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Intercell: Wiener Listing in Gefahr

"Natürlich wollen wir den vielen österreichischen Aktionären nahe bleiben, daher streben wir auch das Doppellisting an der Euronext und der Börse Wien an", kommentierte Intercell-CFO und zukünftiger Valneva-CFO Reinhard Kandera die Ausgangslage für die Intercell-Börsennotiz. Um dann fortzufahren: "Aber wenn wir uns ehrlich sind, gibt man heutzutage einem Broker den Auftrag - wo die Aktie dann notiert, ist eigentlich egal." Nach der Fusion mit der französischen Vivalis und der damit einhergehenden Gründung des neuen Unternehmens Valneva, könnte langsam das Ende des Wiener Listings eingeläutet werden. Zumindest wird die Beibehaltung des Doppellistings, das ja auch mit entsprechenden Kosten verbunden ist, an eine Bedingung geknüpft: "Wenn das Wiener Listing angenommen wird, das heisst, wenn wir hier eine schöne Liquidität sehen, dann werden wir in Wien bleiben", so Kandera. Und schöne Liquidität heißt "mehr als jetzt". Zumindest heute tat sich aber wieder etwas bei der Intercell-Aktie: Zwischenzeitlich notierte das Papier mehr als 24 Prozent im Plus. Weniger Begeisterung dafür bei den Vivalis: Die Aktie rutschte mehr als sieben Prozent ins Minus.

Insgesamt ist es für Kandera das Ziel, aus dem neu zu gründenden Unternehmen eines zu schaffen, dass auch für internationale Investoren attraktiver zu machen. Und das beginnt bei einer Marktkapitalisierung von rund 300 Millionen Euro. Aktuell verfügt Intercell über eine Marktkapitalisierung von 110 Millionen Euro, Vivalis über eine von knapp 150 Millionen Euro.

Strategisches Ziel des Deals ist es, ein "neues, innovatives und europaweit führendes Biotech-Unternehmen" zu schaffen, so CEO Thomas Lingelbach. Am offensichtlichsten ist der Vorteil diversifizierter Einnahmequellen: Umsätze nicht mehr nur aus der Vermarktung des Imfstoffs gegen das Japanische Enzephalitis-Virus, sondern auch von seiten Vivalis, also aus diversen Technologielizenzen. Ausserdem wird es durch die Fusion ein deutlich breiteres Portfolio an Produktkandidaten geben. "Und mehr Programme heißt dann auch eine höhere Erfolgsrate", so Lingelbach. Und nicht zuletzt - und um den Deal noch etwas komplizierter zu gestalten - soll nach Abschluss des Mergers eine - bereits abgesicherte - Kapitalerhöhung in Höhe von 40 Millionen Euro durchgeführt werden. So wird der Barmittelbestand für beide Unternehmen und nach Rückzahlung von Intercells ausstehenden Wandelanleihen 94 Millionen Euro betragen.

Grundsätzlich steht für CEO Thomas Lingelbach der "Spirit" des "Merger of Equals" im Vordergrund. Ziel sei es, dass es bei diesem Deal keine Gewinner und Verlierer gäbe, so Lingelbach. Intercell-Aktionären wird beim Umtausch ein rund 30-prozentiges Premium auf den Kurs der letzten drei Monate geboten, zusätzlich gibt es eine "Erfolgsprämie" im Fall einer Marktzulassung des Pseudomonas-Impfstoffs (wird sich in den kommenden zwölf Monaten klären): Konkret werden für 40 Intercell-Aktien 13 neue Vorzugsaktien geliefert, die im Erfolgsfall in 0,4810 neue Valneva-Stammaktien gewandelt werden. Insgesamt werden nach Abschluss des Mergers ehemalige Intercell-Aktionäre 45 Prozent am neuen Unternehmen halten, der Rest fällt auf ehemalige Vivalis-Anteilseigner.

Die Unternehmensführung wird ebenso gerecht aufgeteilt: Von vier Vorständen kommen zwei von Intercell (Thomas Lingelbach bleibt CEO, Reinhard Kandera bleibt CFO), im Aufsichtsrat wird es drei zu drei stehen. Selbst beim Unternehmenssitz hat man auf Gerechtigkeit geachtet: Er bleibt zwar in Frankreich, was damit zusammenhängt, dass der französische Technologiefonds FSI eine Beteiligung an der geplanten Kapitalerhöhung davon abhängig gemacht hat, dass der Unternehmenssitz in Frankreich bleibt. Allerdings wird der Firmensitz von Nantes nach Lyon verlegt, um auch hier einen Neuanfang zu demonstrieren. Dass in der Realität aber "alles beim alten" bleibt, und der Sitz in Lyon nur für Management-Meeting genutzt wird, klang ebenso durch.

(sl)

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