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Lohrke: Drucklos und Dürftig

In meinem Buch „Rendite ist kein Zufall“ ist unter dem Kapitel „Welche Aktien man meiden sollte“, Unterpunkt VIII, neben sieben weiter aufgezählten Sachverhalten „Offensichtliche Strategiemängel“ als eines der Ausscheidungskriterien bei der Aktienauswahl genannt.

 

Wobei ich diesbezüglich nicht selten den Satz höre, dass man doch wohl Experte sein müsste, um so etwas zu erkennen. Das muss man nicht. Das gleich vorweg. Manchmal ist es wohl eher hinderlich, wie man z. B. erkennen kann, wenn man denn das Agieren der Experten der Allianz in dem von mir beschriebenen Bereich einmal so verfolgt. Es genügt also durchaus, wenn man sich den gesunden Menschenverstand und etwas Beobachtungsgabe, sagen wir einfach Neugierde dazu, erhalten hat. Wobei da der zunehmende Abstand zum Geschehen auch sehr hilfreich ist, da dann das Gesamte eher in seine gesamten Umrissen in Erscheinung tritt.

 

Die traurige Meldung, die wir heute nämlich zur Kenntnis nehmen müssen ist, dass das 1881 von dem Erfinder George Eastman und dem Geschäftsmann Henry Strong gegründete und weit über 100 Jahre lang äußerst erfolgreiche Unternehmen mit Namen Eastman Kodak in New York Insolvenz oder neudeutsch Chapter 11 beantragt hat.

 

Bis zuletzt gelang dem Unternehmen mit dem unvergesslichen und sehr ausdrucksstarken Slogan „You push the button, we do the rest“, das in der Fertigung von Rollfilmen weltweit bekannt war und auch Fotoapparate herstellte nicht, die analoge Welt hinter sich zu lassen, um im heraufziehenden digitalen Zeitalter des Internets Fuß zu fassen oder gar Schritt zu halten.

 

Wobei wir schon beim Thema wären. Rollfilme sind im Zeitalter der Digitalkamera bzw. des Handys mit Kamera und der jederzeitigen Abrufbarkeit aus der Cloud nur noch in Nischen überlebensfähig. Wobei sie sich da möglicherweise noch lange halten werden. Und so hätte man sich wohl rechtzeitig Gedanken machen sollen, wie man dem Internet und der heraufziehenden digitalen Welt begegnet, ohne von seiner Kernkompetenz zu lassen. Das nämlich ist das Geheimnis. Schuster bleib bei Deinen Leisten.

 

Da war der 1989 gestartete Versuch im Digitaldruckbereich mit der Nexpress Solutions, die übrigens nach dem Joint Venture mit der Heidelberger Druckmaschinen AG 1999 ganz nach Heidelberg ging, gar kein so schlechter Ansatz. Man vergaß wohl nur, die gesamte Prozesskette konsequent zu durchdenken. Vor allem geriet wohl auch der Kunde etwas aus dem Blickfeld. Der im digitalen Zeitalter mit klugen Prozessen umworben werden will und sich über die Möglichkeit seinen Willen über soziale Netzwerke und Ähnlichem kundzutun, seiner Stärke und Macht zunehmend bewusst wird. Und beides auch entsprechend einsetzt. Daumen hoch oder Daumen runter ist nur noch ein Klick. Ob die Produktion von Tintenstahldruckern eine kluge Entscheidung war? Jedenfalls zeigten die zuletzt immer hektischeren Umstrukturierungen, die von Patentstreitigkeiten begleitet waren, dass man wohl den roten Faden endgültig verloren hatte. Da gilt dann irgendwann das Prinzip, das wir mindestens genauso „erfolgreich“ hier in Europa in der Schulden- und Bankenkrise wie auch in Bezug auf Griechenland verfolgen:

 

„Sie verloren das Ziel aus den Augen, liefen dafür aber um so schneller.“

 

Das Ergebnis sehen wir jetzt. Wobei Kodak da nicht allein ist. Auch in Deutschland hängt die gesamte Druckbranche in den Seilen. Die Insolvenz der Schlott Gruppe AG und der Niedergang der Allianz Beteiligung Manroland machte das zuletzt recht eindrucksvoll deutlich. Aber auch der Kursrückgang der Heidelberger Druckmaschinen AG von über 50 Euro vor 2002 auf derzeit nur mehr 1,64 Euro, wo sich die Allianz als 13%iger Großaktionär wieder einmal (!!!) verkauft hat, spricht Bände.

