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Bankaktien - Risiko Untergewichtung?

Bärenmarktrally bei Banken oder nicht - das wird sich erst herausstellen.

Seit Mitte Jänner haben Anleger bei europäischen Banktiteln jedenfalls den Schalter umgelegt und damit eine Erholung eingeleitet, auf die etliche Marktteilnehmer gesetzt bzw. gehofft haben: Dass die von Staatsverschuldungskrise und Regulatoren unter Druck gesetzte Branche zu einer ordentlichen Gegenbewegung ansetzt.

Und diese zeigt auf Einzeltitelbasis zweistellige Kurssprünge: Im Stoxx-Europa-600-Bankenindex hat die KBC seit Anfang Jänner rund 58% gewonnern, gefolgt von Commerzbank und National Bank of Greece mit um die 44%. Raiffeisen Bank International nimmt Rang 5 mit einem Kursplus von 35% ein, Erste Group folgt an siebenter Stelle mit plus 28%. Der Bankenindex selbst liegt seit Jahresbeginn mit knapp 11% im Plus.

Im Verlauf der Woche gab es etliche positive Analystenstimmen zu Erste Group und RBI: Goldman etwa bestätigte die Erste auf der Conviction Buy List und verwies darauf, dass - verglichen mit der Marktkapitalisierung der tschechischen Komercni Banka - der Markt die nicht-tschechischen Operationen der Erste Group derzeit mit keinerlei Wert versieht. RBI fasste bei der Citi ein höheres Kursziel und einige Bestätigungen von Buy-Empfehlungen aus, das Update zum Erreichen der 9%-Kapitalquote (wie von der EBA verlangt) wirkte sich ebenfalls positiv aus.

Auch zum Wochenschluss gibt es positive Empfehlungen zu den europäischen Banken. ING Investment Management sieht die Zeit zum Kauf europäischer Finanzaktien gekommen, der Asset Manager stufte die Finanztitel der Region auf Overweight hoch. „Das Verschwinden des systemischen Risikos ist ein sehr wichtiger Katalysator", so ING Stratege Patrick Moonen gegenüber Bloomberg. „Die Makrodaten sind ebenfalls über den Erwartungen, nicht nur in den USA, auch in Europa. Der zyklische Ausblick für die Wirtschaft hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verbessert.“

Laut den Analysten des Banco Espirito Santo haben europäischen Banktitel noch 30 Prozent Aufwärtspotenzial. Den Notierungen lägen noch immer überdurchschnittliche Kapitalkosten zugrunde, merkte Analyst Andrew Lim in einem am Freitag vorgelegten Bericht an.

Risiko Untergewichtung?

Zum Kauf rät er besonders bei den Aktien von UBS und Barclays. Die europäischen Banken hätten derzeit implizierte Kapitalkosten von 15,5%. Kehrten diese zum Mittel seit 2006 von 12,8% zurück, ergibt sich daraus laut Lim für den Bankaktien-Index ein Aufwärtspotenzial von 30 %.

Wer Bankwerte untergewichtet habe, könne noch immer von dem „erheblichen“ Aufwärtspotenzial profitieren, schrieb der Analyst weiter. Das Risiko für Anleger bestehe vielmehr darin, den Sektor untergewichtet zu haben. (bs/Bloomberg)

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