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Billiges Geld macht's möglich: Rekordjahr bei Übernahmen

Das ist das höchste jemals verzeichnete Volumen und übertrifft den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2007 vor der Finanzkrise. Für 2016 zeigen sich die Manager noch optimistischer: In einer im Oktoberveröffentlichten Studie von EY erwarteten annähernd 60 Prozent der befragten Manager, in den kommenden zwölf Monaten Akquisitionen durchzuführen - verglichen mit 40 Prozent ein Jahr zuvor.

Das vierte Quartal wies im vergangenen Jahr die stärkste Aktivität auf. Laut den Daten belief sich das Volumen auf 1,3 Billionen Dollar. Erstmals seit dem zweiten Quartal 2007 lag das Volumen für einen Dreimonatszeitraum über der Marke von einer Billion Dollar.

Ein frühes Signal für die Entwicklung über den Verlauf des Jahres könnte die nächste Woche stattfindende JPMorgan Chase & Co. Healthcare Conference liefern. Die erste große Branchentagung des Jahres ist traditionell ein wichtiger Ort für die Anbahnung von Fusionsverhandlungen.

Der Zusammenschluss von Pfizer Inc. und Allergan Plc im Volumen von 160 Mrd. Dollar war die größte Transaktion im vergangenen Jahr. Auch in diesem Jahr dürfte die Pharmabranche führend bei Fusionen sein. Shire Plc steht in fortgeschrittenen Verhandlungen über den Kauf von Baxalta für rund 32 Mrd. Dollar, wie informierte Kreise berichten. Eine Einigung könnte noch diese Woche erzielt werden.

"Die Aktivität bei Fusionen und Übernahmen dürfte auf einem erhöhten Niveau bleiben", schreibt Eddie Yoon, Portfoliomanager und Leiter Gesundheitssektor bei Fidelity Investments Ltd., in seinem Ausblick für 2016. "Betrachtet man das attraktive Free- Cash-Flow-Profil im Gesundheitssektor, sollten eine effiziente Kapitalanlage für die Belebung der Wachstumsaussichten eines Unternehmens oder niedrigere Kosten durch Synergien weiterhin für Investmentchancen sorgen."

In diesem Jahr dürften Fusionen und Übernahmen vor allem in Branchen boomen, die aufgrund harten Wettbewerbs oder eines schwächeren Wachstums Skaleneffekte benötigen, sagt Paulo Pereira, Partner bei der Beratungsgesellschaft Perella Weinberg Partners in London. Als Beispiele nennt er Telekommunikation, Technologie und Gesundheitswesen.

Am Dienstag gab Orange SA, die größte Telekomgesellschaft Frankreichs, bekannt, dass sie in vorläufigen Verhandlungen mit Bouygues SA über deren Mobilfunktochter steht. Eine Transaktion würde die Zahl der Mobilfunkanbieter in dem Land verringern.

Auch in der Finanzbranche und hier insbesondere im Bankenbereich sollte die Fusionstätigkeit nach Einschätzung von Pereira in den nächsten Monaten Fahrt aufnehmen, da der aufsichtsrechtliche Rahmen und Kapitalanforderungen wie die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht festgelegten Regeln sicherer und klarer erkennbar sind.

Das Rekordvolumen im vergangenen Jahr basierte auf dem Optimismus der Käufer, dass sie politische und finanzielle Instabilitäten überwinden könnten, sagt Charles Jacobs, Partner für Fusionen und Übernahmen in der Kanzlei Linklaters. Auch vom Kurseinbruch an den chinesischen Aktienbörsen, der Konjunkturabkühlung in Schwellenmärkten und der griechischen Schuldenkrise ließen sie sich nicht abschrecken, so Jacobs. Die erste Zinsanhebung in den USA seit annähernd einem Jahrzehnt dürfte für eine gewisse Flaute im ersten Quartal 2016 sorgen, und politische Spannungen wie die Aussicht auf ein Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union könnten Pausen bei den großen Deals bringen, schrieb er im Dezember in einer Studie.

Aber nachdem die Unternehmen laut einer Schätzung von Linklaters auf 2,4 Billionen Euro an Barmitteln sitzen, "sind die soliden fundamentalen Voraussetzungen für Transaktionen weiterhin gegeben", so Jacobs. "Wir sehen keinen Grund, warum die weltweite Aktivität bei Fusionen und Übernahmen 2016 ihren Rekordkurs nicht fortsetzen sollte."

(Bloomberg)