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"Rally nicht verpassen" - Deutsche Bank rät zu europäischen Aktien

Anleger sollten nach Einschätzung der Deutsche Bank AG ihre Bestände an europäischen Aktien erhöhen, da ihre Bewertungen infolge einer von Italien angeführten Wirtschaftserholung im Euroraum zulegen dürften. Die Strategen von Deutschlands größter Bank erklärten in einer am Freitag veröffentlichten Analyse, sie hätten den Stoxx Europe 600 Index “taktisch” übergewichtet. Zuvor war die Gewichtung noch neutral gewesen. Ihrer Einschätzung nach wäre der breite Leitindex mit dem 12,5-fachen des zu erwartenden Gewinns angemessen bewertet, verglichen mit derzeit 11,1. “In den aktuellen Bewertungen der europäischen Aktien ist ein zusätzlicher Risikoaufschlag enthalten, der unserer Meinung nach auf die gegenwärtige Krise im Euroraum zurückzuführen ist”, schrieb das Team um die Strategen Gareth Evans und Michael Biggs in der Analyse mit dem Titel “Jetzt ist der Zeitpunkt” (“Now’s the Time”). Wenn diese Risiken beseitigt würden, könne dieses Potenzial erschlossen werden, und der Markt werde sich neu ausrichten. Der Stoxx 600 ist in dieser Woche um 1,7 Prozent gesunken - das ist der dritte Wochenverlust innerhalb eines Monats. Hintergrund waren unter anderem niedrigere Wachstumsprognosen sowohl von der Weltbank als auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Nach Einschätzung der Deutschen Bank wird sich das Wachstum des Euroraums im vierten Quartal wieder verbessern, wenn sich das Kreditwachstum stabilisiert. Italien diene hierbei als Frühindikator; die Kreditvergabe in dem Land scheine sich zu festigen, erklärten die in London ansässigen Strategen. “Die italienische Wirtschaft hat einen aggressiven Abbau der Lagerbestände betrieben, und die synchrone Abschwächung beim Tempo des Deleveraging und dem Tempo des Lagerabbaus könnte die italienische Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zurückbringen”, schrieben die Strategen. “Wo immer die italienische Wirtschaft hingeht, wird unserer Meinung nach die Wirtschaft des Euroraums hin folgen.” Die Strategen empfehlen Anlegern, ihre Bestände an weniger riskanten Unternehmen zu verringern und in Finanzwerte, Firmen mit hoher Fremdverschuldung und hohen Renditen sowie in Unternehmen umzuschichten, deren Kursentwicklung stark von der Binnenwirtschaft abhängt, darunter die niederländische Randstad Holding NV, und Cap Gemini SA und Havas SA aus Frankreich. Die Anlageempfehlung für Banken, Versicherer und Telekommunikationskonzerne erhöhten die Strategen auf “übergewichten”, was einer Kaufempfehlung entspricht. Die Empfehlungen für Nahrungsmittel- und Getränkehersteller sowie Unternehmen im Gesundheitsbereich wurden hingegen gesenkt. Die Deutsche Bank sieht den Stoxx 600 Ende 2012 bei 275 Punkten und Ende 2013 bei 335 Punkten. Das entspricht einem Anstieg um 1,5 Prozent beziehungsweise um 24 Prozent, ausgehend vom Schlusstand am Donnerstag. Der Markt hat “eine mögliche Wachstumserholung noch nicht eingepreist”, hieß es in der Analyse. “Eine positive Wachstumsüberraschung könnte einen in den europäischen Aktien enthaltenen Risikoaufschlag freisetzen. Wir wollen die Rally nicht verpassen, falls der Wendepunkt im Wachstumszyklus früher als erwartet eintritt.” (Bloomberg)