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Deutsche Börse treibt Megafusion mit Hochdruck voran

Die Deutsche Börse und Nyse Euronext wollen ihren Zusammenschluss schnellstmöglich finalisieren. Am Dienstag wollen die Führungsgremien beider Unternehmen zusammenkommen, um grünes Licht für die Megafusion zu geben, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Der neue Konzern solle DB NYSE Group heissen und in New York und Frankfurt gelistet sein.

Ein unterschriftsreiches Dokument für den Zusammenschluss gibt es den Kreisen zufolge noch nicht. Allerdings zeichnet sich immer klarer ab, wie der neue Börsenriese aussehen wird: Er soll die Rechtsform einer Europäischen Aktiengesellschaft (SE) oder eine niederländische NV haben. Als Firmensitz der Holding-Gesellschaft haben sich die Beteiligten den Angaben zufolge auf Amsterdam verständigt. Die Deutsche Börse wollte sich nicht zu den Informationen äussern, von der Nyse war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Börsenbetreiber hatten am Mittwoch weit fortgeschrittene Gespräche über einen Zusammenschluss zum weltweit grössten Handelsplatz für Aktien und Derivate bestätigt. Zusammen wären Deutsche Börse und die Nyse knapp 26 Milliarden Dollar (19,2 Mrd. Euro) wert.

Hinter den Kulissen arbeiten beide Parteien offenbar unter Hochdruck an einer Rahmenvereinbarung, über die die Aufsichtsgremien beider Konzerne dann am Dienstag beraten können. Sollte von den Aufsichtsräten grünes Licht kommen, könnten Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni und sein Nyse-Kollege Duncan Niederauer ihre Pläne bereits am Dienstag oder Mittwoch der Öffentlichkeit vorstellen. Die Deutsche Börse legt am Dienstagabend ihre Zahlen für das Jahr 2010 vor, am Mittwoch ist danach wie üblich eine Pressekonferenz angesetzt.

Formal soll die Nyse laut Informationen aus Finanzkreisen die Deutsche Börse schlucken, deren Aktionäre hielten dann aber rund 60 Prozent an dem neuen Konzern. Leiten soll die Mega-Börse Nyse-Chef Niederauer in New York, wo der Aktienhandel angesiedelt werden soll. Francioni soll als Verwaltungsratchef von Frankfurt aus arbeiten, von wo aus der Derivatehandel gesteuert werde. Auch über die Besetzung des Boards des kombinierten Unternehmen sei man sich einige, sagte ein Insider.

Die Details - beispielsweise über die Handelssysteme, die das neue Unternehmen verwenden wird - sollten dagegen erst nach der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung geklärt werden, sagte der Insider weiter. Es solle eine Person bestimmt werden, die sich um die IT-Koordination kümmere.

Kreisen zufolge will das Board des transatlantischen Börsenbetreibers Nyse Euronext am Sonntag zusammenkommen, um über die geplante Fusion zu beraten. Personen aus dem Umfeld der Unternehmen äusserten sich zuversichtlich, dass sich beide Seiten Anfang der neuen Woche auf einen Rahmenvertrag einigen werden. Die Verhandlungen seien weiter fortgeschritten als 2008, als die Fusionsgespräche zwischen beiden Konzernen scheiterten, sagte ein Insider. Er sei zuversichtlich, dass die Verhandlungen dieses Mal Früchte tragen werden. (APA/Reuters)

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