, boerse-express

Poster: User-Meinung: Hypo Alpe Adria Bond

Poster: SkuesGründe warum die HAAG sich veranlasst sehen könnte, den 7,375 %er schon viel früher zu callen, als es zur Zeit der Markt erwartet

1) Generell glaube ich für die nächsten Jahre nicht an die Inflationsgefahr, die von den Medien und vielen Analysten zur Zeit in grellen Farben an die Wand gemalt wird.

Die USA kämpfen seit der Finanzkrise 2008 mit enormen Gelddruckprogrammen (QEx) gegen die Deflation, die durch die (noch immer) sinkenden Immobilienpreise in den USA verursacht ist, wobei dadurch als Nebeneffekt ein Ansteigen der Preise für Energie und Grundstoffe bedingt ist.

Dieses Ansteigen der Preise für Energie und Grundstoffe, das wir natürlich auch hier in Europa spüren, kann aber nicht zu einer Inflation führen, solange die Löhne der Bevölkerung nicht dementsprechend steigen und das ist, man sieht es sehr gut in Italien, eben nicht der Fall.

Das heißt wenn die Warenpreise aufgrund der höheren Grundstoffpreise für die Verbraucher steigen, müssen die Verbraucher mangels entsprechender Lohnerhöhungen entweder weniger oder ein billigeres Ersatzprodukt kaufen und das drückt dann wieder auf die Preise und die Inflationsrate bleibt niedrig.

Wenn die Inflationsrate niedrig bleibt, wird die EZB die Zinsen nicht erhöhen, auch wenn die festgestellte Inflationsrate mittelfristig über dem EZB Leitzinssatz (jetzt 1%) festgestellt wird,

und auch wenn durch höhere Grundstoffpreise die Inflationsrate mittelfristig in einen höheren Bereich um die 3-4% gelangen sollte, wird die EZB nicht über mehr als symbolische Leitzinssatzerhöhungen hinausgehen können, schon nicht um Italien, dass einen bedeutenden Anteil an der EU-Wirtschaft hat, in der derzeitig weiter angespannten Wirtschaftslage (siehe Spiegel Artikel, der die Situation recht gut beschreibt)

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-72370245.html

bei der Refinanzierung seiner Staatsschulden von gut 1760 Milliarden Euro, das sind 115,8 Prozent des BIP, zu gefährden. Jede Erhöhung des Leitzinssatzes auch nur um einen viertel Prozentpunkt erhöht bei 1760 Milliarden Euro den Zinsaufwand um 4,4 Milliarden Euro und das jedes Jahr.

Wenn Italien durch Zinserhöhungen der EZB in Bedrängnis gerät, gibt es keinen Rettungsschirm, der das finanzieren könnte und es würde wohl das Ende des Euro und katastrophale wirtschaftliche Folgen für alle EU-Kernländer bedeuten.

Ich glaube aber eher, dass, wenn die Gelddruckerei bei den Amis aufhört, die Grundstoffpreise wieder abrupt sinken werden, so ähnlich wie im Herbst 2008 und dann aufgrund der Deflationsgefahr der EZB Leitzinssatz weiter in Richtung Japanlevel absinken könnte. Ein Leitzinssatz von 0,5% oder sogar 0,1% würde mich dann nicht wundern.

Wenn nun meine Annahme eintrifft, dass wir in den nächsten Jahren weiterhin niedrige oder sogar noch geringere Zinsen haben werden, ist natürlich der 7,375 %er der HAAG gegenüber dem Floater eindeutig die bessere Wahl, auch wenn er in der Anschaffung teurer ist.

Wenn im Geschäftsjahr, in dem wieder Gewinn gemacht wird, das Zinsumfeld auf jetzigem Niveau oder sogar noch darunter liegt und sich die sanierte HAAG somit eigenkapitalähnliches Kapital wesentlich günstiger als mit 7,375 % verzinst besorgen kann, wird die HAAG mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gar keinen Zinstermin im folgenden Jahr abwarten, in dem ja dann 7,375 % von 75 Mio Euro Nominale fällig werden, sondern noch im laufenden Jahr, sobald sie sich des Gewinnes im Geschäftsjahr sicher ist, vom CALL-Recht Gebrauch machen und den 7,375 %er zu 100% einkassieren.

Beim Floater sehe ich, wenn das Zinsniveau tief bleibt, eher weniger Chancen, das er gecallt wird, da er keinen Zinsfloor hat und auch bei Gewinnen im Geschäftsjahr eine marktgerechte Finanzierung für die HAAG darstellt. Außerdem war das Emissionsvolumen beim Floater mit 150 Mio Euro doppelt so hoch wie beim 7,375 %er, es müsste also bei einem Call wesentlich mehr neues Kapital besorgt werden. Der Floater ist aber bei den derzeitigen Börsenkursen trotzdem interessant, als Absicherung falls Inflation und Zinsen doch wider Erwarten höher steigen sollten und natürlich für alle diejenigen, die an eine kommende größere Inflation über 5% glauben.

