, boerse-express

Deutsche Bank, sechs Rivalen brauchen wohl 62 Mrd. Euro Kapital

Die Deutsche Bank und ihr italienischer Konkurrent UniCredit müssen ihr Kapital aufgrund strengerer Regeln voraussichtlich erhöhen. Das sehen am vergangenen Wochenende von den Aufsichtsbehörden in Basel beschlossene Vorschriften für die weltgrössten Finanzkonzerne vor. Experten gehen davon aus, dass sieben der grössten Banken Europas - darunter die Deutsche Bank und Credit Suisse Group AG aus der Schweiz - ihr Kapital als Konsequenz davon um insgesamt 62 Mrd. Euro werden erhöhen müssen.

Den Beschlüssen zufolge müssen bis zu 30 dieser systemisch wichtigen Banken maximal 2,5 Prozentpunkte mehr Kapital halten als das für alle geltende Kernkapitallimit von sieben Prozent. Der Basler Ausschuss ging auch nicht auf die Forderungen der Banken ein, so genanntes Hybrid-Kapital - darunter beispielsweise Wandelanleihen - in die Berechnung einzubeziehen.

"Dies wird wahrscheinlich die letzte grosse Welle der Kapitalerhöhungen auslösen, wobei UniCredit, die Deutsche Bank und die drei grössten französischen Banken ihr Kapital erhöhen müssen", sagt Christopher Wheeler, Bank-Analyst bei Mediobanca SpA in London, und fügt an: "Die Gewinner sind die US-Banken."

Deutsche-Bank-Sprecher Ronald Weichert wollte über die Äusserungen von Risiko-Chef Hugo Banziger vom 10. Juni hinaus nicht kommentieren. Banziger hatte damals gesagt, er sei zuversichtlich, dass die Bank die Basel-III-Anforderungen erfüllen werde. UniCredit-Sprecher Andrea Morawski verwies auf die Aussagen von Konzernchef Federico Ghizzoni, der am 17. Juni gesagt hatte, dass die Bank allein mit ihren Gewinnrücklagen einen zweiprozentigen Aufschlag stemmen könne. Sprecher der grössten Banken Frankreichs - BNP Paribas SA, Crédit Agricole und Société Générale - wollten auf Nachfrage keine Stellung beziehen.

Diese fünf Kreditinstitute zusammen mit Credit Suisse und Banco Santander SA aus Spanien werden ihr Kapital um insgesamt 62 Mrd. Euro aufstocken müssen, schätzt Mediobanca.

"Die Kapitalanforderungen haben sich für die grössten Banken von teilweise nur zwei Prozent vor der Krise auf mittlerweile mehr als zehn Prozent ausgeweitet", sagt Karen Shaw Petrou, Managing Partner bei Banken-Berater Federal Financial Analytics Inc. "Die Banken werden ihre Aktivitäten einschränken müssen, indem sie ihre Risiken reduzieren und weniger Kredite ausgeben."

Der Basler Ausschuss nannte die Banken nicht, die von den höheren Kapitalanforderungen betroffen sein werden. Wie aus informierten Kreisen verlautete, sollen es 28 bis 30 sein, darunter bis zu acht aus den USA.

HSBC Holdings Plc, Bank of America Corp., Citigroup, Deutsche Bank, BNP Paribas, JPMorgan Chase & Co., Barclays Plc und Royal Bank of Scotland Group Plc dürften den höchsten Aufschlag von 2,5 Prozentpunkten zahlen müssen, erwartet Analyst Huw van Steenis von Morgan Stanley. Einen etwas niedrigeren Aufschlag von zwei Prozent sieht er hingegen auf UBS AG, Credit Suisse, Goldman Sachs Group Inc. und Société Générale zukommen.

Die Entscheidung vom Wochenende ist Teil der Umgestaltung der Kapitalregeln für die Banken durch den Basler Ausschuss. Dadurch soll verhindert werden, dass die Konzerne kollabieren, sollte es zu einer weiteren Finanzkrise kommen. Die Vorschläge werden nun vom Forum für Finanzstabilität (Financial Stability Board) geprüft und dann für öffentliche Kommentare freigegeben.

Bereits jetzt belasten die Aussichten auf die strengeren Anforderungen die Aktienkurse der Finanzkonzerne, sagen Marktbeobachter. "Die Investoren haben keinen grossen Appetit auf Aktien von Unternehmen, die den Launen von Politikern und Aufsichtsbehörden aus wirtschaftlich angeschlagenen Ländern ausgeliefert sind", sagt Richard Bove, Analyst bei Rochdale Securities LLC. Er verweist zudem darauf, dass die Kreditinstitute wohl nicht dazu in der Lage sein werden, ihre Dividenden zu erhöhen und ihre Eigenkapitalrenditen wohl reduzieren müssen.

(Bloomberg)

Relevante Links: Deutsche Bank AG