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Telekom spielt mal wieder den Fusionspoker

Seit Jahren vereint die Unternehmen der Telekommunikationsbranche ein Schicksal: Die Umsätze sinken, gleichzeitig steigt die Notwendigkeit zu investieren. Denn Geschäfts- wie Privatkunden wollen immer weniger für die Dienstleistungen zahlen, verlangen aber immer leistungsfähigere Netze, um überall im Land Daten immer schneller übertragen bzw. empfangen zu können. Mit ein Grund, warum immer mehr Konzerne unter das Dach eines Konkurrenten schlüpfen. In Frankreich scheint sich nun eine neue Runde im Fusionspoker aufzutun. Genährt werden die Spekulationen von der Mitteilung, dass Orange und Bouygues Telecom (wieder) einen Zusammenschluss ausloten. Die Gespräche sollen aber noch in einem frühen Stadium - und es sind nicht die ersten dieser Art. Die Aktien der beiden Noch-Rivalen legten an der Pariser Börse auch um jeweils etwa zwei Prozent zu. Die Konkurrenten Iliad und Numericable stiegen um bis zu 6 Prozent. Und auch die Telekom Austria legt heute gegen den Trend zu.

Zuletzt hieß es in Medienberichten, dass der Preis für Bouygues Telecom bei rund 10 Mrd. Euro liegen soll. Einen Großteil davon will Orange in eigenen Aktien bezahlen. Damit wäre der Mischkonzern Bouygues, der auch im Baugeschäft tätig ist, künftig neuer Großaktionär von Orange. Erst vor gut einem halben Jahr hatte Bouygues ein Übernahmeangebot des Konkurrenten Numericable-SFR für seine Telekomsparte abgelehnt. Kreisen zufolge hatte der Numericable-Besitzer Patrick Drahi damals ebenfalls 10 Mrd. Euro für das Unternehmen geboten. In der französischen Politik hatten die Berichte Sorgen über einen Verlust von Arbeitsplätzen geschürt.

Aktienüberhang oder Börserückzug. Die Telekom Austria selbst sieht sich – vor allem auf dem Heimmarkt – einem starken Wettbewerb auf dem Handysektor ausgesetzt, in Osteuropa läuft das Geschäft weiterhin schwach und die von der EU geplante Aufhebung der Roaminggebühren wird ebenfalls Umsatz und damit Ertrag kosten. Und dann gibt es noch das Thema America Movil. Der Konzern von Carlos Slim hält aktuell rund 60 Prozent der Anteile, womit sich nach ÖBIB-Anteil (28,4%) ein Streubesitz von 11,9 Prozent errechnet. Dieser muss laut Syndikatsvertrag bis Herbst dieses Jahres aber auf zumindest 24 Prozent zu liegen kommen. Da der aktuelle Telekom-Kurs klar unter den damals von America Movil gezahlten 7,15 Euro liegt, wäre ein Verkauf für Slim ein Verlust - wohl auch deshalb gibt es als Spekulation den Börserückzug der Telekom Austria von der Wiener Börse ...

(gill/ag)

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