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Holger Scholze: EZB bleibt hart – keine Leitzinssenkung

Notenbanker sehen sich nicht in der Pflicht – DAX dennoch mit deutlichen Kursgewinnen

Das war nicht das, was sich die Marktteilnehmer von Mario Draghi und derEZBerhofft hatten: Keine Zinssenkung, keine neue Liquiditätsspritze, kein klares Konzept, wie dieEZBgedenkt, gegen Probleme der Krisenstaaten und Banken sowie gegen die flaue Wirtschaftsentwicklung vorzugehen. Das Wachstum in der Eurozone bleibe schwach, so Draghi. Allerdings habe dieEZBfürs erste genug getan und will nun die volle Wirkung ihrer Aktionen abwarten. Die Notenbanken wehren sich also gegen die Begehrlichkeiten von Politik und Finanzmärkten.

Die Märkte zeigten sich enttäuscht, wenn auch nicht schockiert, von Draghis Äußerungen. DerDAXgab zunächst rund 70 Punkten nach, erholte sich danach aber wieder und nimmt gegen 16.00 Uhr bereits wieder Kurs auf seine Tageshochstände. Er notiert bei 6070 Punkten, ein Plus von 1,7 Prozent. Der Euro fiel von seinem Tageshoch bei 1,2520 auf 1,2480.

An der Wall Street begann der Handelstag bemerkenswert freundlich. Der Dow Jones gewinnt 1,2 Prozent auf 12.271 Punkte. Zuvor war bekannt geworden, dass die US-Produktivität im ersten Quartal stärker gefallen war als erwartet. Das Minus lag bei 0,9 Prozent und damit höher als ursprünglich bekanntgegeben.

Die Ratingagentur Moody´s hat die Kreditwürdigkeit der Commerzbank heute herabgestuft. Moody´s begründet dies mit der begrenzten Fähigkeit, Verluste kompensieren zu können. Die Aktie der Commerzbank reagiert jedoch kaum und legt im Einklang mit dem Gesamtmarkt 1,4 Prozent zu.

Der TecDAX wird neu zusammengesetzt. BB Biotech und Centrotherm müssen den Index verlassen. Hinein kommen Cancom und Sartorius Vorzüge. Damit vollzieht sich ein weiterer Teil einer bemerkenswerten Entwicklung. Die Solarbranche ist nun nur noch mit zwei Werten, Solarworld undSMASolar, vertreten. Beide haben nur noch ein Indexgewicht von etwa 1,5 Prozent. In der Spitze hatte die Solarbranche einen Anteil von rund einem Drittel und der TecDAX war auch als „Solar-DAX“ bezeichnet worden.

Die Anleger an der Euwax zeigen sich heute sehr flexibel und beweisen ein gutes Gespür für die Entwicklungen des Marktes. Heute morgen setzten sie noch auf fallende Kurse beimDAXund drückten damit aus, dass sie keine Zinssenkung erwarteten.

Nachdem dies um 13.45 Uhr zur Gewissheit wurde und derDAXgut ein Prozent nachgab, wechselten sie das Lager und nahmen ihre Gewine mit Puts mit. Nachdem sich derDAXwieder erholte und in der Nähe des Tageshochs notierte, schlossen sie ihre Positionen wieder. Das Euwax Sentiment liegt gegen 16.00 Uhr im neutralen Bereich.

Außerdem sind Knock-Out-Puts auf die Aktie von Gerry Weber gefragt. Die Aktie ist ja ein langfristiger Highflyer imMDAX. Allerdings schwächelte der Kurs in den vergangenen Wochen etwas. Nun ist die Aktie aus ihrem Aufwärtstrend ausgebrochen. Anleger an der Euwax setzen auf eine Kursschwäche.

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Die Bundesregierung arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an einem Beschluss für eine Finanzmarktsteuer. Die Pläne seien Teil eines Wachstumspakets, das das Kabinett noch vor der parlamentarischen Sommerpause beschließen wolle, heißt es in der Rheinischen Post. Wie ist dies aus Sicht eines Börsenbetreibers zu bewerten? Fragen dazu an den Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse GmbH, Dr. Christoph Boschan.