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Polit-Streit um Flughafen - Herbst erwägt Rücktritt

Am Flughafen Wien sind Kraftproben um die künftige Aufsichtsratsspitze und sonstige politische Grabenkämpfe eskaliert. In dem Zusammenhang könnte dem börsenotierten Airport auch der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef abhanden kommen. Wie "Der Standard" (Donnerstagausgabe) schreibt, erwägt der interimistische Flughafen-Chef Christoph Herbst einen sofortigen Rücktritt und die Bewerbung für den Posten des freigewordenen Verfassungsrichters, wofür die Frist am 27. Mai endet.

Herbst wollte zu dem Bericht gegenüber der APA keinen Kommentar abgeben. Welche Form einer Demission vom Vorstand Herbst wählen könnte, sei offen, schreibt das Blatt.
Erste Möglichkeit: Er wechsle nach der Hauptversammlung (HV) am Freitag nächster Woche (29. April) sofort wieder in seine alte, derzeit ruhend gestellte, Funktion als Flughafen-Aufsichtsratvorsitzender.
Variante zwei: Herbst ziehe sich komplett aus dem Flughafen zurück und verzichte auch auf eine Rückkehr in den Aufsichtsrat. Offen, so der "Standard", sei, ob sein Förderer Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (V) dies goutiere, wobei Herbst auch für den Job als Höchstrichter Prölls Unterstützung brauche. Auslöser der ganzen Situation sei der vorige Woche bestätigte unerwartete Rücktritt von Ex-Bank-Austria-Chef Karl Samstag als Interims-Präsident des Aufsichtsrats gewesen.
Samstag sollte Herbst ursprünglich nur für dessen Vorstands-Zeit im Präsidium ablösen. Zwischen den beiden Hauptaktionären (Wien und Niederösterreich, jeweils 20 Prozent) war ausgemacht, dass Herbst anschliessend wieder das Ruder im Aufsichtsrat übernimmt. Das bedeutete ein Rückkehrrecht.

Die "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN) hatten zuletzt schon über einen Putsch im Aufsichtsrat spekuliert. Da sollte die Mehrheit für die SP-nahen Aufsichtsräte genutzt werden, um Ewald Kirschner von der Gesiba zukünftig als Aufsichtsratsvorsitzenden zu installieren, obwohl eben Herbst in diese Funktion zurückkehren sollte. Niederösterreich wolle Herbst nach seiner Zeit als Vorstand wieder als Präsident am Airport.

Die Wiener, so der "Standard", liessen nun aber keinen Zweifel daran, dass Kirschner (Chef der Wien-eigenen Wohnbaugesellschaft) als Aufsichtsratsvorsitzender nicht den "Pausenfüller" für Herbst abgebe. Über die Osterfeiertage werde sich nun der Spitzenjurist Herbst entscheiden müssen, welchen Weg er wähle. In einer Syndikatssitzung der Eigentümer Anfang nächster Woche, noch vor der HV, soll geklärt werden wie es weiter geht.
Zu derart wesentlichen Fragen sei zwischen den Syndikatspartnern Einstimmigkeit vereinbart. Seit dem Wechsel von Herbst in den Flughafen-Vorstand haben die "roten" Räte gleich zwei Stimmen Mehrheit im Kontrollgremium. Sollte es keine Verhandlungseinigung geben, dann werde die Entscheidung über den Aufsichtsrats-Vorsitz ein Mehrheitsvotum und die falle dann zugunsten der "Roten" aus.

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