Was den Börsekurs betrifft, solange Inflation und Zinsen gering bleiben, gebietet schon die Logik, dass der 7,375 %er über dem Floater notiert. Historisch gesehen handelte der 7,375er über die 3 Krisenjahre der HAAG mit einem Aufschlag von 15% bis 25% zum Floater und in den Vorkrisenjahren vor 2008 war der Aufschlag sogar immer über 30% (= 7,375 %er notierte im Schnitt bei 100, Floater bei 80).

2) Vor kurzem, am 8.2.2011 hat die HAAG (aufgrund hoher Liqui-Reserven) ein öffentliches Rückkaufangebot für ein Nominale von 1.350.000.000 Euro staatsgarantierter Bonds gestellt, und zwar für 3 variabel verzinste Anleihen mit Gesamtnominale 350 Mio Euro und Fälligkeit im Sommer 2012 und für eine mit 3,125% fix verzinste Anleihe mit Gesamtnominale 1000 Mio Euro und Endfälligkeit im Juli 2013

http://www.hypo-alpe-adria.com/115/home.nsf/r/IR_ad_hoc/$file/Ad%20hoc%20Release%20Buy%20back%20110208.pdf

Das Angebot wurde dann planmäßig am 16.2.11 geschlossen, wobei das gesamte der Bank zu Rückkauf angebotene Nominale von 722,1 Mio Euro

http://www.hypo-alpe-adria.com/115/home.nsf/r/IR_ad_hoc/$file/Ad%20hoc%20Release%20Abschluss%20Buy%20back%2016022011.pdf

auch tatsächlich von der HAAG rückgekauft wurde.

Die HAAG hat also in etwa 53,5% der staatsgarantierter Anleihen rückgekauft und erspart sich damit Kosten von 8 Mio Euro pro Jahr (2009 und 2010 waren je 15 Mio Euro für die gesamte Nominale gezahlt worden), die für die Staatshaftung an die Republik zu überweisen sind.

Meine Überlegung ist nun die, wenn jetzt schon 722,1 Mio Euro eingesetzt werden, um Anleihen mit 3,125% Verzinsung rückzukaufen und damit Kosten von 8 Mio Euro pro Jahr zu sparen, kann man davon ausgehen, dass, wenn der 7,375 %er wieder zum Kostenfaktor wird, also wieder Gewinn in Aussicht ist, die HAAG mit einem Einsatz von nur ein bisschen mehr als einem Zehntel der bezahlten Summe für die staatsgarantierten, also mit 75 Mio Euro, den 7,375 %er callen wird, und sich so Zinszahlungen von 5.531.250 Euro pro Jahr ersparen kann.

3) Es gibt noch einen dritten Grund, warum die HAAG sich veranlasst sehen könnte, den 7,375 %er (und diesbezüglich vielleicht auch den Floater) zu callen, nämlich das neue Regelwerk Basel III für die Banken.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2013 werden alle hybriden Anleihen, die bestimmte Kriterien nicht erfüllen, nicht mehr als Eigenkapital für die Banken anerkannt und werden, sofern sie nicht schon vorher von Emittenten gecallt worden sind, als 100%iges Fremdkapital angesehen, wie jede andere Unternehmensanleihe auch.

Zu den Kriterien, dass in der Vergangenheit emittierte hybride Anleihen auch ab 1. Januar 2013 weiterhin als Eigenkapital der Bank anerkannt werden können, gehört auch, dass in den Emissionsbedingungen eine Verlustbeteiligung auf das Nominale im Falle von Verlusten der Bank im Geschäftsjahr vorgesehen sein muss.

Dies ist aber, wie wir wissen, bei den beiden HAAG Anleihen, die schon seit sehr langer Zeit emittiert sind, nicht der Fall.

Ab 1. Januar 2013 verlieren also – sofern sie nicht schon vorher von der HAAG gecallt worden sind – sowohl der 7,375 %er als auch der Floater ihren Status als hybrides Eigenkapital und werden für die Bank zu einer Verbindlichkeit im Sinne einer normalen Unternehmensanleihe.

Das zu Thema Basel III und hybride Anleihen Geschriebene habe ich selbst erzählt bekommen. Ich habe dazu keine Unterlagen und links. Wäre schön, wenn es hier im BE Forum einen Experten für Basel III und hybride Anleihen von Banken geben würde, der seine Meinung über das Gesagte hier posten könnte oder einen link, wo man das nachlesen kann.

------------------------------------------------------------------------ Threadansicht unter http://www.boerse-express.com/cat/postings/thread/711649 Mehr davon? NEU ist .... die Posting-Diashow mit dem Schnell-Überblick der jüngsten Postings (und mehr als 240.000 Postings im Archiv) http://www.boerse-express.com/cat/postings/dia/1