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Übernahmen treiben die Börse (noch nicht)

In den vergangenen zwölf Monaten wurden Übernahmen im Volumen von 1,1 Billionen Dollar abgeschlossen. Dies stellt lediglich gut vier Prozent der Marktkapitalisierung in den USA dar, wie Daten von Bloomberg und Credit Suisse Group AG zeigen. Der Wert hat nur gut die Hälfte des Niveaus bei den fünf vorhergehenden Bullenmärkten - obwohl der jetzt seit sechs Jahren anhaltende Anstieg des Standard & Poor’s 500 Index der zweitlängste der vergangenen 50 Jahre ist.

Bei der Nachfrage nach US-Aktien rangieren Unternehmen bereits weit vor Investmentfonds. Seit 2009 haben die Unternehmen Aktienrückkäufe im Volumen von 2 Billionen Dollar angekündigt. Stiegen die Übernahmeaktivitäten wieder auf ihr altes Niveau, würde sich die Rolle der Unternehmen noch ausweiten. Und das Tempo bei den Akquisitionen nimmt zu: das Volumen im März und April war das höchste für einen Zweimonatszeitraum seit mindestens 2003.

“Aus diesen Transaktionen kommt mehr und mehr Geld in den Markt, und man könnte argumentieren, dass sich die Nachfrage nach Aktien aufbaut”, sagt Bruce Bittles, Chef- Investmentstratege bei Robert W. Baird & Co. in Milwaukee. “Es ist definitiv ein positives Element.”

Seit März 2009 ist der Standard & Poor’s 500 Index um über 200 Prozent gestiegen und hat den Marktwert der Aktien in 2275 Tagen um annähernd 17 Billionen Dollar ausgeweitet. Damit wird die Rally nur noch von der Internetblase der 1990er Jahre übertroffen, was ihre Dauer angeht.

Die Übernahmevolumina sind im Zweimonatszeitraum März/April erstmals seit Juni 2007 über 400 Mrd. Dollar gestiegen, wie Bloomberg-Daten belegen. Im Vergleich mit der gesamten Marktkapitalisierung jedoch bleibt die Übernahmerate nach historischen Standards niedrig. Das signalisiert, dass die Kurse noch Spielraum nach oben haben, da die Unternehmenslenker optimistischer werden, argumentieren Strategen von Credit Suisse unter der Führung von Andrew Garthwaite.

“Märkte erreichen meist dann einen Höhepunkt, wenn das M&A-Volumen in Relation zur Marktkapitalisierung mehr als doppelt so hoch wie aktuell ist”, schrieben die Strategen vergangene Woche in einer Mitteilung an Kunden. Übernahmen “steigern sowohl den Gewinn je Aktie als auch die Nachfrage nach Aktien”, schrieben sie weiter.

Für Investoren sind Aktien von Unternehmen, bei denen eine höhere Übernahmewahrscheinlichkeit besteht, attraktiv. Goldman Sachs Group Inc. hat einen Korb aus 187 Aktien zusammengestellt, bei denen die Bank eine Wahrscheinlichkeit von mindestens 15 Prozent für strategische M&A-Aktivitäten innerhalb eines Zwölf- Monats-Zeitraums sieht. Der Korb hat laut Goldman seit seiner Schaffung im Oktober 2009 bis Mitte April 59 Prozentpunkte mehr Ertrag gebracht als der S&P 500.

Die beiden am schwersten gewichteten Aktien im Goldman-Korb sind der Netzwerkausrüster Gigamon Inc. und das Biopharma- Unternehmen Pharmacyclics Inc.

“Eine starke Aktivität im Bereich Übernahmen ist ein Anzeichen dafür, dass der Bullenmarkt immer noch gut läuft”, sagte Robert Stimpson, Fondsmanager bei Oak Associates Ltd. in Akron, Ohio. “Das zeigt, dass es immer noch Toleranz für Risiko-Anlagen gibt. Die Angst, die einem Bullenmarkt den Todesstoß versetzt, ist einfach noch nicht da.”