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Novomatic wächst auf mehr als zwei Milliarden Euro

Heuer sind die Niederösterreicher weiter auf Einkaufstour und setzen dabei auf Europa. "Wir haben die Entscheidung getroffen, dass Europa unser Kernmarkt ist und wollen in allen relevanten Märkten, wo Glücksspiel gesetzlich geregelt ist, Marktführer werden", so Neumann. Die größten Märkte für Novomatic sind Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien. Insbesondere in Großbritannien und Spanien will Novomatic weitere Zukäufe tätigen. "In den letzten Monaten haben wir allein in Madrid 40 Arkaden (Spielstätten) gekauft."

Sorgen bereitet dem Konzern Deutschland. Aufgrund strengerer Glücksspielregeln ab 2017/2018 - etwa Verbot der umstrittenen Automatiktaste und geringere Spieleinsätze - werde der Automatenmarkt um 30 bis 40 Prozent schrumpfen, glaubt Neumann. Von den rund 250.000 Geräten am Markt stammen 140.000 von Novomatic. Die Gegenstrategie: Die Niederösterreicher möchten verstärkt als Betreiber auftreten und weitere Spielsalons kaufen. Derzeit macht Novomatic laut Neumann mehr als ein Drittel seines Umsatzes in Deutschland und ist dort Marktführer, dahinter kommt die Gauselmann-Gruppe. Novomatic ist in Deutschland mit Löwen Entertainment vertreten, Gauselmann gehören die Merkur-Spielhallen.

Das klassische Casino-Geschäft in den USA ist für Novomatic kein Thema, sagte Thomas Graf, Technologievorstand und Sohn des Novomatic-Gründers Johann Graf. "Das ist ein eigenkapitalintensiver Markt", es brauche "mehrere Milliarden". "Wir haben in Chile die Erfahrung gemacht." Der Konzern ist 2014 aus dem Monticello-Casino ausgestiegen. In Europa betreiben die Niederösterreicher derzeit rund 30 Vollcasinos.

Großes Thema für Novomatic ist der Online-Bereich, der derzeit rund 10 Prozent des Umsatzes ausmacht. In den USA, wo Internet-Glücksspiel in weiten Teilen verboten ist, boomen sogenannte Social Games. Da wird nicht um Echtgeld gespielt, sondern um eine virtuelle Währung. "Wenn ein gewisses Kontingent an Gratis-Spielguthaben aufgebraucht ist, kann man Spielepakete für 1 bis 100 Dollar kaufen", erklärte der Vorstand. "Das geht mit einem Klick über den Apple-Store iTunes." Ein erfolgreiches Beispiel ist das Facebook-Spiel "Candy Crush". Umsatzmäßig gehe es dabei bei den einzelnen Spielern um "Bagatellbeträge", "aber die Masse macht's."

Auch der klassische Glücksspieler werde in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr am Automaten sitzen, so Graf. "Das Casino in der Hosentasche ist heute schon Realität." Die Novomatic-Tochter Greentube habe ein System entwickelt, wo die Spieler entweder im "echten" Casino oder via Handy auf ihr Spiel zugreifen können. Bei den terrestrischen Kunden von Novomatic jedenfalls steige die Nachfrage nach interaktiven Lösungen. "Die Leute wollen das Angebot flexibler konsumieren, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause."

In Europa hat Novomatic schon in Italien, Großbritannien, Lettland und seit kurzem in Spanien Lizenzen für Online-Glücksspiele inne. In Österreich sind Internet-Casinospiele derzeit nur den Lotterien erlaubt, die zu den teilstaatlichen Casinos Austria gehören. Sportwetten zählen hierzulande nicht als Glücksspiel.

Am Heimatmarkt konnte Novomatic das Verbot des Automatenglücksspiels in Wien nicht im Rest des Landes kompensieren, sagte Neumann. Novomatic hatte rund 2.500 Geräte in der Hauptstadt. Dafür habe man aber nun Lizenzen in allen Bundesländern, die das Automatenspiel erlauben (Niederösterreich, Burgenland, Kärnten, Oberösterreich und Steiermark). In Wien habe man zudem die Umsätze mit Sportwetten in den Admiral-Spielstätten gesteigert.

Novomatic hat im Vorjahr mehr als 2.000 Mitarbeiter dazubekommen und beschäftigt derzeit über 24.000 Menschen, davon 2.000 in der Forschung und Entwicklung (großteils Software-Spezialisten). Das Unternehmen hat Standorte in 50 Ländern und 13 Produktionsstätten. Aus dem Headquarters in Gumpoldskirchen kommt hauptsächlich "Hochtechnologie", die Automatenteile werden an verschiedenen Standorten produziert, so kommen etwa die Kabel aus Ungarn, Großserien aus Tschechien. Darüber hinaus betreibt Novomatic selbst mehr als 1.600 Automatensalons und Spielbanken und über Vermietungsmodelle mehr als 235.000 Glücksspielgeräte.

Die Novomatic AG, die im Vorjahr mehr als 2 Mrd. Euro umsetzte, hat noch zwei Schwesterholdings in der Schweiz, die ebenfalls Gründer Johann Graf gehören. Der addierte Gesamtumsatz von Novomatic AG, Gryphon Invest AG und ACE Casinos Holding AG belief sich im Vorjahr auf 3,9 Mrd. Euro (2014: 3,8 Mrd.).

Ertragskennzahlen veröffentlicht Novomatic erst im Frühjahr. Im Jahr 2014 hatte die Novomatic AG einen Jahresüberschuss von 277 Mio. Euro eingespielt.

Ein Börsengang ist für Graf nach wie vor kein Thema. "Wir sind kein quartalsgetriebenes Unternehmen." Neumann "genießt" es, "dass es keine Analysten gibt, die einem sagen, was man zu tun hat."

(APA)