, boerse-express

Buffett macht in Öl - die OMV gibt's grade günstig

W ährend die Marktkommentatoren, Analysten und eher kurzfristig orientierte Investoren weiterhin gebahnt auf die Entwicklung des Ölpreises starren, und dabei Tag für Tag neue Überraschungen erleben (siehe Chart im PDF), decken sich im Hintergrund Langfrist-Investoren bereits mit Öl-nahen Titeln ein. So etwa der von zahlreichen Kommentatoren als Investmentguru bezeichnete Warren Buffett, der erst vor wenigen Tagen seinen 85sten Geburtstag feierte. Im Rahmen seines umfangreichsten Energie-Investment in den vergangenen zwei Jahren hat seine Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway eine mittlerweile 4,5 Milliarden Dollar schwere Beteiligung am Raffinerie-Unternehmen Phillips 66 aufgebaut. Buffetts Holding ist mit einem Anteil von 10,78 Prozent zum größten Aktionär der Firma aufgestiegen. Die Vanguard Group ist mit 6,11 %, der zweitgrößte Aktionär, Blackrock mit einem Anteil von 6,03% der drittgrößte Eigner. Phillips 66 ist ein führendes Raffinerie-Unternehmen in den USA. Die Firma raffiniert, vertreibt und transportiert unter anderem Öl, beschäftigt sich aber auch mit der chemischen Fertigung und der Stromerzeugung. Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 42,5 Milliarden Dollar belegt der Konzern Platz 19 in der Liste der weltgrößten Erdölfirmen, die vom US-Riesen Exxon Mobil (313,71 Milliarden Dollar Marketcap) angeführt wird.

Laut der jüngst veröffentlichten Pflichtmitteilung besitzt Berkshire nahezu 58 Millionen Aktien an Phillips 66. Das sind mehr als zehn Prozent der ausgegebenen Titel. Ende des ersten Quartals hatte der Anteil offiziell erst bei 7,5 Millionen Aktien gelegen.

Alte Liebe. Berkshire hatte sich für Phillips 66 interessiert, seit die Firma im Jahr 2012 aus dem Ölkonzern ConocoPhillips ausgegliedert wurde. Seit damals hat sich der Marktwert des Unternehmens mehr als verdoppelt. Nach der jüngsten Mitteilung wird spekuliert, dass Buffett seine Beteiligung an Phillips 66 möglicherweise lange vorbereitet hat. In einer Pflichtmitteilung an die US-Aufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC), in der Berkshire diverse Beteiligungen zum Ende des zweiten Quartals aufschlüsselte, wurde offiziell kein Anteil an Phillips 66 gezeigt. Eigenen Angaben zufolge wurden einige Daten vertraulich an die Behörde übermittelt. Die SEC erlaubt es Unternehmen manchmal, gewisse Informationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Damit sollen Nachahmer-Investoren ausgebremst werden, während eine Firma eine Position auf- oder abbaut.

Aus der Pflichtmitteilung in der vergangenen Woche geht nicht hervor, ob es Buffett selbst war, der den Anteil an Phillips 66 zusammengekauft hat - oder einer seiner Vize-Investment-Manager, Todd Combs oder Ted Weschler. So wie ihr Chef auch, sind sie bekannt dafür, ihre Anlagen auf wenige Aktien zu konzentrieren und diese dann für einen längeren Zeitraum zu halten. Oft steigen sie dann ein, wenn eine Aktie unterhalb des Preises gehandelt wird, der aus ihrer Sicht eigentlich gerechtfertigt wäre.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Buffett darauf wettet, dass die unerwartete und deutliche Aktienrally bei Raffinerie-Unternehmen während des Schieferöl-Booms weitergehen wird - angetrieben durch die niedrigen Ölpreise, welche die Nachfrage nach Diesel, Benzin und anderen Ölprodukten steigen lassen wird. Angesichts der Tatsache, dass die Ölpreise im vergangenen Jahr um die Hälfte gefallen sind, ist der Absatz von Benzin in den USA auf ein Acht-Jahres-Hoch nach oben geschnellt. Eine Gallone (rund vier Liter) kostete zuletzt weniger als 3 Dollar.

„Nachdem die Ölpreise gefallen sind, ist es für die Leute in der Branche offensichtlich, dass Raffinerie-Aktien die beste Wette sind”, sagt Carl Larry, Chef für Öl und Erdgas bei Frost & Sullivan LP in Houston, in einem Interview mit Bloomberg. Das zeigt auch ein Blick auf die Aktienkurse. Phillips 66 ist im bisherigen Jahresverlauf um 10,3 Prozent gestiegen. Andere Raffinerie-Unternehmen in den USA konnten sogar noch stärker zulegen. Beim Konkurrenten Valero Energy Corp. sind es 19,9 Prozent seit Jahresbeginn, Tesoro Corp. kommt auf 23,8 Prozent plus, und Marathon Petroleum Corp. verzeichnet einen Aufschlag von 4,8 Prozent.

Empfehlung. Detail am Rande: Der be INVESTOR vom 9. Jänner 2015 beschäftigte sich in seinem damaligen Schwerpunkt mit dem Thema Öl. Teil dieses Schwerpunktes war unter anderem ein umfangreicher Beauty-Contest, der sich den weltweiten Öl-Aktien widmete. Hinter vier russischen Unternehmen landete Phillips 66 nach den gewählten Auswahlkriterien damals auf Platz 5 der attraktivsten Öl-Aktien (die komplette Ausgabe finden Sie gratis hier: http://bit.ly/1LI3Cht). Die Aktie notierte bei Erscheinen der Ausgabe bei 67,18 Dollar, aktuell liegt der Titel bei etwas über 79 Dollar.

Grund genug für ein aktuelles Update zu den Bewertungen im Ölsektor, dass Sie auf der folgenden Seite finden. Gereiht nach den für das laufende Geaschäftsjahr geschätzten KGV’s liegt wiederum ein russisches Unternehmen (Gazprom) in Front. Phillips 66 findet sich auch weiterhin unter den 50 günstigsten Titeln im S&P Global Oil Index, der in Summe 120 notierte Öl-Aktien umfasst. Mit einem KGV(e) von 11,87 liegt die Bewertung noch deutlich unter dem Branchenmedian von 18,62. Was das Kurs-Buch-Verhältnis betrifft notiert der Titel mit einem Wert von 1,90 aber bereits deutlich über dem Median von 1,38 (120 Aktien). Die heimische OMV notiert bei beiden Werten deutlich unter dem jeweiligen Median (siehe Liste im PDF).

Die komplette Story gibt es im aktuellen Börse Express vom 02.09. 2015. Dort finden Sie unter anderem eine umfangreiche Tabelle mit den derzeit günstigsten 50 Öl-Titeln aus dem S&P Global Oil Index.

Den Börse Express gibt es nur im ABO. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden sie hier: http://bit.ly/15yw417