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„Bemerken bei Schülern steigendes Interesse für Kapitalmarktthemen“

BE: Rechtzeitig zu Schulbeginn haben Sie eine neue Seite, www.boerse4me.at, an den Start geschickt. Ein bewusstes Timing oder Zufall?

Heinrich Schaller: Natürlich war der Zeitpunkt des Starts unserer Jugendwebsite zum Schulbeginn bewusst gewählt. Mit der neuen Jugendwebsite wollen wir einen weiteren Beitrag zur finanzwirtschaftlichen Allgemeinbildung leisten. Wir bemerken bei Schülern zunehmendes Interesse an Kapitalmarktthemen. Da war diese Website nur der nächste logische Schritt zur Weiterentwicklung unseres inanzwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungspakets.

Michael Buhl: Auf diesem Gebiet ist die Wiener Börse schon viele Jahre erfolgreich unterwegs. So gibt es seit 20 Jahren die Wiener Börse Akademie, eine Kooperation von Wiener Börse und WIFI Management Forum, die Seminare und Lehrgänge zum Thema Börse und Kapitalmarkt anbietet und schon 2003 haben wir gemeinsam mit einem Pädagogen-Team das Unterrichtspaket „Der österreichische Kapitalmarkt“ konzipiert.

BE: Bitte beschreiben Sie die www.boerse4me.at in kurzen Worten ...

Buhl: www.borse4me.at richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler, die an Themen wie Börse und Kapitalmarkt interessiert sind. Ziel ist es, den Jugendlichen – neben unseren Aktivitäten an den Schulen bzw. im Unterricht – nun auch im Web einen ersten kompakten Überblick vermitteln zu können. Inhalte und Design wurden für die junge Zielgruppe entsprechend aufbereitet. Multimediale Features wie ein eLearning-Programm, Quiz-Tools und Videos runden das Angebot ab.

BE: Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Vorstellung der Berufsbilder im Kapitalmarkt. Dabei wird von Ihren Interviewern gerne die Frage „Wie sieht normalerweise Ihr Tagesablauf aus?“ gestellt. Und wie sieht normalerweise der Tagesablauf eines Börsevorstands aus?

Schaller: Zu den Hauptaufgaben eines Börsevorstands zählt der regelmässige Kontakt zu Marktteilnehmern – den gelisteten Unternehmen, Handelsteilnehmern, und privaten und institutionellen Investoren. Wir repräsentieren die Wiener Börse auch an den wichtigsten Finanzplätzen weltweit im Zuge unserer Roadshow-Aktivitäten. Diese haben sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Bezugspunkt für internationale Kontakte entwickelt. Heuer sind insgesamt sieben Roadshows geplant. Auch die Akquisition ausländischer Handelsteilnehmer ist ein wichtiges Geschäftsfeld. Wir konnten in den vergangenen Jahren mehr als 50 ausländische Banken als Mitglieder anbinden.

Buhl: Gleichzeitig haben wir uns als Börsevorstände der Weiterentwicklung des österreichischen Kapitalmarkts verpflichtet. Hier arbeiten wir gemeinsam mit Experten aus Politik und Wissenschaft zusammen. --new_page-- BE: Es gibt ja auch noch eine ganze Reihe weiterer Aktivitäten für Lehrer und Schüler. Bitte fassen Sie kurz zusammen...

Schaller: Die Serviceleistungen der Wiener Börse umfassen: Unterrichtspakete, Lehrer-Seminare, Kapitalmarkt-Vorträge an Schulen in ganz Österreich, Kooperationen mit österreichischen Banken, Aktionstage an Universitäten, Kooperationen mit dem MANZ-Schulbuchverlag und Verlag hpt, und natürlich die Wiener Börse Akademie und noch vieles mehr. Eben haben wir auch unser „1x1 der Wiener Börse“ aktualisiert. Diese Publikation ist Teil des Unterrichtspakets und kann von Lehrern kostenlos in Klassenstärke bestellt werden. Im abgelaufenen Schuljahr von September 2010 bis Juli 2011 wurden insgesamt 15.945 „1x1 der Wiener Börse“ an Schulen und Banken geschickt.

Buhl: Und noch ein paar Facts: Mit den Kapitalmarktvorträgen erreichten wir bisher 56.286 Schüler. An den Lehrerfortbildungsseminaren zum Thema „Wie funktioniert der österreichische Kapitalmarkt?“ nahmen seit Beginn 708 Pädagogen teil. Diese Zahlen sprechen für sich – ich glaube wir können zu Recht stolz sein auf das Paket, dass wir in den letzten Jahren zur Aus- und Weiterbildung in Sachen Kapitalmarkt entwickelt haben.

BE: Welche Unterstützung bieten sie noch?

