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Lohrke: Vorgezogene (Bad-) Notenbank-Bescherung pusht Börsen; 206.000 neue US-Arbeitsplätze; Chinas Notenbank senkt Zinsen; Deutsche Bank und Commerzbank von stabil auf negativ; geringe Nachfrage für Japananleihen; Telekom sucht krampfhaft Ausweg; Sberbank bucht sich schön; American Eagle hebt ab; Japanaktien profitieren von China

Globalyze Marktbericht

 

Die der puren Verzweiflung entsprungene, koordinierte Notwehr-Aktion der Notenbanken weltweit Dollar für klamme europäische Banken billig zur Verfügung zu stellen, kombiniert mit der geldpolitischen Lockerung der Bank des Volkes in China (Zinskürzung um -0,5 %-Punkte) und die Schaffung von 206.000 US-Arbeitsplätzen im November sorgten an der Wall Street für eine vorgezogene reiche Bescherung. Wann schon konnten Dow, Nasdaq und S&P 500 +4,24 % (12.045), +4,17 % (2.620) und +4,33 % (1.246) an nur einem Tag auf die Habenseite buchen? Dennoch wird die Euphorie nur von kurzer Dauer sein. „Die koordinierte Aktion adressiert nicht im geringsten das europäische Schuldenproblem, es zeigt lediglich, dass die weltweiten Notenbanken den Ernst der Lage begriffen haben“, ist dann auch auf dem Parkett zu vernehmen. Für die Banken war der gestrige Tag Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich. Morgan Stanley, Citigroup, J.P. Morgan Chase und Bank of America stiegen um +11 %, +8,9 %, +8,4 % und 7,3 %. Deren in den Seilen hängendes Kerngeschäft berührt das allerdings wenig. Wieder einmal profitieren Sie über die Geldpresse. Bei den Unternehmen lagen der von Ex-Siemens-Chef Kleinfeld geführte US-Aluminiumkonzern Alcoa und der Bauschwermaschinenhersteller Caterpillar mit +8,1 % und +7,6 % vorn. American Eagle Outfitters stiegen nach einem +59%-Gewinnsprung um +59 %. Es gab aber auch Verlierer wie OnmiVision Technologies, die wegen eines -27 %-Gewinnrückgangs -3,6 % verlor. Dass angesichts des „Geldrausches“ die Unze Gold auf 1.750,30 Dollar stieg, ist kein Wunder. Überschüssige Liquidität am Markt führt vor allem auch zu Preisblasen, was dem Rohöl, das nun bei 100,36 Dollar notiert, zugutekommt.

 

In Frankfurt tauchte der Dax gestern nach Börsenöffnung erst einmal ins Minus ab, bevor ihn die guten Nachrichten um +4,98 % (6.088) in den Adventshimmel katapultierten. Ähnlich erging es Tec Dax (2,93 %; 704,84) und C Dax (+4,81 %; 536,67). Insider wie wir wissen aber, dass diese Aktion aus der Not geboren ist. Manche europäische Banken bekommen im Dollarraum wegen mangelnden Vertrauens schlicht keine Dollar mehr. Und so müssen die Notenbanken wieder einmal das Versagen der Banken ausdellen. Insofern machen jetzt Marktteilnehmer der Politik auch Dampf. Den das grundsätzliche Problem harrt weiter einer Lösung. Auch für deutsche Banken. Wenngleich die von der Herabstufung von 15 der 37 größten Banken der Welt durch die Ratingagentur Standard & Poor‘s nur streifschussartig getroffen wurden. Der Ausblick wurde von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt. Dass da Commerzbank und Deutsche Bank dennoch mit +4,08 % bzw. +7,75 % zulegen konnten, ist der reinen Spekulation geschuldet. Außerhalb des Banksektors lagen HeidelbergCement (+7,69 %) und ThyssenKrupp (+7,54 %) ganz vorn. Im Tec Dax schoben sich SMA Solar Technology und Singulus mit +8,36 % bzw. +8,34 % an die Spitze. Der Solarwert Q-Cells setzte mit -6,67 % seine Negativserie fort.

 

Auch Tokyo eröffnete angesichts eines solchen Anschubs mit einem gegenüber dem Westen etwas zurückhaltenden Kursfeuerwerk von +1,93 % (8.597). Das hat den Grund, dass man in der gesamten Aktion nur eine Linderung des Schmerzes sah. Viel interessanter war da für die teils stark in China engagierten Japaner dann doch eher die Zinssenkung der Chinesen. So stieg z.B. das stark in China tätige Industrieautomationsunternehmen Omron um +5,7 %. Auch die japanischen Reeder gewannen in Hoffnung auf einen anziehenden Welthandel kräftig hinzu. Mitsui OSK stiegen um +7,5 %. Auch Nippon Yusen und Kawasaki Kishen Kaisan profitierten überproportional. Es gab aber auch Verlierer. Der Telekommunikationskonzern Softbank fiel dennoch um -3,4 %, weil Konkurrent NTT DoCoMo der Verkauf von iPhone und iPad aufgenommen hat. Und Japan Tobacco verlor angesichts von Gewinnmitnahmen wegen der weiter unsicheren Lage -3 %. Jedenfalls war die Nachfrage nach japanischen Staatsanleihen mit einem Volumen von 1,999 Billionen Yen (Vorjahr: 3,26 Billionen Yen) und einem Zins von 1,091 % die Geringste in diesem Jahr. Was den Aktienmärkten zugutekam.

 

Globalyze Pressetour

 

American Eagle breitet die Schwingen aus. Waren die Verkäufe im 1. Halbjahr noch unbefriedigend, so entschädigte das 3.Quartal mit einem Umsatzanstieg um 11 % auf 832 Mio. Dollar und einem Gewinnanstieg um +59 %.

