Holger Scholze: DAX geht am Nachmittag die Puste aus
Eine ganze Weile lang sah es so aus, als könnten die deutschen Aktien nach ihrer gestrigen fulminanten Rally heute noch einmal einen draufsetzen. Bis auf 6430 Punkte stieg der DAX im Hoch. Ab Mittag ging ihm jedoch die Puste aus. Kursgewinne von in der Spitze fast 500 Punkten seit Mittwoch waren wohl doch zuviel. Gewinne vor dem Wochenende mitzunehmen erschien da durchaus verlockend. Kurz vor Handelsschluss liegt der DAX bei 6333 Punkten, ein Minus von 0,1 Prozent.
Größter Gewinner mit einem Plus von 4,5 Prozent war die Aktie von Fresenius Medical Care. Das Unternehmen legt kommenden Mittwoch seine Zahlen vor. Bereits heute war Linde mit seinem Zahlenwerk an der Reihe und dieses konnte durchaus gefallen. Der Hersteller von Industriegasen hat die Erwartungen der Analysten übertroffen und zeigte sich optimistisch für das kommende Jahr. Bisher, so der Vorstand, gebe es keine Zeichen für eine Abschwächung bei der Nachfrage seiner Kunden.
Bei den Verlierern finden sich mit Commerzbank, Allianz und Münchener Rück etliche Finanzwerte, die einen Teil ihrer gestrigen Gewinne wieder abgeben. Lediglich die Deutsche Bank kann sich der negativen Dynamik im Sektor widersetzen.
Düstere Nachrichten gab es wieder einmal aus dem Solarsektor. Gleich drei Unternehmen veröffentlichten Gewinnwarnungen. Die Aktie des Siliziumherstellers Wacker Chemie verlor rund neun Prozent. Der Anlagenbauer Centrotherm, der nun nur noch einen kleinen Gewinn im Gesamtjahr erwartet, notiert acht Prozent niedriger. Und beim Maschinenbauer Manz fiel der Kurs um sechs Prozent.
Die Kursschwäche am Nachmittag dürfte den Privatanlegern an der Stuttgarter Börse gar nicht so unrecht gewesen sein. Sie hatten sich bereits in den vergangenen Tagen auffallend pessimistisch gezeigt. Erst mit den sinkenden Kursen ab Mittag reduzierte sich ihre Skepsis ein bisschen. Nach wie vor glaubt man jedoch hier in Stuttgart nicht, dass die Bäume beim DAX in den Himmel wachsen und rechnet tendenziell mit einer Korrektur.
Auffällig häufig gehandelt wurde heute ein Knock-Out Call auf die Thyssen-Krupp-Aktie. Hintergrund war die Kaufempfehlung eines Börsenbriefs.
Börse Stuttgart TV
Die großen Aktienindizes mussten diesen Sommer spürbar Federn lassen. Bei Staatsanleihen ist die Verunsicherung im Zuge der Schuldenkrise fast schon greifbar. Selbst Gold musste vor ein paar Wochen einen mittleren Rückschlag hinnehmen. Die große Frage ist: Wo lässt sich überhaupt noch Geld verdienen? Welche Anlageklassen sollte man genauer im Blick behalten? Thomas Schaufler, Erste Group, bei Börse Stuttgart TV – am Rande der Gewinn-Messe in Wien.