 

Wer will im Zeitalter von intelligenten Internetsuchen und Kommentierungen noch diese Wälzer von Katalogen, wie die Älteren unter uns sie noch von Quelle oder Neckermann her kannten? Und nach vorn gedacht. Wer wird sich möglicherweise noch das mit den Zeitungen antun, wenn es intelligente technische Alternativen wie das iPad gibt oder eines Tages digitale Rollzeitungen? Auch ist die eins zu eins Abbildung von Printprodukten von Zeitungs- oder Buchverlagen, möglicherweise noch in Form einer pdf nicht gerade das, was man angesichts der technischen Möglichkeiten erwarten könnte. Aber da scheint es noch manche Denkhemmnisse und in den Chefredaktionen noch manche Bretter vor den Köpfen zu geben.

 

Und so brauchte es und braucht es eigentlich nicht viel Intelligenz, um das was jetzt in der Branche stattfindet, vorhersagen zu können. Man musste sich im Grunde nur das User-Verhalten anschauen. Mehr nicht.

 

Ich will Sie aber nicht mit den Gescheiterten in den heutigen Berufsalltag entlassen. Sondern Ihnen zeigen, dass es auch Unternehmen gibt, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben und mutig, auch mehr oder weniger rechtzeitig umsteuerten und den Weg in das digitale Zeitalter gefunden haben.

 

Nehmen Sie z. B. Europas größten Fotofinisher Cewe Color Holding AG. Dort wurde in den letzten Jahren kein Stein auf dem anderen gelassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ob es das Fotobuch ist oder der Druckdienst Viaprinto. Da scheint man verstanden zu haben, was der Kunde möchte. Wenngleich da man noch das ein oder andere verbessern kann. Aber die Richtung stimmt schon mal. Was am Ende entscheidend ist.

 

Denn der, welcher die richtige Richtung einschlägt, kommt, auch wenn er nur einen kleinen Schritt vor den nächsten setzen kann, seinem Ziel immer näher. Im Gegensatz zu jenen, die zwar schnell laufen, aber eben in die falsche Richtung. Was kurzfristig möglicherweise auch beeindrucken mag. Auf die Dauer aber mächtig ins Auge gehen kann. Was die New Economy und auch die Finanzkrise mehr als deutlich vor Augen geführt haben.

 

In einer Kundenrezension bei Amazon hat einer, der möglicherweise die Intention meines Buches nicht richtig verstanden hat, das harte Urteil „dürftig“ gefällt. Er schreibt, dass mein Buch „Rendite ist kein Zufall“ „voll von Allgemeinplätzen“ und höchstens was „für blutige Anfänger“ sei“. Aber es kommt noch dicker. „Keinerlei neue Erkenntnisse“ gäbe es darin. Und so wäre es am Ende „schade ums Geld.“

 

Nun werden Sie vielleicht staunen, wenn ich dem im Grundsatz gar nicht widersprechen möchte. Und dennoch. Hätten die Jungs von der Allianz mein Buch gekauft und gelesen, hätten sie sich mit Sicherheit viel Unbill und Verluste erspart. Und möglicherweise in erfolgreichere Unternehmen investiert. Aber es ist noch nicht zu spät, Herr Dieckmann. Sie können ja noch retten, was zu retten ist und in unseren Aktienfonds QuantValue (WKN A1JL1H) investieren. Das gilt auch für Herrn Achleitner, der nach dem gescheiterten Dresdner Bank Versuch, das (sinkende?) Schiff in Richtung Deutsche Bank verlassen hat. Und es dort wohl noch einmal wissen will. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das angesichts der Historie eher eine Drohung ist?

 

Jedenfalls ist es da wirklich „schade ums Geld“ gewesen. Und da ging es nicht nur um läppische 20 Euro.

 

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und stets hohe Renditen.

 

Ihr Norbert Lohrke

 

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6. Börsentag in Dresden am 21.01.2012 im Kongresszentrum Dresden (http://www.boersentag-dresden.de)

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Fonds Kongress Mannheim am 25.01./26.01.2012 im Congress Center Rosengarten, am Stand der Axxion SA, EB 3 Nr. 214 (http://www.fondsprofessionell.de/kongress/2012)

 

Börsentag München am 10.03.2012 im M.O.C. München Atrium 3 + 4 ()http://www.boersentag-muenchen.de/

 

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