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Günther Schmitt: „Sollte sich Osteuropa erholen, ist Wien wieder groß da“

Börse Express: Der ATX hat schlussendlich wieder einmal ein Jahr der Underperformance hinter sich. Warum dies? Das starke Osteuropa-Engagement kann es je nicht nur sein, nachdem Bulgarien und Rumänien unter den besten Börsen zu finden sind ... GÜNTHER SCHMITT: Doch. Hauptsächlich ist es das starke Osteuropa-Exposure. Russland, Polen, Tschechien oder Ungarn waren ähnlich schwach oder noch schlechter als Österreich. Und im Dezember kam noch hinzu, dass die Fortsetzung einer kapitalmarktfeindlichen Regierung beschlossen wurde. Das haben ausländische Investoren schon auch wahrgenommen. Börse Express: Gibt es eine Chance, dass Wien 2014 auf die Überholspur umschwenkt? GÜNTHER SCHMITT: Natürlich. 18 Prozent Underperformance gegenüber dem DAX bedeuten, dass hier einiges an Potenzial vorhanden ist. Sollte sich Osteuropa erholen, ist Wien wieder groß da. Börse Express: Und was heißt das dann in Zahlen. Wieviel Potenzial geben Sie dem ATX, bzw. wo sehen Sie den Jahresschlussstand? GÜNTHER SCHMITT: Ich sehe den ATX Ende 2014 bei 3000 Punkten. --new_page-- Börse Express: Welches Thema wird Wien – außer dem Tapering – vor allem beschäftigen? GÜNTHER SCHMITT: Das wichtigste wird eine nachhaltige Erholung in Osteuropa sein, gefolgt von der Kapitalsituation der Banken. Wenn es hier zu einer Entspannung kommt, dann wäre das auch gut für die Kurse. Darüber hinaus könnte es einige IPOs geben - das wäre für die Stimmung förderlich. Börse Express: Grosso modo würden Sie Ihre Aufstellung im Fonds wie bezeichnen? GÜNTHER SCHMITT: Ich bin auf steigende Märkte eingestellt – also in zyklischen Aktien übergewichtet und bei defensiven Titeln, wie z.B. die Telekom, untergewichtet. Wobei es von den letztgenannten Titeln in Wien nicht mehr sehr viele gibt. Börse Express: Welche drei Titel gefallen Ihnen am besten? Und warum? GÜNTHER SCHMITT: Die drei größten Übergewichtungen gibt es momentan bei der CA Immo, der Uniqa und bei AT&S. Alle drei Aktien sind nach wie vor sehr günstig bewertet, was bei mir ein Hauptgrund für Übergewichtungen ist. Börse Express: Gleiches Spiel mit umgekehrten Vorzeichen: Wo sehen Sie den Bedarf vorsichtiger zu sein – sprich wo sind Sie nicht investiert bzw. stark untergewichtet? GÜNTHER SCHMITT: Die drei größten Untergewichtungen hab ich bei der Erste Bank, bei Andritz und OMV. Wobei es hier, vor allem bei Erste Bank und OMV, auch technische Gründe sind, weshalb ich so stark untergewichtet bin: Ich kann eine Aktie im Fonds mit maximal 10 Prozent gewichten. Wenn die Erste Bank mit über 20 Prozent im ATX gewichtet ist, kann ich das nicht nachmachen und bin daher automatisch untergewichtet. --new_page-- Börse Express: Sehen Sie bei irgendeinem Wert einen Kurstrigger auf den Sie warten, sprich ein potenzieller Übergewichtungskandidat. GÜNTHER SCHMITT: Es gibt ein paar Werte, die theoretisch Übernahmekandidaten sind, das ist natürlich ein Trigger. Auch eine Verbesserung der Kapitalsituation bei dem einen oder anderen Finanzwert könnte so ein Trigger sein und eventuell auch eine ATX-Aufnahme, wie sie z.B. bei der Uniqa zu erwarten ist. Börse Express: Vielleicht auch aufgrund dessen – wieviel Pulver halten Sie derzeit im Trockenen, sprich gibt’s eine hohe oder tiefe Investitonsquote? Nein, die Investitionsquote liegt bei mir immer bei 100 Prozent. Börse Express: Wenn Sie ein Anleger fragt, warum er 2014 sein Geld Ihnen anvertrauen soll und nicht einem Ihrer Kollegen – was ist die Antwort bzw. was zeichnet Sie Ihrer Meinung nach aus? GÜNTHER SCHMITT: Prinzipiell wäre es erfreulich, wenn die Anleger überhaupt wieder in den österreichischen Markt investieren würden. Leider war davon in den letzten Monaten nur wenig zu spüren. Wenn grundsätzlich wieder Geld fließt, würde das allen zugutekommen.

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