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China-Aktien im freien Fall - Regierung pumpt Geld in den Markt

Panik in China - während die chinesische Regierung ihre Interventionen gegen einen Ausverkauf am Aktienmarkt verstärkt, verkaufen ausländische Investoren Schanghai-Aktien so massiv wie noch nie. Viele Analysten hatten den Absturz vorhergesehen. Kein Wunder die China-Rally des heurigen Jahres hatte es in sich. Der Shanghai Composite Index, der die Performance aller 1106 an der Börse Schanghai gelisteten A- und B- Aktien umfasst, hatte bis zu seinem Hoch am 12. Juni an die 60 Prozent dazu gewonnen. (Dem Shanghai Shenzhen CSI 300 Index, der die Performance der 300 wichtigsten A-Shares umfasst erging es ähnlich. Siehe Grafik rechts - Daten Bloomberg/Shenzhen Stock Exchange.) Die Aktien des Composite Index waren fast doppelt so teuer wie bei ihrer Spitze im Oktober 2007 und auf Basis der Median-Gewinnschätzungen mehr als dreimal so hoch bewertet wie irgendeiner der zehn wichtigsten Märkte. Doch dann kam die Wende.

Die Verkäufe von chinesischen Festlandsaktien über die gemeinsame Plattform der Handelsplätze in Schanghai und Hongkong erreichte am Montag dieser Woche ein Allzeithoch, doppelt gelistete Papiere in Hongkong verloren im Vergleich zu ihren Festlands-Pendants so stark wie seit mindestens 2006 nicht mehr. Am US-Optionsmarkt sind die Kosten für Absicherungen gegen weitere Verluste nahezu auf Rekordniveau, nachdem chinesische Aktien an amerikanischen Börsen ihren schlimmsten Ein-Tages-Verlust seit 2011 erlitten haben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Staatliche Finanzfirmen pumpen Geld in den Markt. Die chinesische Regierung versucht unter anderem mit Aktienkäufen durch staatliche Finanzfirmen und einem Stopp von Börsenneueinführungen den Ausverkauf bei Aktien zu bremsen. Laut Aberdeen Asset Management untergruben diese Interventionen die Glaubwürdigkeit von Versprechungen, sich in Richtung einer stärker marktorientierten Wirtschaft zu entwickeln. Sie gefährdeten auch das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, das Finanzsystem zu steuern, sollte sich der Aktien-Ausverkauf fortsetzen, kommentierte die Fitch-Tochter BMI Research.
“Wir kommen an einen Punkt, wo eine schlechte Politikmaßnahme durch eine andere gedeckt wird”, sagte Tai Hui, leitender Marktstratege Asien bei JPMorgan Asset Management in Hongkong . “Immer noch machen sich viele Investoren Sorgen wegen einer weiteren Korrektur.”
Strategen von BlackRock Inc., Credit Suisse Group AG, Bank of America Corp. und Morgan Stanley hatten bereits im Juni vor einer Blase bei chinesischen Aktien gewarnt.

Bis Freitag verzeichnete der Index dann einen 29-Prozent- Verlust, den schlimmsten Drei-Wochen-Absturz seit 1992. Das sorgte für hektische Maßnahmen, die den Markt stabilisieren sollten. Am Samstag beschloss eine Gruppe von 21 Brokerhäusern, mindestens 120 Mrd. Yuan (17,5 Mrd. Euro) in einen Aktienmarktfonds zu investieren. Auch die Chefs von 25 Investmentfonds sagten zu, Aktien zu kaufen und mindestens ein Jahr zu halten. Central Huijin Investment Ltd., eine Tochter des chinesischen Staatsfonds, teilte mit, sie kaufe börsengehandelte Fonds.

Je mehr Geld die Behörden in die Stützung des Aktienmarkts stecken, umso mehr steigt das Risiko negativer Auswirkungen, wenn der Markt weiter absacken sollte”, sagte Andrew Wood, Analyst bei BMI Research. “Das könnte eine Vertrauenskrise in die Fähigkeit der Behörden auslösen, den Aktienmarkt und die Realwirtschaft zu stützen.”

Aus dem Börse Express vom 07.07.2015. Dort inklusive Grafiken. Den Börse Express gibt es nur im ABO. Einen Überblick über unsere Abo-Angebote erhalten Sie hier: http://bit.ly/15yw417