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Stahl verstärkt den Abwärtstrend, Immos dafür in Laune, doch den Vogel schießen Erste und Raiffeisen ab

Die Hoffnung auf eine Einigung im griechischen Schuldenstreit hievten Europas Börsenindizes in höhere Kursgefilde. Zeitweise laen DAX und Co mehr als drei Prozent im Plus - der ATX immer ein wenig abgeschlagen dahinter. Zuvor hatte sich die EU-Kommission in Brüssel optimistisch zu den von Athen vorgelegten Plänen gezeigt. Doch dann meldeten sich die Finanzminster zu Wort: Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble etwa vermisst weiter „substanzielle Vorschläge“. Auch sein irischer Amtskollege Michael Noonan äußerte sich eher verhalten - Österreichs Hans Jörg Schelling zeigte sich ob der verschiedenen von Athen geschickten Fassungen überhaupt verstimmt. Griechische Medienberichten zufolge soll Ministerpräsident Tsipras demnach bereit sein, die Mehrwertsteuer für Grundnahrungsmittel, Restaurants und Hotels in etwa zu verdoppeln. Des Weiteren wird die Abschaffung der meisten Frührenten, die Aufrechterhaltung der umstrittenen Immobiliensteuer und eine Sondersteuer für Reiche in Erwägung gezogen. Aber: das griechische Parlament müsste einen wie auch immer gearteten Kompromiss ebenfalls durchwinken, nicht nur die Geldgeber.
Unabhängig davon griff die EZB den griechischen Banken unter die Arme und erhöht laut Bloomberg die Nothilfen (ELA) für die unter Einlagenabflüssen leidenden Geldhäuser. In der vergangenen Woche hatten Sparer mehr als sechs Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben. Ohne die Geldspritze der EZB würde den Instituten innerhalb weniger Tage der Kollaps drohen.

Unter den österreichischen Einzelwerten notierten die beiden Banktitel weit oben am Kurszettel. Raiffeisen Bank International und Erste Group gewannen 6,73 bzw. 5,11 Prozent.
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Im Plus auch alle Immobilienaktien im ATX mit der Ausnahme conwert: „Mit Blick auf den noch immer negativen 3-Monats-Euribor und einer negativen Realverzinsung sind Zinsängste in diesem Ausmaß aus unserer Sicht unangebracht“, meint Christoph Schultes, Senior Analyst CEE Equity Research zur zuletzt eher verhaltenen Kursentwicklung der Branche. Daher bieten die aktuellen Kursniveaus einen guten Einstiegszeitpunkt, sagt er. Die aktuellen Top Picks in diesem Sektor sind CA Immobilien, Immofinanz und UBM. Mehr zum Ausblick der Erste Group gibt's unter http://goo.gl/NhWgxI.
Passend: auch das Thema Übernahmen weht durch die virtuellen Börsenhallen - und zwar vor allem in zwei Branchen. Immobilien und Telekom. Denn der größte deutsche Wohnungskonzern Deutsche Annington plant weitere Übernahmen. Zur "Welt am Sonntag" sagte Konzernchef Rolf Buch: „Wir schauen uns jedes Portfolio ab 1000 Einheiten an, das in Deutschland auf den Markt kommt, ob es strategisch zu uns passt, und werden weiter zukaufen.“
Und: Laut Kreisen hat Altice ein Zehn-Milliarden-Euro-Gebot für Bouygues Telecom unterbreitet. Sollte der Deal durchgehen, entstünde der größte Mobilfunkkonzern Frankreichs. Altice ist mit einigen Käufen in kurzer Zeit zu einem der großen Player aufgestiegen. Zuletzt wurde der US-Kabelanbieter Suddenlink Communications für 9,1 Milliarden Dollar übernommen und zuvor Altice Portugal Telecom für 8,4 Milliarden Dollar. Somit lagen alle im ATX befindlichen Immoaktien im Plus (eben außer conwert) - wie auch die Telekom Austria.
Auch in der Öltechnik-Branche dreht sich das Übernahme-Karussell wohl weiter. In den USA soll Energy Transfer 48 Milliarden Dollar für den Konkurrenten Williams bieten. Hier haben wir mit SBO aber einen der wenigen Verlierer (zwei mit conwert) im ATX - der Ölpreis lieferte keine Impulse.

Unterdurchschnittlich entwickelte sich auch die voestalpine, wie in Deutschland auch ThyssenKrupp und Salzgitter. Grund: im Mai fiel die globale Stahlproduktion um 2,1 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat auf gut 139 Millionen Tonnen, wie der Weltstahlverband mitteilte. In den ersten fünf Monaten des Jahres erschmolzen die Hütten weltweit noch knapp 676 Millionen Tonnen Rohstahl, das waren 1,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.