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Frankenaufwertung verursacht Stress bei Österreichs Banken

Ein fortgesetzter Höhenflug des Schweizer Franken könnte österreichischen Banken in Zukunft Probleme bringen. Er erschwert für die Kunden der Geldhäuser die Rückzahlung von Franken-Darlehen. Den Instituten drohen daher mittelfristig Kreditausfälle. Besonders betroffen sind Banken in Österreich sowie in Teilen Osteuropas. Allein in Österreich standen zuletzt Franken-Kredite über 29,5 Mrd. Euro aus.

Grund für den neuerlichen Kurssprung des Franken ist die Kehrtwende der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die überraschend ihren Euro-Mindestkurs aufgibt. Die Schweizer Währung gewann nach der Bekanntgabe rund 14 Prozent an Wert.

Franken-Kredite waren einst gefragt wegen günstiger Zinsen. Zum Problem wurden sie, als im Zuge der Euro-Krise die Schweizer Währung deutlich an Wert gewann. Die österreichischen Finanzaufseher (FMA) verboten daraufhin diese Art von Darlehen für Privathaushalte. Die Banken gingen auf viele Kunden zu, um sie zu einer Umwandlung der Darlehen in Euro-Kredite zu bewegen. Die SNB-Entscheidung wird sich erst mittelfristig auswirken. Da ein Großteil der Darlehen erst in einigen Jahren fällig werde, seien in Österreich auf kurze Sicht keine großen Probleme zu erwarten, verlautete aus Finanzkreisen.

Auch in anderen Ländern gibt die Kehrtwende der SNB Anlass zur Sorge. "Die Entscheidung ist eine extrem schlechte Nachricht für Fremdwährungskreditnehmer in Zentraleuropa, Polen und Ungarn", erklärte BNP-Paribas-Ökonom Michal Dybula. "Sie macht die Rückzahlung von Schweizer-Franken-Krediten teurer, verringert das zur Verfügung stehende Einkommen und bremst den Konsum. Das sind schlechte Nachrichten für das Wachstum und den Bankensektor, weil sich der Anteil der faulen Franken-Kredite wahrscheinlich erhöht", erklärte der Analyst.

In Ungarn, wo die Banken besonders viele Fremdwährungskredite vergeben hatten, dürfte der Vorstoß der SNB aber nur begrenzte Konsequenzen haben: Das Land hatte den Wechselkurs des Forint zum Franken für viele Kreditnehmer bereits vergangenes Jahr festgeschrieben. Die österreichische Erste Group erwarte daher keine Folgen für ihr dortiges Kreditgeschäft, sagte eine Sprecherin. Auch im Gesamtkonzern seien bei dem derzeitigen Franken-Kurs keine großen Auswirkungen auf die Ergebnisse zu erwarten.

Die Konkurrentin Raiffeisen Bank International (RBI) erklärte, sie habe unter anderem ausstehende Franken-Kredite in Polen über 2,9 Mrd. Euro und in Rumänien über 360 Mio. Euro. Die UniCredit-Tochter Bank Austria teilte mit, sie rate betroffenen Kunden, sich an die Bank zu wenden, um individuelle Lösungen zu finden. Seit 2008 habe bereits ein Drittel der Fremdwährungskreditnehmer in Österreich die Darlehen entweder umgewandelt oder vorzeitig zurückgezahlt.