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Transocean: Ex-Footballstar soll das Ruder herumreißen
Kennen Sie die ‘schlechteste’ Aktie im Schweizer Leitindex SMI? Ihr Name ist Transocean und eigentlich ist das Unternehmen in Texas beheimatet, hat aber, aus steuerlichen Gründen, einen Sitz in der Schweiz. Seit Jahresbeginn hat die Schweizer-Aktie mehr als 33% verloren und wird auch von den meisten Analysten gemieden (siehe unten). Auch im S&P 500 zählt das Papier zu den schlechtest performenden Aktien. Das Analysten-Rating liegt gerade mal bei 1,85 und ist im SMI das Schlechteste was es derzeit gibt. Dafür zählt die Aktie mit einem KGV von 2,61 und einem für das laufende Jahr geschätzten KGVe von 5,39 bei einem Kurs-Buch-Wert von 0,34 auch zu den ‘günstigsten’ Papieren an der Schweizer Börse. Das soll sich jetzt mit dem neuen Boss Jeremy Thigpen ändern. Der ehemalige Footballspieler soll das Ruder herum reißen.
An der Rice Universität verhalf Thigpen seinem Team 1994 zu einem umwerfenden Sieg über die Universität von Texas. Anleger würde nun gerne ein wenig derselben Magie sehen, nachdem der 40- jährige gebürtige Texaner im April das Ruder bei der Ölbohrfirma Transocean Ltd. übernommen hat - dem Wert, der im vergangenen Jahr die schlechteste Entwicklung im Standard & Poor’s 500 Index vorzuweisen hatte.
In seinem ersten Job als Konzernchef muss Thigpen die weltweit größte Firma für Tiefseebohrungen aus einer Krise führen, die von einem massiven Einbruch der Ölpreise noch verschlimmert wurde. Die Ausgabenkürzungen bei führenden Ölkonzernen kamen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für das Unternehmen, das bereits mit einem Überangebot an neuen Bohrinseln zu kämpfen hatte, als es sich von seiner Rolle bei der Ölpest von BP Plc zu erholen begann.
Kein Experte, aber ...“Jeremy ist kein Experte für Bohrungen, aber ich weiß, dass er ein Typ ist, der seine Hand einfach nur auf die Motorhaube legen kann und weiß, was falsch läuft”, sagt Chris Cooley, ein ehemaliger Mannschaftskamerad in der Offensive von Rice, der nun ein Manager bei BP ist. “Er hat das Talent, das große Ganze zu sehen und zu verstehen, wie alles zusammenpasst.”
“Transocean wird Jeremys Vermächtnis sein”, sagt Analyst James West bei Evercore ISI in New York, der zum Verkauf der Aktien rät und selber keine hält. “Hier kann sich seine Karriere entscheiden. Es sieht mir nach einer Herausforderung aus.”
Thigpen arbeitete vorher bei National Oilwell Varco Inc. Der Ausrüstungshersteller für die Branche wurde von Pete Miller geleitet, der nun Präsident des Transocean-Verwaltungsrats ist. Miller machte Thigpen 2012 bei National Oilwell zum Finanzvorstand, obwohl er über wenig Erfahrungen in dem Bereich verfügte.
Miller, der an der US-Militärakademie in West Point Football gespielt hat, begründete seine Entscheidung damit, dass der damals 38-Jährige als ehemaliger Athlet über den richtigen Wettbewerbsgeist verfüge. “Man muss sich um jedes kleine Geschäft, das sich findet, bemühen”, sagte Miller in einem Telefoninterview am 9. Juli. “An dieser Stelle setzt der Wettbewerb ein.”
Die aus steuerlichen Gründen im schweizerischen Vernier ansässige Transocean teilte mit, Thigpen stehe für ein Interview für diesen Artikel nicht zur Verfügung.
Als Football-Spieler an der Universität Houston spielte er auf der Position des Offensive Center. Als solcher hatte er die Aufgabe, das Verhalten der gegnerischen Verteidiger zu erkennen und zu wissen, wer geblockt werden muss, um den Quarterback zu schützen. Das erforderte blitzschnelle Entscheidungen, während der ihm den Ball zuspielte.
Transocean könnte solche Wendigkeit jetzt gut gebrauchen. Kein anderes Unternehmen der Branche hat Bloomberg Intelligence zufolge mehr schwimmende Bohrinseln, deren Kontrakte bis Ende kommenden Jahres auslaufen. Thigpen muss entscheiden, ob er mehr Plattformen verschrottet oder ob die Kosten trägt, die das Parken auf hoher See mit sich bringt.
Er wird “ein paar Weichen stellen müssen, denn wenn er das jetzt nicht richtig macht, werden die nächsten paar Jahre so schlecht sein wie alle voraussagen”, erklärt Andrew Cosgrove, Analyst bei Bloomberg Intelligence.
Thigpen kümmerte sich bereits um die Folgen der Ölpest von 2010 im Golf von Mexiko. Transocean gehörte die Bohrplattform Deepwater Horizon, die zum Zeitpunkt der Explosion an BP vermietet war. Weniger als einen Monat nach Übernahme des Chefsessels legte er die offenen Streitpunkte mit BP bei. Der in London ansässige Konzern stimmte einer Kompensationszahlung von 125 Mio. Dollar zur Deckung der Gerichtskosten zu.
Thigpen ist auch für eine sensiblere Seite bekannt. Analyst Jim Wicklund von Credit Suisse Group AG, der National Oilwell abdeckte, erinnert sich an einen Anruf von ihm an einem Samstag, bei dem er sich nach einem kranken Familienmitglied erkundigte.
