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Brezinschek: Stresstest-Ergebnisse der US-Banken

Die US-Notenbank Federal Reserve gab gestern nachbörslich die Ergebnisse des Stresstest für US-Banken (CCAR - Comprehensive Capital Analysis and Review) bekannt. Diese jährlich stattfindenden Tests sind Teil der Finanzmarktreform und sollen die Risikotragfähigkeit der US-Banken bei Eintritt eines Worst-Case-Szenarios überprüfen. Die Annahmen beim diesjährigen Test wurden noch einmal verschärft. So ging die FED in ihren Berechnungen von einem Anstieg der Arbeitslosenrate auf 13 % (zuletzt: 11 %), einem Kurseinbruch an den Börsen von 50 % (zuletzt: 28 %) und einem Rückgang der Immobilienpreise um 21 % (zuletzt: 6 %) aus. Kumuliert würden sich die Verluste der 19 getesteten Institute in den nächsten neun Monaten auf insgesamt USD 534 Mrd. belaufen und einen Rückgang der aggregierten Kernkapitalquote (Tier 1 common capital ratio) von 10,1 % auf 6,3 in Q4 2013 bewirken.

Vier der 19 getesteten Banken haben den Test nicht komplett bestanden. Bei Citigroup, dem einst größten Finanzdienstleister der Welt und der nunmehr drittgrößten Bank in den USA, würde die Kernkapitalquote bei Eintritt des hypothetischen Stresstest-Szenarios auf 4,9 % und damit unter der geforderten Marke von 5 % fallen. Weiters nicht bestanden haben SunTrust Banks (4,8 %), Ally Financial (2,5 %) und der Lebensversicherer MetLife (6 % statt der hier geforderten 8 %).

Jene Banken, die den Test bestanden haben, können höhere Dividendenausschüttungen vornehmen bzw. Aktienrückkäufe tätigen. Beispielsweise kündigte der Branchenprimus JPMorgan Chase eine Anhebung der Dividende je Aktie von USD 0,25 auf USD 0,30 an sowie den Rückkauf eigener Aktien im Wert von USD 15 Mrd. (USD 12 Mrd. im laufenden Jahr und USD 3 Mrd. in Q1 2013) bzw. 9 % der ausstehenden Aktien. Wells Fargo kündigte gar eine Anhebung der Dividende um 83 % auf USD 0,22 je Aktie an.

Die Ergebnisse des FED-Stresstest lassen sich nicht mit dem Stresstest für europäische Banken vergleichen. Während die europäischen Stresstests auf die Basel II-Empfehlungen des Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht abstellen, berechnen die US-Banken ihre Eigenmittel bis auf weiteres noch nach dem Basel I-Rahmenwerk. Darüber hinaus wurden beim US-Stresstest – im Gegensatz zum europäischen Test – die individuell berechneten Kreditausfallsraten der Banken herangezogen, was die Vergleichbarkeit erschwert. Zu hinterfragen ist auch, ob die spezifischen Rechtsrisiken (wie beispielsweise die Rückkaufsverpflichtungen für faule Hypotheken bei der Bank of America) berücksichtig wurden.