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Bagci: Auf der Suche nach sicheren Häfen

Wieder dominiert die Euro-Krise die Märkte, die in den letzten Monaten deutlich eingebrochen sind. Nicht mehr nur noch Griechenland, sondern auch Italien und Spanien sorgen für Skepsis über die Stärke, gar über die Überlebenschancen des Euro. Obwohl die Abstimmung über die Ausweitung des EFSF-Volumen von den nationalen Parlamenten durchgewunken wurde, bleiben einige Fragen offen. Der europäische Stabilitätsfond, der das Finanzsystem stärken soll, soll in Zukunft Mittel in Höhe von über 780 Mrd. EUR zur Verfügung haben. Ein beachtlicher Beitrag der Bürgschaften soll jedoch auch von den angeschlagenen Volkswirtschaften kommen.

Die USA hingegen konnten sich über ein stärker als erwartetes 2. Quartal mit einem Wachstum von 1,3%, freuen. Tatsächlich ist die Lage aber auch da weiterhin angespannt. Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin hoch und die Schulden sind so enorm, dass das Land von S&P in seiner Kreditwürdigkeit abgestuft wurde. Seither flüchten Anleger sowohl aus dem Euro, als auch dem US-Dollar. Gelegen kam Ihnen vor allem der Schweizer Franken als sicherer Hafen. Die Nachfrage für Diesen schoss derart in die Höhe, dass er im August fast 1:1 zum Euro notiert hat. Für die Schweizer Nationalbank ein untragbarer Zustand. Durch den enormen Druck der Wirtschaft, dass ihre Exporte stark gefährdet sind, hat die SNB angekündigt keinen stärkeren CHF-Kurs als 1,20 zum Euro zulassen zu wollen. Seither notiert der Franken um die 1,20 und hat keinen Spielraum mehr für eine Aufwertung. Anleger, die weiterhin Schutz vor dem Euro und dem US-Dollar suchen, werden sich nach alternativen sicheren Häfen umschauen müssen. Ein offensichtlicher Kandidat scheint hier die Norwegische Krone zu sein. Denn die Wirtschaft in Norwegen ist enorm stark.

Die Regierung produziert seit Jahren Budgetüberschüsse im zweistelligen Prozentbereich, zuletzt über 10% in 2010, während andere Industrieländer damit zu kämpfen haben, ihre Defizite im Zaum zu halten. Das Land hat eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt mit über 85.000 USD. Die Arbeitslosenquote von 3,4% ist der geringste Wert in Europa. Das Rückrat der Wirtschaft ist vor allem das Öl- und Gasgeschäft. Norwegen ist der zweitgrößte Exporteur von Gas weltweit. Entsprechend ist allerdings auch die Abhängigkeit von der Preisentwicklung der Rohstoffe, welche tendenziell nicht zum Höchstkurs, sondern zu langjährigen Durchschnittskursen budgetiert werden. Norwegen besitzt den zweitgrößten Staatsfonds der Welt, mit einem Volumen von 540 Mrd EUR, in den die Rohstoffeinnahmen fließen und der den Norwegern einen komfortablen Puffer für schwierige Zeiten bietet. Entsprechend hoch wird die Kreditwürdigkeit des Landes eingestuft, mit einem AAA Rating. Eine Versicherung gegen den Kreditausfall Norwegens kostet derzeit 30 bps pro Jahr. Das sind noch einmal 5 bps günstiger als eine Absicherung gegen einen Ausfall der Schweiz.

Obwohl also die NOK auch nur aus Papier besteht, scheint sie sehr viel Vertrauen bei Investoren zu genießen, weil sie wirtschaflich „vernünftig“ gehandhabt wird.

Anleger, die kurzfristig von einer möglichen Aufwertung dieser Währung profitieren möchten, finden bei Optionsscheinen oder MINI-Futures geeignete Instrumente. Aber auch mittel- bis langfristig könnten Anleger von Zinszertifikaten auf die NOK profitieren. Bei diesen Produkten werden die Zinsen mit angerechnet, die in Norwegen derzeit bei über 2,25% liegen.