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Gerald Grohmann: „Das müssen die Wirtschafts­prüfer entscheiden“

Börse Express: Der bisher zweithöchste Unternehmensumsatz von 458,6 Millionen Euro datiert aus dem Vorjahr. Jetzt liegen wir zum Halbjahr bei 230 Millionen. Trauen Sie sich zum jetzigen Zeitpunkt bereits sagen, heuer wird die neue Nummer zwei?

Gerald Grohmann: Da bleibe ich bei der Tradition, keine konkrete Aussage die Zukunft betreffend zu tätigen. Und bleibe bei der zu Jahresbeginn getätigten Aussage: Wenn wir im zweiten Halbjahr keine größeren Verwerfungen sehen, wird 2014 ein solides Geschäftsjahr in einem stabilen Umfeld für unsere Industrie.

Börse Express: Größere Verwerfungen als zuletzt auf geopolitischer Ebene kann es ja kaum mehr geben ...

Gerald Grohmann: Da mögen Sie hoffentlich recht haben. Aber die bisherigen Folgen der Krisen merken wir bis dato ja noch nicht, können es auch nicht: Die Sanktionen gegen Russland etwa traten erst mit August in Kraft. Diese betreffen unser Geschäft dort zwar an sich überhaupt nicht, da die Bereiche von den Sanktionen nicht betroffen sind, die nun eingezogenen bürokratischen Hürden und Bürden, auch für unsere Geschäfte, bereiten mir aber doch ein bisserl Sorgen. Bisher laufen unsere Russland-Geschäfte aber gut.

Börse Express: Da der Rubel gegen den Euro doch deutlich verlor ... ich finde im Quartalsbericht keinen Hinweis auf die dadurch entstandenen Belastungen für SBO ...

Gerald Grohmann: Auch in Russland sind unsere Kunden vorwiegend die großen amerikanischen Ölfelddienstleister - und dort wird in US-Dollar abgerechnet. --new_page-- Börse Express: Da gilt noch die alte Relation, dass eine Veränderung von zehn Cent im Euro-Dollar-Wechselkurs den Unternehmensumsatz aufs Jahr gerechnet um 30 Millionen und das EBIT um 15 Millionen verändert?

Gerald Grohmann: Diese Relation stimmt noch in etwa. Im ersten Halbjahr belastete die Euro-Dollar-Entwicklung den Gewinn vor Steuern mit vier Millionen Euro.

Börse Express: Die IEA reduzierte die Prognose für den weltweiten Ölverbrauch im heurigen Jahr zuletzt auf im Schnitt 91,7 Millionen Barrel pro Tag. Auch wenn das noch ein kleines Plus zum Vorjahr ist - merkt man bereits eine gewissen Zurückhaltung der Ölförderer in ihrer Investitionsbereitschaft?

Gerald Grohmann: Lassen Sie mich die Frage so beantworten: Unser Auftragseingang stieg vom Q1 aufs Q2 von 113,9 auf 114,5 Millionen Euro. Unsere Kunden, und die Kunden unserer Kunden - also die BPs dieser Welt - sind seit geraumer Zeit mit einem zwar hohen, aber stabilen Ölpreis konfrontiert, während die Kosten immer höher werden, da die Bohrungen technisch anspruchsvoller werden. Klar, dass in so einem Umfeld auf den Capex und Opex geschaut wird. Unsere Kunden sind daher bemüht, die Einsatzdauer der Produkte zu erhöhen und gebrauchte Tools zu reparieren. Mit ein Grund, warum wir dieses Geschäftsfeld forciert haben. Hier gilt: Das Reparaturgeschäft ist ein hochmargiges, bietet aber jeweils geringere Umsatzvolumina.

Börse Express: Das Q2 des Vorjahres war durch eine Abschreibung von mehr als sieben Millionen Euro belastet, resultierend aus einer Verzögerung bei einer Produktentwicklung. Wo befinden wir uns heute?

Gerald Grohmann: Das Tool hat bewiesen, dass es funktioniert, braucht aber noch ein paar Tests bis zur Marktreife. Der damalige Abschreibungsschritt war eigentlich rein den IFRS-Vorschriften geschuldet.

Börse Express: Heißt, ich kann mich auf eine folgende Aufwertung freuen?

Gerald Grohmann: Das müssen die Wirtschaftsprüfer entscheiden. Ich bin aber eigentlich kein großer Freund von Goodwill in der Bilanz, nichts anderes wäre das. Früher hat man einfach abgeschrieben und das war’s. --new_page-- Börse Express: Sie werden also nicht auf eine Aufwertung drängen?

Gerald Grohmann: Nein. Aber wie bereits gesagt: Entscheiden tun das die Wirtschaftsprüfer.

Börse Express: Auf drei Beinen steht es sich besser als auf zwei, heißt es. Durch die neue Segmentberichterstattung steht SBO nun auf zwei Beinen - wie sieht’s mit einem Dritten aus?

Gerald Grohmann: Akquisitionen waren schon immer Teil unserer Wachstumsstrategie und ich kann mir durchaus vorstellen, das Produktportfolio zu erweitern. Wir haben auch immer unsere Fühler ausgestreckt, wenn etwas spruchreif wäre, würden wir den Markt informieren.

Börse Express: Russische Technologie müsste gerade relativ günstig zu bekommen sein ...

Gerald Grohmann: Ist aber nicht unser primäres Suchgebiet.

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