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US-Notenbank überholt Europäer bei Banken-Regulierung

Die US-Großbanken müssen sich nach dem Willen der Notenbank (Fed) schon früher mit mehr Liquidität gegen Finanzkrisen wappnen als Institute anderswo. Die Federal Reserve (Fed) will die sogenannte Liquidity Coverage Ratio (LCR) schon im Jänner 2017 verpflichtend einführen, wie der für Regulierung zuständige Fed-Gouverner Dan Tarullo am Donnerstag ankündigte.

Die LCR sorgt dafür, dass Banken auch dann für mindestens 30 Tage überleben, wenn die Finanzmärkte plötzlich austrocknen, an denen sie sich gewöhnlich refinanzieren. Nach den Plänen des internationalen Regulierer-Gremiums, des Baseler Ausschusses, soll die LCR erst 2019 eingeführt werden.

Tarullo sagte, die USA hätten nicht nur einen strafferen Zeitplan, sondern auch strengere Kriterien dafür, was die Banken als Liquiditätsreserve vorhalten dürfen. Diese müssen sich - wie etwa erstklassige Staatsanleihen - auch im Notfall jederzeit schnell zu Geld machen lassen. Allerdings gelten die Fed-Regeln, die der Vorstand nun einstimmig absegnete, in vollem Ausmaß nur für Banken mit mindestens 250 Mrd. Dollar (181,8 Mrd. Euro) Bilanzsumme. Auf Institute mit weniger als 50 Mrd. Dollar werden sie gar nicht angewandt.

Die LCR ist Teil des neuen Basell-III-Regelwerks für die Bankenbranche, das in Reaktion auf die Finanzkrise entwickelt worden war. Lange hatte es Zweifel gegeben, ob die Amerikaner die neuen Regeln überhaupt einführen würden. Nun preschen sie bereits zum zweiten Mal vor. Tarullo hatte auch für die sogenannte Leverage Ratio, eine risikounabhängige Eigenkapital-Kennziffer, einen strengeren Grenzwert angekündigt als ihn Basel III vorsieht. Europäische Aufseher bezweifeln jedoch, ob die formell schärferen US-Kriterien in der Praxis wirklich strenger sind.