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'Geld-für-umsonst-Party' wird Goldpreis weiter antreiben

Der Goldpreis kennt derzeit offenbar nur eine Richtung: aufwärts. Am Freitag stiegen die Futures zur Auslieferung im Juni bereits den dritten Tag in Folge auf ein neues Allzeithoch. Und ein Ende der Rally ist nicht abzusehen, sagen von Bloomberg News befragte Analysten. Sie verweisen darauf, dass der Wertverlust des US-Dollar die Nachfrage nach Gold als Investmentalternative erhöht. Auch Silber ist derzeit gefragt wie kaum zuvor.

Von den 21 befragten Händlern, Investoren und Analysten prognostizieren 18, dass Gold auch in dieser Woche zulegen wird. Das entspricht einem Anteil von 86 Prozent. Die wöchentliche Gold-Umfrage von Bloomberg News wurde vor fast sieben Jahren gestartet. In 207 der 360 Wochen stimmte das Ergebnis der Erhebung mit der späteren Goldpreisentwicklung überein - das sind 58 Prozent der Fälle.

"So lange Bernanke am Ruder ist, wird sich der Dollar nach unten bewegen und der Goldpreis nach oben", sagte Adrian Day, Chef von Adrian Day Asset Management in Annapolis, Maryland. Eine ähnliche Haltung teilt Matthew Zeman - Stratege bei Kingsview Financial in Chicago: "Der Dollar wird weiter an Boden verlieren auf absehbare Zeit. Daher macht es natürlich nur Sinn, in Edelmetalle investiert zu sein".

Die Schweizer Bank Credit Suisse Group AG prognostizierte Ende vergangener Woche, dass der Preis für Gold in den nächsten zwölf Monaten bis auf 1.650 Dollar je Feinunze klettern wird, nachdem die Analysten bislang nur von 1.550 Dollar ausgegangen waren. Auf nahezu diesem Niveau befand sich der Preis bereits am vergangenen Freitag.

Der Goldpreis ist seit Jahresbeginn um fast 50 Prozent geklettert, aner Credit Suisse sieht ebenfalls weiteres Aufwärtspotenzial - allerdings nur auf kurze Sicht. Der Einschätzung der Bank zufolge werden die hohen Preise und ein Überangebot auf 12-Monats-Sicht eher zu einem Rückgang beim Silberpreis führen. Sie geht davon aus, dass Silber in einem Jahr im Durchschnitt etwa 36 Dollar je Unze kosten wird. Bislang betrug die Prognose 30 Dollar.

Etwas optimistischer ist der grösste US-Produzent vom Silber. Angesichts des knappen Angebots und der robusten Nachfrage sei mit neuen Rekordpreisen zu rechnen, sagte Vorstandschef des Minenbetreibers Coeur d’Alene Mines Corp. zuletzt auf einer von Bloomberg organisierten Konferenz in New York. "Wir befinden uns in einem legitimen Markt, der von Finanzinteresse an Silber und starker Industrienachfrage vorangetrieben wird", sagte Dennis Wheeler. Bis Ende 2011 könne der Preis auf 55 Dollar je Unze steigen.

Die amerikanische Notenbank Federal Reserve hatte die Erholung der Konjunktur am vergangenen Mittwoch als "moderat" bezeichnet und den Leitzins in der Spanne zwischen null und 0,25 Prozent belassen - also auf jenem Niveau, auf dem er bereits seit Dezember 2008 verharrt.

Dieses "aussergewöhnlich niedrige" Niveau werde gehalten, und zwar für einen "längeren Zeitraum", hiess es in dem Protokoll zur Sitzung des Offenmarktausschusses. Bei der anschliessenden Pressekonferenz erklärte Fed-Chef Ben S. Bernanke, dass die Formulierungen im Protokoll den Schluss nahe legen würden, "dass es wohl noch ein paar Treffen" dauern werde, bevor die Fed ihren Kurs ändere. Wann die Geldpolitik gestrafft werde, wisse er aber noch nicht genau.

"Die Geld-für-umsonst-Party geht weiter. Und genau das wird den Goldpreis weiter nach oben trieben", sagte Zeman, der Stratege von Kingsview. Und Kollegen Lim Han Jo, ein Händler von Tongyang Futures Co. in Südkorea ergänzet: "Der Einbruch beim Dollar treibt die Leute förmlich in den Goldmarkt".

(Bloomberg)