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Zwei Wochen für die Due Dilligence Prüfung: Bayern waren gierig auf die Hypo

Sie habe damals den Eindruck gehabt, die Bayerische Landesbank (BayernLB) habe die Kärntner Hypo Alpe Adria-Bank unbedingt kaufen wollen, sonst wäre die Intensiv-Prüfung (Due Diligence) nicht so rasch abgelaufen. Innerhalb von zwei Wochen sei alles vorbei gewesen und dann habe es keine Fragen mehr gegeben, sagte die Zeugin Andrea D. am Dienstag im Zivilverfahren der BayernLB gegen die Hypo Mitarbeiter Privatstiftung (MAPS) aus. Sie könne sich nicht erinnern, dass bei der Due Diligence Put-Optionen "immer wieder" ein Thema gewesen seien.

"Die Due Diligence der BayernLB zur Übernahme der Hypo war sehr kurz und rasch und wurde in Eile durchgeführt. Viele Fragen blieben an der Oberfläche", so die Zeugin, die von Dezember 2004 bis Mitte August 2007 Leiterin des Hypo-Konzernrechnungswesens war. Sie sei von Anfang an von einem Interesse der BayernLB ausgegangen.

"In der Rückschau frage ich mich, warum ich im August - gerade als die BayernLB kam - von heute auf morgen ausgetauscht wurde", so die Zeugin weiter. Darüber habe sie sich Gedanken gemacht, aber mit niemanden gesprochen, da sie nach dem Ausscheiden keinen Kontakt mehr zur Bank gehabt habe. "Es war jedenfalls in Abstimmung mit einem Vorstand, mit wem, weiß ich nicht", so die Zeugin.

Im Laufe der Due Diligence habe sie auch den damaligen Leiter der BayernLB-Konzernentwicklung, Karl-Heinz Sturm, gefragt, ob es da Kaufabsichten von Seiten der BayernLB gebe. Dieser habe nur gelächelt, aber sonst keine Auskünfte gegeben. Den ersten Hinweis auf ein Interesse der BayernLB habe sie im März 2007 durch ein E-Mail des damaligen Hypo-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Kulterer erhalten. Dieser habe ihr mitgeteilt, dass sie für die BayernLB als Hauptansprechperson nominiert worden sei. Die BayernLB sei dann im April gekommen.

Im Zivilprozess am Handelsgericht Wien klagt die BayernLB die Hypo-Mitarbeiter-Privatstiftung (MAPS). Der Streitwert liegt bei 10 Mio. Euro. Die BayernLB sieht sich bei zwei Kaufverträgen über Hypo-Aktien im Jahr 2007 von der MAPS arglistig getäuscht und ficht diese deshalb an. Der Vorwurf der Bayern lautet darauf, dass die MAPS über eigenkapitalschädliche Nebenabreden (Put-Optionen) bei früheren Vorzugsaktien-Deals der Hypo Kenntnis hatte, die Bayern aber beim Verkauf der Hypo-Aktien nicht darüber aufgeklärt habe. Diese Vorwürfe werden von der MAPS bestritten.

Sie brauche sich über die Anrechenbarkeit der Vorzugsaktien keine Gedanken machen, das sei alles mehrfach geprüft worden, sei ihr von einem Mitarbeiter der Bank versichert worden, führte die Zeugin aus, die damals für die Anlieferung von Unterlagen in einer der zwei Datenräume verantwortlich war. Es habe keine Anfragen an sie gegeben, Unterlagen zu Put-Optionen in den Datenraum zu bringen. Sie habe auch nicht gewusst, dass es solche Unterlagen gab, die nur bei einem Notar und nicht in der Bank lagen, wie auch alle anderen in der Bank dies nicht gewusst hätten.

Die beiden ebenfalls für heute geladenen Zeugen, der ehemalige Hypo-Leasing-Vorstand Josef Kircher und seine derzeitige Lebensgefährtin, Frau M., haben sich zwar für ihr Nichterscheinen schriftlich entschuldigt, Richterin Charlotte Stillhammer hielt die Entschuldigungen allerdings aus mehreren Gründen für nicht ausreichend und verhängte jeweils eine Ordnungsstrafe über 2.000 Euro plus Kostenersatz. "Ich bin wirklich mordszornig über alle, die nicht kommen, das ist dermaßen lästig und produziert enorme Kosten", so die Richterin. Die beiden Zeugen werden neuerlich unter Androhung einer verdoppelten Ordnungsstrafe geladen. Die Form halber musste das Gericht extra um 14 Uhr nochmals zusammenkommen, da Frau M. für diesen Termin geladen war.

Abgelehnt hat die Richterin auch den Antrag des Anwaltes von Tilo Berlin, ihn in Form einer Videoeinvernahme zu befragen. Das sei nicht vorstellbar, alleine damit ihm Urkunden vorgehalten werden können, so die Richterin. Tilo Berlin hat sein Kommen zuletzt für den 12. November zugesagt.

Der nächste Verhandlungstermin in diesem Verfahren findet am 22. Oktober am Rechtshilfeweg beim Amtsgericht in München statt. Als Zeugen geladen sind Ex-BayernLB-Vorstand Theo Harnischmacher, Ex-BayernLB-Vorstand Rudolf Hanisch und der inhaftierte Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky. Sie hatten sich nicht bereit gezeigt, zur Einvernahme nach Wien zu kommen.