Schaller: Da gibt es einiges. Zum Beispiel bieten wir in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule und der der ARGE Geografie und Wirtschaftskunde Lehrer-Seminare zum Thema „Die Wiener Börse und der österreichische Kapitalmarkt“ an. Pro Jahr veranstalten wir ca. neun Lehrer-Seminare in Form von eintägigen Workshops.

Buhl: Ergänzend gibt es Kapitalmarkt-Vorträge an Schulen in ganz Österreich. Die Vorträge werden in Kooperation mit dem Österreichischen Wirtschaftsmuseum durchgeführt. Pro Jahr werden durchschnittlich 400 Kapitalmarkt-Vorträge gehalten und damit durchschnittlich 8.000 Schüler erreicht. Und nicht zu vergessen, unsere Börse Akademie. Diese wird in Kooperation mit dem WIFI Management Forum seit Jahren höchst erfolgreich geführt. Das breite Seminarangebot steht auch Schülern und Studenten offen.

BE: Erzählen Sie mir mehr über das Unterrichtspaket…

BE: Schaller: In unserem Unterrichtspaket haben wir Kapitalmarkt-Themen in Zusammenarbeit mit Wirtschaftspädagogen modulartig aufbereitet. So können wir gewährleisten, dass sie den Bedürfnissen und didaktischen Anforderungen der unterschiedlichen Schultypen entsprechen. Ein Unterrichtspaket besteht aus Lehrer-Kompendium, Schülerfolder, Aufgabenblätter, Materialen für offenes Lernen, Power-Point-Präsentationen und der Broschüre „Bundesanleihen“. 2010 ist das Unterrichtspaket bereits in 2, Auflage erschienen, die Materialien bieten sich auch zum fächerübergreifenden Einsatz an.

BE: Wie kann ich nun als Lehrer zu den Unterlagen kommen? Kostet das was?

Schaller: Die Unterlagen können ganz einfach über die Wiener Börse bezogen werden. Die Schutzgebühr pro Unterrichtspaket beträgt 10 Euro inkl. MWSt. und Versandspesen. --new_page-- BE: Frech gefragt, hat die Börse hier eigentlich einen öffentlichen Bildungsauftrag?

Buhl: Die Wiener Börse nimmt - als zentrale Institution des österreichischen Kapitalmarktes - einen selbstauferlegten öffentlichen Bildungsauftrag wahr. Es ist uns ein Anliegen, die Themen Börse und Kapitalmarkt umfassend und eigenständig abzudecken. Untersuchungen zeigen, dass das Finanzwissen der Österreicher ganz allgemein eher gering ist. Grundlagenwissen zum Thema Börse und Kapitalmarkt als Teilmenge davon ist noch weniger verankert. Daher setzt die Wiener Börse in der Schule an, um das Thema langfristig im Allgemeinwissen der Österreicher zu verankern.

BE: Gibt es auch Infopakete für Studenten?

Buhl: Das Unterrichtspaket ist auf Schüler zwischen 16 und 19 Jahren ausgerichtet. Für Studenten veranstalten wir zum Beispiel Aktionstage an Universitäten. Die Informationsveranstaltungen mit Fachvorträgen und Diskussionsrunden werden an der WU Wien, der Karl-Franzens Universität Graz, der Johannes Kepler Universität Linz, der Universität Salzburg, der Universität Innsbruck sowie an der Fachhochschule Wiener Neustadt veranstaltet.

BE: Und was ist für die Zukunft geplant?

Buhl: Wir planen, unsere Lehrerseminare in Zukunft flächendeckend für Österreich anzubieten und führen bereits Gespräche mit den zuständigen Stellen. Weiters wird das Unterrichtspaket im Rahmen der Jahrestagung der „Bundesarbeitsgemeinschaft Rechnungswesen und BWL“ (rund 40 ARGE-Leiter) von 23. bis 25. 11. in Schladming präsentiert. Dabei kann auch Feedback von den ARGE-Leitern zu inhaltlichen Schwerpunkten und Sonderthemen bei den Lehrer-Seminaren eingeholt werden. Wir müssen in Zukunft noch mehr an Privatanleger und potenzielle Privatanleger herantreten und in dieser Zielgruppe verankern, dass langfristig gesehen die Aktie das Instrument mit der höchsten Rendite bleibt.

Interview: Christian Drastil

Hinweis: Am 19.9. findet die Aktienforum BE Roadshow #32 in Haus der Industrie statt. Zu Gast ist auch eine „Delegation“ der Vienna Business School: Schüler, Lehrer und die Schulleiterin. Präsentieren werden Immofinanz, Post, VIG, voestalpine und Wienerberger - http://www.boerse-express.com/roadshow