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Palfinger auf der Suche nach der Braut

Das Krane-Geschäft boomt, wie Palfinger etwa mit seinen Q1-Zahlen zeigte: Umsatz plus 48 Prozent auf 191,6 Mio. Euro, EBIT plus 311 Prozent auf 14,2 Millionen und ein sich von 0,8 auf 12,6 ver-x-fachender Überschuss. Der Boom zeigt sich aber auch in der anziehenden Übernahmeaktivität. Der US-Kranbauer Terex löste mit seinem Angebot für die deutsche Demag Cranes Spekulationen über einen Übernahmekampf aus. Grund: Die finnische Konecranes bekundet bereits seit Monaten Interesse, Demag zu kaufen.

Palfinger ist ein Unternehmen, das ebenfalls das Interesse von Investoren anzieht: "Es gibt jedes Jahr an die Familie Angebote aus den USA, die Aktien zu kaufen", sagt Konzern- und IR-Sprecher Hannes Roither. Die Familie Palfinger, die 65 Prozent am Unternehmen hält, dürfte derzeit aber wenig Interesse an einem Verkauf haben.

Ein derart starker Kernaktionär hat aber auch einen "Nachteil": "Eines unserer Probleme ist die Liquidität der Aktie, und das daraus folgende Rein und Raus in den ATX. Wir sind immer knapp dran, seit der Aufnahme von Immobilienaktien aber etwas weniger. Wenn uns kein grosser Deal gelingt, wird man Palfinger die nächsten Jahre nicht im ATX sehen", erwartet Roither.

Besonderes Augenmerk wird im Konzern derzeit auf die Flexibilisierung der Produktion gelegt, eine Folge der Krise: "2008 hatten wir 800 Millionen Umsatz, 2009 500 Millionen - ohne Akquisitionen lag der Einbruch sogar bei 50 Prozent - da muss man sehr flexibel agieren können."

Dazu zählt auch eine gewisse Flexibilität gegenüber Kundenbedürfnissen: "Wir punkten mit weltweit 4500 Service- und Vertriebsstützpunkten. Denn natürlich sind unsere Produkte die besten der Welt, aber auch die fallen einmal aus und dann ist es ein entscheidender Wettbewerbsvorteil rasch und kompetent vor Ort zu sein", beschreibt Roither das Geschäft.
Palfinger zählt im Branchenvergleich zu den profitabelsten Unternehmen was die Margen angeht. Grund: "Wir haben 70 bis 80 Prozent der Wertschöpfung aus der Produktion nach CEE verlagert. Dort gibt es weiterhin grosse Lohnkostenvorteile. In Slowenien etwa beziffert Roither den Vorteil auf etwa 60 Prozent, gar 90 sind es in Rumänien und Bulgarien. Den Faktor Lohnkostenvorteil nutzt Palfinger auch in Vietnam, "dort ist es nochmals 30 bis 40 Prozent günstiger als in China", schwärmt der Konzernsprecher. Apropos China. Palfinger will vor allem in diesem Markt stark wachsen. Roither ist überzeugt, "dass China in fünf Jahren der grösste Markt für uns ist" - derzeit macht ganz Asien knapp vier Prozent des Konzernumsatzes aus. Was den IR-Chef so positiv stimmt ist der neue Fünf-Jahres-Plan der Regierung: "China will 32 Millionen Eigenheime, 70 Flughäfen und 80 Gross-Städte bauen" - und überall könnten dabei theoretisch Palfinger Knickarmkräne, Hebebühnen und ähnliches zur Anwendung kommen. Um an die Aufträge besser heran zu kommen, denkt Palfinger im Reich der Mitte an ein Joint Venture mit einem der grossen dortigen Anbieter - "nicht heute, oder morgen - aber in ein, zwei Jahren", sagt Roither. Dann sei auch eine Kapitalmassnahme denkbar.

Schneller dürfte es in einem weiteren Hoffnungsmarkt gehen - Russland. Dort versucht sich Palfinger an einem Zukauf, wo ein entsprechender Deal knapp vor der Unterschrift steht.

Dass Palfinger die Krise hinter sich gelassen hat, zeigt sich am Ausblick von Roither: Das bisher angekündigte Wachstum von grösser 20 Prozent beim Umsatz könnte vielleicht sogar "deutlich" übertreffen werden. Ein Umsatzrekord (bisher 795 Mio. Euro aus dem Jahr 2008) dürfte erzielt werden, bei einer deutlich verbesserten Margensituation - Roither rechnet mit etwa zehn Prozent. Auch bei den Margen erwartet der IR-Chef, in Kürze wieder an alte Rekorde anknüpfen zu können: "Ich denke, dass die EBIT-Marge wieder auf 14 bis 15 Prozent steigen wird, dafür brauchen wir noch ein, zwei Jahre."

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