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Gittler: Die Woche der Zentralbanken

Der große ÜberblickDer Dollar beginnt den Tag gegenüber den meisten anderen Währungen höher, da sich der Markt auf bessere Aussichten für die US-Wirtschaft eingestellt hat. Die Daten vom Freitag zeigten, dass die Individualeinkommen weniger als erwartet angestiegen waren, und die Individualausgaben im Juli unerwartet sanken – aber der Markt zog es vor, sich auf den sprunghaften Anstieg beim Einkaufsmanagerindex der Chicago Fed, sowie die Verbesserung beim Konsumentenvertrauensindex, zu konzentrieren. Dies verstärkte den Bullenmarkt beim Dollar. Die sich zuspitzende Lage in der Ukraine kam der US-Währung ebenfalls zugute, da man die zu erwartenden Folgen, die weitere Sanktionen gegen Russland auf die Wirtschaft der Eurozone haben werden, jetzt nicht mehr länger ignorieren kann. In der Folge eröffnete der Dollar heute höher als am Freitag, und zwar gegenüber allen Währungen der G10, außer dem NZD. Unter den Schwellenländerwährungen zeigte sich der Dollar im Durchschnitt aber kaum verändert. Er legte gegenüber den osteuropäischen Währungen – insbesondere gegenüber dem RUB – zu, was an der sich zuspitzenden Lage in der Ukraine lag, aber gegenüber von BRL fiel er ab.

Nachrichten über Nacht: Der NZD erstarkte, nachdem der offizielle Handelsbedingungsindex Neuseelands im Q2 um +0,3% gestiegen war – im Gegensatz zu den Erwartungen eines Rückgangs um -3,5%. Dies zeigt, dass der negative Eindruck der stetig fallenden Milchpreise auf den alle 14 Tage stattfindenden Auktionen täuscht. Da sich die Handelsbedingungen für Australien verschlechtern, sollte diese Differenz die Rate von AUD/NZD nach unten drücken.

Japans Industriedaten zeigten, dass die Verkäufe der Firmen, sowie ihre Gewinne und Investitionspläne, sich im Q2 deutlich verlangsamt hatten – aber dies wurde als ein singuläres Ereignis abgehakt, das auf die Erhöhung der Konsumsteuern zurückzuführen sei. Der JPY schwächte sich gegenüber dem stärker werdenden Dollar ab (obwohl der JPY gegenüber dem EUR ein bisschen zulegen konnte), und die japanischen Aktien stiegen trotz alledem.

Chinas offizieller Einkaufsmanagerindex für die Industrie für den August fiel im Wesentlichen im Rahmen der Erwartungen aus, mit einem Wert von 51,1 (ein Rückgang von zuvor 51,7), während der finale HSBC/Markit- Einkaufsmanagerindex für die Industrie in China nach unten revidiert wurde, und zwar von den ursprünglichen 50,3 auf 50,2. Beide zeigten eine sich abkühlende Wirtschaft, aber wenigstens blieben sie über der kritischen Marke von 50.

Die heutigen Indikatoren: Auch in Europa ist heute ein Tag der Einkaufsmanagerindizes: Er beginnt mit den Einkaufsmanagerindexdaten für die Industrie im Monat August aus verschiedenen Ländern Europas, der Eurozone als Ganzem und GB. Wie üblich werden die finalen Prognosen für die Daten aus Frankreich, Deutschland und der Eurozone mit den ursprünglichen Schätzungen übereinstimmen.

Der britische Einkaufsmanagerindex für die Industrie soll leicht gefallen sein. Die britischen Hypothekengenehmigungen für den Juli kommen ebenfalls heraus. Im letzten Monat waren sie angestiegen, nachdem sie zuvor vier Mal in Folge gefallen waren, aber in diesem Monat sollen sie wieder fallen. Die Kombination eines niedrigeren Einkaufsmanagerindexes und einer niedrigeren Zahl an Hypothekengenehmigungen könnte das Pfund unter Abwertungsdruck setzen.

Die Märkte der USA und Kanadas bleiben heute aufgrund des Feiertages „Labor Day“ geschlossen.

