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Staatsanleihen: Renditen purzeln weiter - Schulden machen bleibt günstig wie nie

Der Dank gilt Mario Draghi: Die Renditen der meisten europäischen Staatsanleihen sinken immer weiter gen Süden - Schulden machen wird immer billiger. Die Aussicht auf zusätzliche Konjunkturhilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat schon am Montag die Marktzinsen in zahlreichen Euroländern auf neue Tiefstände gedrückt. So fiel die Rendite für spanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erstmals unter die Marke von zwei Prozent. Am Dienstag ging es dann munter weiter, wobei nicht nur die verschuldeten „Südstaaten“, sondern auch der „Norden“ Europas neue Tiefs zu verzeichnen konnte (siehe Tabelle im PDF fett gedruckte Staaten).

Am vergangenen Freitag hat EZB-Chef Mario Draghi klargestellt, dass die Notenbank ihre bereits sehr expansive Geldpolitik weiter lockern könnte. Draghi deutete zusätzliche Käufe privater oder öffentlicher Wertpapiere an. Bereits beschlossen ist der Kauf gedeckter Bankanleihen (Covered Bonds) und gebündelter Kreditverbriefungen (ABS). Laut Analysten könnten künftig auch Unternehmensanleihen oder - besonders umstritten - Staatsanleihen gekauft werden.

Zwar gelten Draghis Aussagen nur für Euroland, doch die Kettenreaktion war vorhersehbar. Im Gefolge der fallenden Renditen bei den Euroland-Staatsanleihen im zehnjährigen Bereich sanken auch die Renditen anderer europäischer Länder. So verzeichneten etwa auch die Staatsanleihen, der als „sicherer Hafen“ geltenden Schweiz ein neues Rekordtief.

Österreichische Staatsanleihen wiederum, die 2008 noch mit Renditen von jenseits der vier Prozent ausgepriesen wurden, sanken im zehnjährigen Bereich auf ein neues Rekordtief von 0,921%. Von den Euroländern verzeichneten heute unter anderem Finnland, die Niederlande, Belgien, Frankreich und das einst arg in der Bredouille steckende Irland neue Tiefs. Eine Ausnahme bildet derzeit Griechenland, das von seinen Renditetiefs wieder weit entfernt ist (siehe Tabelle). Die tiefen Zinsen im Euroraum lassen vor allem die Staatenlenker durchatmen, denn diese verringern die zu zahlende Zinslast in manchen Ländern (trotz steigender Schulden) immens. Beispiel Deutschland: 2008, als die Finanzkrise ausbrach, musste Deutschland noch 68,50 Milliarden Euro an Zinsen zahlen. Der öffentliche Schuldenstand damals: 1,66 Billionen Euro. 2013 fielen lediglich Zinszahlungen von 56,33 Milliarden Euro an - die Bruttoverschuldung lag hingegen bei 2,16 Billionen Euro (eine Tabelle zur Entwicklung der Zinszahlungen finden Sie im PDF).

Aus dem Börse Express pdf vom 25.11.2014. Dort inklusive einer Tabelle zu den aktuellen Renditen ausgewählter europäischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit (inkl. der 1-Jahres-Hochs und Tiefs), sowie einer umfangreichen Tabelle mit der Entwicklung der zu zahlenden Zinslast europäischer Staaten in den Jahren 2003, bzw. 2007 bis 2013.

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