 

Standpunkt: Wobei der Gewinn von 52,4 Mio. Dollar gegenüber dem Vorjahr deshalb besser aussieht, weil damals Sonderbelastungen den Gewinn einmalig drückten. Dazu passt auch, dass die Bruttomarge angesichts der stark gestiegenen, aber inzwischen auch wieder stark gefallenen Baumwollpreise von 41,6 % auf 31,7 % gefallen ist. Was weniger überzeugt. Dennoch könnte der gesunkene Baumwollpreis die Bruttomarge im nächsten Quartal wieder steigen lassen. Was dem Aktienkurs wahrscheinlich erst einmal bekommt.

 

Sberbank tritt auf der Stelle. Obwohl die größte russische Bank großkotzig einen Gewinnsprung um +74 % von 45,75 Mrd. Rubel im Vorjahr auf 79,8 Mrd. Rubel meldet, resultiert allein von um -34 Mrd. Rubel geringere Rückstellungen.

 

Standpunkt: Die Banken sind schon Klasse. Das muss man ihnen lassen. Da reden wir derzeit weltweit von einer Abschwächungsphase und statt die Rückstellungen für zweifelhafte Kredite zu erhöhen, werden diese von 39,7 Mrd. Rubel im Vorjahr auf 5,43 Mrd. Rubel in diesem Jahr gesenkt. Dieses Buchungstricks bedienten sich eine Reihe amerikanischer Investmentbanken wie übrigens auch unsere halbstaatliche Commerzbank. Wenn das alles ist, was die Banken derzeit zu bieten haben, dann gute Nacht. Es hat schließlich Gründe, warum S&P so viele Banken herabstufte. So jedenfalls gewinnen die keinen Blumentopf. Sie werden, auch wenn’s schwerfällt, sich wieder den Kunden mit „anständigen“ Produkten zuwenden müssen.

 

Schwellenländer pushen Japans Hersteller. Die Schwermaschinenhersteller Japans wie auch die Schiffbauer machen einen wachsenden Teil ihrer Gewinne mit den Schwellenländern und der dort weiter herrschenden starken Nachfrage.

 

Standpunkt: Kawasaki Heavy Industries Ltd., die ca. 80 bis 90 % des chinesischen Hydraulikmarktes beherrschen, steigern dadurch nicht nur die Umsätze, sondern auch die Gewinne. Der Anteil stieg von 41 % auf über 60 %. Mitsubishi Heavy Industries Ltd., die Turboladegeräte und elektrische Generatoren fertigen, konnten aufgrund des Chinageschäfts den Verlust von 7,3 Mrd. Yen in einen 10 Mrd. Yen Gewinn switchen. Und auch bei IHI Corp. ist der Anteil des Schwellenlandgewinns von 19 % im Vorjahr auf jetzt 35 % gestiegen. Wer also von den Schwellenländer profitieren möchte, aber die Rechtsunsicherheit Chinas meidet, der sollte in unterbewertete japanische Aktien investieren. Für den, der sich eine Eigenauswahl nicht zutraut, gibt es den Globalyze Value Börsenbrief mit Schwerpunkt Japan.

 

Noteinsatz (Bad-) Notenbanken. Die konzertiere Aktion der weltweiten Notenbanken, Dollar an EU-Banken zu geben, ist der Tatsache geschuldet, dass diese sich auf dem Internbankenmarkt und in USA kaum mehr refinanzieren können.

 

Standpunkt: Das Zauberwort heißt „Vertrauen“. Und weil fast jede Leichen im Keller hat, trauen sie sich gegenseitig nicht mehr über den Weg. Was der gesamten Branche ein vernichtendes Zeugnis ausstellt. Wenn man allerdings, wie es nicht wenige getan haben und tun, gegen ihre eigene Kunden wettet und wertvernichtende Produkte verkauft, muss man sich nicht wundern. Es ist an der Zeit, dass die Banken Buße tun und sich endlich für das, was sie getan haben, entschuldigen. Wobei das wahrscheinlich zu viel verlangt ist. Da gehört nämlich Einsicht dazu und eine Verhaltensänderung müsste folgen. Beides ist nicht ansatzweise sichtbar. Stattdessen geht man gegen Kunden, die sich nicht nur betrogen fühlen, mit Rechtsabteilungen vor. Service, meine Damen und Herren Banker, und Vertrauensbildung, sieht anders aus.

 

Deutsche Telekom und AT&T ratlos. Nach dem an den US-Wettbewerbsbehörden gescheiterten Verkauf der wenig profitablen T-Mobile USA sucht Obermann verzweifelt nach einer Alternative. Ein Joint Venture soll es richten.

 

Standpunkt: 39 Mrd. Dollar sollte der Deal in die Kassen der Deutsche Telekom AG spülen. Die hätte das Geld dringend brauchen können. Noch wichtiger war es jedoch die T Mobile USA endlich vom Hals zu haben. Das hatte schon seine Gründe. Nach der Deutsche Post ist nun auch die Telekom erneut mit ihrem US-Abenteuer brachial gescheitert. Wobei man einmal erinnern darf, dass wieder einmal wir alle den Preis über die staatliche Beteiligung zahlen. Nun hat die Telekom das ungeliebte Kind wieder an der Backe. Und wird wohl weiter in den USA bluten. Denn auch in ein Gemeinschaftsunternehmen muss erst einmal kräftig investiert werden. Dachte man bisher, dass die Telekom angesichts dieser Geisterfahrt schon kein Kauf ist, dann ist sie es jetzt schon gar nicht mehr. Wäre da nicht die viel zu hohe und unangemessene Dividende, der Telekom-Kurs würde wie ein Stein im Wasser wegsacken.

 

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