Was den Rest der Woche anbelangt, so halten sechs der G10-Zentralbanken ihre Treffen ab. Der Fokus wird auf dem geldpolitischen Treffen der EZB am Donnerstag liegen, besonders nach den jüngsten schwachen Wirtschaftsdaten aus der Eurozone, zusammen mit Präsident Draghis Kommentaren bezgl. der Inflationserwartungen auf dem Symposium von Jackson Hole. Da die EZB einen externen Berater engagiert hat, der sie bezgl. eines potentiellen Ankaufprogrammes für durch Vermögenswerte besicherte Wertpapiere (ABS) beraten soll, erwarte ich mir weitere Klarstellungen über die Wahrscheinlichkeit von ABS-Käufen – eine Art von „quantitativer Lockerung im privaten Sektor“ – auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung.

Am Dienstag findet das Treffen der Zentralbank von Australien statt. Die Analysten erwarten allgemein, dass sie ihre Zinsen unverändert belassen wird. Seit dem letzten Treffen der australischen Zentralbank am 5. August notierte der AUD gegenüber dem USD fast unverändert. Es gibt jetzt wohl größere Sorgen, was die chinesische Wirtschaft anbelangt, und die Arbeitslosenrate Australiens ist auf ein 12-Monats-Hoch gestiegen, aber die Kapitalausgaben, die jüngst die Hauptsorge für die australische Wirtschaft darstellten, schafften es, weiter anzusteigen. Infolgedessen erwarte ich auch keinerlei größere Veränderungen in dem die Zinsentscheidung begleitenden Statement erwartet.

Am Mittwoch tritt die Bank von Kanada zusammen: Auf ihrem letzten Treffen hatte sie ihre neutrale Haltung beibehalten und ihre Wachstumsprognosen für das BIP in den Jahren 2014 und 2015 nach unten revidiert. Ich gehe davon aus, dass sie nochmals dasselbe tun und die Zinsen stabil halten werden.

Am Donnerstag werden neben der EZB noch die Bank von Japan, die schwedische Riksbank und die Bank von England ihre jeweiligen geldpolitischen Treffen abhalten. Die Verlangsamung der Inflationsrate in Japan könnte vielleicht weitere Maßnahmen der Bank von Japan auslösen, und das Statement dieses geldpolitischen Treffens sollte uns weitere Einblicke verschaffen, was ihre zukünftigen Maßnahmen anbelangt. Nach dem unerwarteten Zinsschnitt der Riksbank um 50 bps Anfang Juli, und angesichts der Tatsache, dass sich die Wirtschaft des Landes seither nicht verbessert hat, könnten wir vielleicht weitere Maßnahmen der nordischen Zentralbank sehen. Die Bank von England wird dagegen wohl kaum ihre Geldpolitik ändern, und daher sollten die Auswirkungen dieses Treffens auf die Märkte wie üblich minimal sein. Der Bericht über das Treffen sollte dagegen interessanten Lesestoff bieten, wenn er am 17. September publiziert wird, insbesondere nach den zwei abweichenden Stimmen auf dem Treffen im letzten Monat.

Zu den Indikatoren: Am Dienstag werden Australiens Baugenehmigungen für den Juli und die aktuellen Haushaltszahlen für das Q2 veröffentlicht. Die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie der USA und Kanadas im August kommen ebenfalls heraus (im Falle der USA sowohl der Markit- als auch der ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie). Am Mittwoch werden Australiens BIP im Q2 und die US-Industrieaufträge für den Juli herausgegeben. Wir erhalten auch von den Ländern, deren Einkaufsmanagerindizes für die Industrie wir am letzten Montag erhalten haben, die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor im August. In den USA kommt der ADP-Beschäftigungsbericht zwei Tage vor der NFP-Publikation heraus. Der ADP-Bericht soll zeigen, dass der private Sektor im August weniger Jobs hinzugewann, als noch im letzten Monat.

Am Freitag schließlich werden die US-Beschäftigungsdaten (ohne Agrarsektor) vom August das Highlight darstellen. Der Marktkonsens liegt bei einem Anstieg von 209.000, was einen Rückgang gegenüber den 220.000 im Juli darstellt. Gleichzeitig soll die US-Arbeitslosenrate von 6,2% auf 6,1% gefallen sein. Die siebte Zahl in Folge über 200.000 würde einen nach wie vor starken Anstieg bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze zeigen, und damit die Zuversicht des FOMC und den Dollar stärken.

Das vorläufige BIP der Eurozone im Q2 und Kanadas Arbeitslosenrate im August werden ebenfalls am Freitag bekanntgegeben.

Mehr dazu, plus den entsprechenden Disclaimer gibt's unter http://www.ironfx.com/de