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Globaler Protesttag gegen Auswüchse des Finanzsystems

In aller Welt haben am Samstag zahlreiche Menschen gegen die Auswüchse des Finanzsystems im Rahmen eines "globalen Protesttages" demonstriert. Die Beteiligung an der Aktion in fast 1.000 Städten war sehr unterschiedlich. In Rom versammelten sich Zehntausende und die Veranstalter rechneten mit weit über 100.000 Teilnehmern. In London waren es zunächst mehrere Tausend Demonstranten, an den meisten anderen Schauplätzen in Europa und Asien jeweils einige Hundert. Auch in mehreren Städten Österreichs gab es Protestaktionen.

In Rom nahmen an einer Großdemonstration von Kapitalismuskritikern und Gegnern der italienischen Regierung von Silvio Berlusconi Zehntausende Menschen teil. Sie zogen von der Piazza della Repubblica bis zur Lateranbasilika. Am Rande der Kundgebung kam es zu Ausschreitungen. Vermummte Mitglieder anarchistischer Gruppen setzten Autos in Brand und plünderten Geschäfte.

In Wien begann der Protesttag mit rund 100 Demonstranten auf dem Heldenplatz etwas verhalten. Am Abend soll auf dem Ballhausplatz eine Abschlusskundgebung stattfinden. In Graz sollte bei einer Kundgebung am Abend der frühere französische Resistance-Angehörige und Buchautor Stephane Hessel ("Empört Euch!") eine Rede halten. In Salzburg demonstrierten rund 200 Menschen vor der Filiale der Nationalbank in der Franz-Josef-Straße.

In London versammelten sich Tausende Finanzmarktkritiker an der Saint Paul's-Kathedrale und der Börse. Die Demonstranten skandierten "Die Straßen gehören uns!" und "Wir sind die 99 Prozent" - als Ausdruck, dass ein Prozent der Bevölkerung auf dem Rücken der 99 restlichen Prozent reich geworden sei. Die Aktion "Besetzt die Londoner Börse" ("Occupy London Stock Exchange") wurde von einem Zusammenschluss von Organisationen veranstaltet wie UK Uncut oder OccupyLSX.

In zahlreichen deutschen Städten gingen insgesamt mehrere zehntausend Menschen auf die Straße. Allein an der zentralen Demonstration vor der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main beteiligten sich bis zu 6.000 Menschen, in Berlin kamen bis zu 10.000 Menschen zusammen. In Köln protestierten nach Angaben des globalisierungskritischen Netzwerks Attac 1.500 Menschen, in München waren es demnach 1.000 Demonstrationsteilnehmer. In der Schweiz besetzten rund 1.000 Personen den Paradeplatz im Zürcher Finanzviertel. In Genf gingen rund 300 auf die Straße, in Basel 100 und in Bern 50.

Auch im asiatisch-pazifischen Raum kamen Demonstranten zu Protesten gegen die Macht der Banken zusammen. Kundgebungen mit jeweils einigen hundert Menschen fanden unter anderem in Hongkong, Tokio, Seoul und Sydney statt.

In Nordeuropa fanden sich in mehreren Städten am Nachmittag jeweils einige Hundert bis über 1.000 Menschen zu Kundgebungen gegen die Herrschaft der reichen Finanzsysteme zusammen. Vergleichsweise umfassend waren die Proteste in Stockholm, wo auf mehreren Plätzen der Innenstadt demonstriert wurde. Sollten sich genug Interessierte finden, planen die schwedischen Organisatoren der "Occupy Wall Street"-Bewegung im Stil des New Yorker Vorbildes einen Platz schräg gegenüber des Stockholmer Königsschlosses nach Möglichkeit längerfristig zu besetzen.

Weltweit sollten am Samstag Demonstrationen in 952 Städten in 82 Ländern stattfinden. Vorbild für die Demonstrationen sind die Proteste in den USA, wo Kritiker des Finanzsystems seit Wochen auf einem Platz nahe der New Yorker Börse unter dem Motto "Occupy Wall Street" gegen die Macht der Banken protestieren. Auch die Bewegung der "Indignados" (Empörte) in Spanien diente als Inspiration für die Proteste. (APA/dpa/AFP)