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SNB gibt den Mindestkurs auf: Der Dollar ist Schuld - Euro bricht ein

Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume hätten sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren.

Der Euro habe sich gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt habe, schrieb die SNB in einer Erklärung.

Vor diesem Hintergrund sei die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sei.

Der Franken bleibe zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung habe sich seit Einführung des Mindestkurses im September 2011 insgesamt reduziert. Die Wirtschaft habe diese Phase nutzen können, um sich auf die neue Situation einzustellen.

Die Währungshüter verteidigten rückblickend die Maßnahme: Der Mindestkurs sei in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und größter Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt worden. "Diese außerordentliche und temporäre Maßnahme hat die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt", hält die SNB fest.

Im Kampf um die Durchsetzung des Mindestkurses hat die SNB wiederholt am Devisenmarkt intervenieren müssen. Daher sind die Devisenbestände der SNB auf etwa 500 Mrd. Franken angeschwollen. Zuletzt profitierte sie von der Aufwertung der Dollar-Anlagen, was ihr einen Jahresgewinn von 38 Mrd. Franken bescherte. Nun drohen aber markante Verluste auf den Euro-Beständen.

Die Leitbörsen in Europa haben am Donnerstagvormittag mit deutlichen Kursabschlägen auf die überraschenden Ankündigungen der Schweizerische Nationalbank (SNB) reagiert. Die SNB hat unerwartet den Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben. Zugleich werde der Zins für Guthaben auf den Girokonten um 0,5 Prozentpunkte auf minus 0,75 Prozent gesenkt.

Der deutsche DAX knickte nach den Meldungen um mehr als 1,5 Prozent ein und stabilisierte sich bis 11.00 Uhr auf minus 0,70 Prozent. Zuvor war der DAX noch im Plus gelegen. Der SPI rasselte in Zürich um mehr als sieben Prozent in die Verlustzone. Der Euro-Stoxx-50 verlor um etwa ein Prozent, nachdem er sich im Frühhandel noch auf Erholungskurs gezeigt hatte.

In Zürich gingen einige Aktien auf eine rasante Talfahrt. Mit einem Minus von je rund 12 Prozent waren Holcim und Transocean die größten Verlierer. Die Index-Schwergewichte Roche und Novartis verloren jeweils mehr als sieben Prozent. Am besten hielten sich die Aktien der Swisscom mit einem Kursverlust unter zwei Prozent

Auch auf dem Devisenmarkt hatten die Meldungen aus der Schweiz massive Auswirkungen. Der Euro-Kurs brach zum Franken um etwa 15 Prozent ein.