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Glechner: Wochenkommentar: Immer wieder Griechenland

Der US-Arbeitsmarkt hat sich zuletzt weiter belebt. Die Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft stieg im April um 244.000 (März: 221.000). Im Privatsektor wurden mit 268.000 Stellen sogar so viele Arbeitsplätze geschaffen, wie seit Februar 2006 nicht mehr. Im öffentlichen Bereich setzte sich der Stellenabbau fort. Die Arbeitslosenrate erhöhte sich im April auf 9,0% (März: 8,8%). In der Eurozone stieg die Industrieproduktion im März um 5,3% J/J (Februar: 7,7%). Einen deutlichen Rückgang verzeichneten Griechenland (-7,5% J/J), Irland (-5,4% J/J) und Portugal (-2,4% J/J). Im Vergleich zum Vormonat war in der gesamten Eurozone ein Rückgang der Industrieproduktion um 0,2% (Februar: +0,6%) zu beobachten.

Die Ölpreise sind in den letzten Tagen gesunken. Zwischenzeitlich erreichte der Preis für die Sorte Brent mit USD 105,15/Fass sogar das niedrigste Niveau seit Februar. Der Grund für den Rückgang resultierte vor allem aus der Veröffentlichung eines gestiegenen US-Industrielagerbestands an Rohöl, schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen zur Industrieproduktion in der Volksrepublik China und einem stärkeren US-Dollar. Auch eine weitere Erhöhung der Sicherheitsleistung (Margin) beim Kauf von Rohöl-Futures durch die weltgrösste Warenterminbörse CME Group Inc lastete etwas auf den Preisen. Deutlich stärker als bei Öl wurde der Preis von Silber in der jüngsten Vergangenheit von einer fünfmaligen Margin-Erhöhung durch die CME Group innerhalb von nur zwei Wochen (26. April bis 9. Mai) belastet. Mit USD 33,8/Unze liegt der Preis mittlerweile deutlich unter seinem Rekordhoch vom 25. April (USD 49,8/Unze).

Die Aktienkurse sind in den letzten Tagen mehrheitlich etwas gestiegen. Unterstützt wurde die Aufwärtsentwicklung vor allem von der Veröffentlichung eines besser als erwartet ausgefallenen USArbeitsmarktberichts und guten Quartalszahlen der Unternehmen. Gegen eine stärkere Aufwärtsentwicklung der Kurse wirkten die Senkung der Bonitätseinstufung Griechenlands durch die Ratingagentur Standard & Poor´s und die neuesten Zahlen zur Entwicklung der Industrieproduktion in der Volksrepublik China. Letztere wuchs im April um 13,4% J/J (Markterwartung: 14,6%). Obwohl beim Euro-Finanzministertreffen am Montag noch nicht mit einer konkreten Entscheidung über eine etwaige Ausweitung der Hilfe für Griechenland zu rechnen ist, wird dieses Thema auch in den nächsten Tagen die Marktteilnehmer beschäftigen. Die zu erwartende Einigung auf ein Hilfspaket für Portugal sollte das Marktgeschehen kaum beeinflussen. Anders als in den letzten Tagen wird in den nächsten Tagen wieder eine ganze Reihe von Konjunkturdaten (USA: Verbrauchervertrauen, Konsumentenpreisindex, NY Empire Manufacturing Index, Industrieproduktion; EZ: BIP-Wachstum, Konsumentenpreisindex etc.) veröffentlicht. Die Anzahl an Unternehmen, die ihre Ergebnisse über das erste Quartal veröffentlichen werden, geht jedoch zurück. Da wir den jüngsten Kursrückgang als Folge der Veröffentlichung der Industrieproduktionszahlen Chinas für übertrieben halten, erwarten wir in den nächsten Tagen eine leichte Gegenreaktion und somit mehrheitlich etwas steigende Aktienkurse. Einen Risikofaktor stellt vor allem die nun wieder stark im Fokus der Marktteilnehmer stehende europäische Schuldenkrise dar.

Der Euro wertete in den letzten Tagen gegenüber dem US-Dollar ab. Vor allem die europäische Schuldenkrise lastete auf der Gemeinschaftswährung. Gleichzeitig profitierte der Dollar von der Veröffentlichung eines guten US-Arbeitsmarktberichts. In den nächsten Tagen sollten sich die Fortschritte hinsichtlich einer möglichen Ausweitung der Finanzhilfe für Griechenland in Grenzen halten. Beim Euro erwarten wir in diesem Umfeld gegenüber dem Dollar eine Seitwärtsentwicklung. Auch bei den Renditen der deutschen Bundesanleihen rechnen wir in den nächsten Tagen mit wenig Veränderungen.