wieder wettmachen kann.
Warum diese Einleitung? Nun, ganz einfach: Mit einem Plus von mehr als 100 Prozent (Landeswährung) ist die Aktie des in London beheimateten Bergbau-Unternehmens, das mit dem Goldabbau schon lange nichts mehr am Hut hat, im 600 Titel umfassenden Stoxx Europe 600 im schwierigen Börsejahr 2016 bisher das Maß aller Dinge. Durchaus zur Überraschung der Marktteilnehmer, aber vor allem auch der Analysten. Denn zum Jahresstart meinten gerade einmal drei der 29 ‘Auguren’, dass man das Wertpapier kaufen sollte. 15 hingegen hatten ein ‘Sell’ vergeben. Die drei ‘Contrarians’, die sich zu diesem Zeitpunkt gegen die allgemeine Stimmung am Markt positionierten, stammten von Morning Star, Bernstein und SBG Securities. Von den großen Namen wie Goldman Sachs oder JPMorgan kam damals ein Sell/Neutral bzw. ein Underweight. Eine Meinung, die sich seither nicht geändert hat, wie ein Blick in die Bloomberg-Datenbank zeigt.

Sei es wie es ist. Die Aktie der Anglo American ist bei weitem nicht die einzige Überraschung im heurigen Börsejahr. Auch was die Branchenperformance betrifft, ist das Jahr 2016, in dem die Diskussion über eine mögliche Flaute der Weltkonjunktur die Tagesdebatte in den Medien beherrscht, ein Jahr der ‘Contrarians’, also jener Gattung von Anleger/Innen, die dem alten Spruch vom ‘immer recht habenden Markt’, zutiefst misstrauen. Wie sonst ließe sich erklären, dass ausgerechnet der Sektor Basic Resources - als jener Sektor, der die Performance der Rohstoff- oder rohstoffnahen Aktien wiederspiegelt - alle anderen 18 im Stoxx Europe 600 vertretenen Subindizes klar outperformt hat. Doch die rohstoffnahen Titel sind nicht die einzige Überraschung des heurigen Jahres: Auch auf die - in Branchen betrachtet - Nummer zwei des heurigen Jahres hätten wohl eher wenige Marktteilnehmer zu Anfang des Jahres einen Pfifferling gesetzt. Ausgerechnet der Sub-Index, der die Performance der Öl- und Gas-Titel wiederspiegelt - darunter auch die österreichische OMV - erzielte bisher die zweitbeste Performance in Europa. Und das angesichts der Hiobsmeldungen über den niedrigen Ölpreis, der die internationalen Medien nahezu das gesamte erste Drittel des Jahres auf Trab hielt. Zur Ehrenrettung der Analysten muss in diesem Zusammenhang aber erwähnt werden, dass just jene Aktie, die zu Jahresbeginn das beste Rating - nämlich 4,14 von fünf möglichen Punkten -, aufwies auch tatsächlich die beste Performance innerhalb der Branche erzielte. Die britische Tullow Oil, die Öl und Gas in Afrika, Asien, Europa und Südamerika sucht und fördert, hat mit einem Plus von fast 60% das getan, was ihr 19 von 29 Analysten zugetraut haben - sie ist gestiegen.

Die Letzten sind die Ersten. Wie aber lässt sich die Outperformance der beiden Sektoren gegenüber den anderen Branchen erklären? „Die Letzten werden die Ersten sein“ ist die rascheste und nicht ganz falsche Antwort die einem einfällt, wenn man sich die Indizes genauer zu Gemüte führt. Tatsächlich waren Rohstoff- und Öl-Aktien im Vorjahr in einem allgemein guten Umfeld (der Stoxx Europe 600 erzielte ein Plus von mehr als 10%) die schlechtesten Performer. Rohstoff-Aktien verloren im Jahr 2015 mehr als 30% und Öltitel erzielten mit einer Performance von fast drei Prozent Minus das zweitschlechteste Jahresergebnis. Die Letzten werden die Ersten sein: Ein Blick in die unteren Regionen des Branchenrankings zeigt, dass es - wie immer - auch Ausnahmen von dieser Regel gibt. Europas Banken, die im vergangenen Jahr die drittschlechteste Performance ablieferten sind im heurigen Jahr ganz, ganz unten zu finden. Das mag allerdings auch an der - seit der Finanzkrise stark gestiegenen - Skepsis gegenüber den Banken im Allgemeinen liegen. Im Unterschied zu den Banken konnten sich die Versorger, die im Vorjahr mit einem hauchdünnen Plus von 0,73 Prozent das Jahr verlassen haben heuer wieder in der oberen Hälfte der Performance-Liste (nach Branchen) gereiht positionieren. Gleiches trifft auch auf Chemie-Titel zu. Und auch die Aktien aus dem Bereich Industrial Goods, die 2015 ebenfalls unterdurchschnittlich performt haben, sind heuer mit einem kleinen Plus auf Platz 4 des Brachen-Performance-Rankings zu finden.

Wenn die Letzten auch im weiteren Jahresverlauf die Ersten bleiben werden, dann ließe sich aus diesem Muster doch ein vielversprechende Strategie ableiten, oder? Nun denn, wagen wir das Experiment und reihen wir die 19 Branchen-Subindizes des Stoxx Europe 600 noch einmal nach ihrer letztjährigen Performance - von unten nach oben wohlgemerkt - und vergeben danach einmal Punkte. Platz 1 geht wie bereits erwähnt an den Sektor Basic Resources, dessen Underperformance aus 2015 prinzipiell noch viel Platz nach oben lassen könnte. Allein weil Anleger immer auch ein wenig darauf achten sollten nicht unbedingt dann zuzukaufen, wenn die Preise durch den Plafond gehen, ergänzen wir die Performance-Punkte um zwei weitere Faktoren, die etwas längerfristig ausgelegt sind. Zu diesem Zweck haben wir ermittelt um wieviel Prozent der Medianwert aus den Aktien des jeweiligen Sektors in puncto KGV bzw. Kurs-Buchwert-Verhältnis unterhalb des fünfjährigen Wertes liegt. Auch daraus lassen sich wieder Punkte generieren. Kombiniert man nun diese drei Faktoren, so lässt sich ein neues ‘Branchen-Chancen-Ranking’ generieren, das Sie weiter vorne vorfinden.

Klarer Gewinner des Rankings sind die ....


Weiter geht es im aktuellen be INVESTOR vom 20.05.2016. Der aktuelle Schwerpunkt widmet sich auf insgesamt sechzehn Seiten mit umfangreichen Tabellenmaterial der Frage welche Branche die nächsten Überraschungen in Europa liefern könnten. Den be INVESTOR gibt es nur im Abo. Unsere bisherigen Ausgaben finden Sie hier: http://bit.ly/1fAzgCp