“Er gilt als einer der feinsten, nettesten Kerle”, sagt Wicklund. “Die Menschen würden ihm daher über Felder aus Glasscherben folgen.”
Aus dem Börse Express PDF vom 05.08.2015 - dort inklusive Tabellen zu den wichtigsten Kennzahlen und den aktuellen Ratings der Analysten von und zu Transocean. Das Börse Express PDF gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417
An der Rice Universität verhalf Thigpen seinem Team 1994 zu einem umwerfenden Sieg über die Universität von Texas. Anleger würde nun gerne ein wenig derselben Magie sehen, nachdem der 40- jährige gebürtige Texaner im April das Ruder bei der Ölbohrfirma Transocean Ltd. übernommen hat - dem Wert, der im vergangenen Jahr die schlechteste Entwicklung im Standard & Poor’s 500 Index vorzuweisen hatte.
In seinem ersten Job als Konzernchef muss Thigpen die weltweit größte Firma für Tiefseebohrungen aus einer Krise führen, die von einem massiven Einbruch der Ölpreise noch verschlimmert wurde. Die Ausgabenkürzungen bei führenden Ölkonzernen kamen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für das Unternehmen, das bereits mit einem Überangebot an neuen Bohrinseln zu kämpfen hatte, als es sich von seiner Rolle bei der Ölpest von BP Plc zu erholen begann.
Kein Experte, aber ...“Jeremy ist kein Experte für Bohrungen, aber ich weiß, dass er ein Typ ist, der seine Hand einfach nur auf die Motorhaube legen kann und weiß, was falsch läuft”, sagt Chris Cooley, ein ehemaliger Mannschaftskamerad in der Offensive von Rice, der nun ein Manager bei BP ist. “Er hat das Talent, das große Ganze zu sehen und zu verstehen, wie alles zusammenpasst.”
“Transocean wird Jeremys Vermächtnis sein”, sagt Analyst James West bei Evercore ISI in New York, der zum Verkauf der Aktien rät und selber keine hält. “Hier kann sich seine Karriere entscheiden. Es sieht mir nach einer Herausforderung aus.”
Thigpen arbeitete vorher bei National Oilwell Varco Inc. Der Ausrüstungshersteller für die Branche wurde von Pete Miller geleitet, der nun Präsident des Transocean-Verwaltungsrats ist. Miller machte Thigpen 2012 bei National Oilwell zum Finanzvorstand, obwohl er über wenig Erfahrungen in dem Bereich verfügte.
Miller, der an der US-Militärakademie in West Point Football gespielt hat, begründete seine Entscheidung damit, dass der damals 38-Jährige als ehemaliger Athlet über den richtigen Wettbewerbsgeist verfüge. “Man muss sich um jedes kleine Geschäft, das sich findet, bemühen”, sagte Miller in einem Telefoninterview am 9. Juli. “An dieser Stelle setzt der Wettbewerb ein.”
Die aus steuerlichen Gründen im schweizerischen Vernier ansässige Transocean teilte mit, Thigpen stehe für ein Interview für diesen Artikel nicht zur Verfügung.
Als Football-Spieler an der Universität Houston spielte er auf der Position des Offensive Center. Als solcher hatte er die Aufgabe, das Verhalten der gegnerischen Verteidiger zu erkennen und zu wissen, wer geblockt werden muss, um den Quarterback zu schützen. Das erforderte blitzschnelle Entscheidungen, während der ihm den Ball zuspielte.
Transocean könnte solche Wendigkeit jetzt gut gebrauchen. Kein anderes Unternehmen der Branche hat Bloomberg Intelligence zufolge mehr schwimmende Bohrinseln, deren Kontrakte bis Ende kommenden Jahres auslaufen. Thigpen muss entscheiden, ob er mehr Plattformen verschrottet oder ob die Kosten trägt, die das Parken auf hoher See mit sich bringt.
Er wird “ein paar Weichen stellen müssen, denn wenn er das jetzt nicht richtig macht, werden die nächsten paar Jahre so schlecht sein wie alle voraussagen”, erklärt Andrew Cosgrove, Analyst bei Bloomberg Intelligence.
Thigpen kümmerte sich bereits um die Folgen der Ölpest von 2010 im Golf von Mexiko. Transocean gehörte die Bohrplattform Deepwater Horizon, die zum Zeitpunkt der Explosion an BP vermietet war. Weniger als einen Monat nach Übernahme des Chefsessels legte er die offenen Streitpunkte mit BP bei. Der in London ansässige Konzern stimmte einer Kompensationszahlung von 125 Mio. Dollar zur Deckung der Gerichtskosten zu.
Thigpen ist auch für eine sensiblere Seite bekannt. Analyst Jim Wicklund von Credit Suisse Group AG, der National Oilwell abdeckte, erinnert sich an einen Anruf von ihm an einem Samstag, bei dem er sich nach einem kranken Familienmitglied erkundigte.
“Er gilt als einer der feinsten, nettesten Kerle”, sagt Wicklund. “Die Menschen würden ihm daher über Felder aus Glasscherben folgen.”
Aus dem Börse Express PDF vom 05.08.2015 - dort inklusive Tabellen zu den wichtigsten Kennzahlen und den aktuellen Ratings der Analysten von und zu Transocean. Das Börse Express PDF gibt es nur im Abo. Unsere aktuellen Abo-Angebote finden Sie hier: http://bit.ly/15yw417